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Toni Ponholzer – Osttiroler Alpinenthusiast mit starkem Willen

Toni Ponholzer – Osttiroler Alpinenthusiast mit starkem Willen
26. Februar 2019

Sollte ich jemals einen herausfordernden Gipfel besteigen, dann mit Toni Ponholzer. Der Mann ist Kraft pur – nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Und dabei mit einer Lebensfreude ausgestattet, die ansteckend ist. Toni ist seit seiner Kindheit leidenschaftlicher Bergsportler. Seit 1982 ist er staatlich geprüfter Bergführer und Mitglied im Kalser Bergführerverein als professioneller Glockner Führer. Hauptberuflich ist der 1962 geborene Freileitungsmonteur.

Über die Jahre hatten wir beide immer wieder miteinander zu tun, da ich durch einen Sponsor seine Patagonien Expeditionen mit Medienarbeit begleite. Ich hab viel von diesen Gesprächen mit „Cheoma“ – so Tonis Spitzname – mitgenommen. Besonders in Erinnerung blieb mir seine Bitte, wie ich ihn und „Luner“ Peter Ortner in einer Presseaussendung 2016 nennen sollte: „Geh, schreib doch bitte leidenschaftliche Bergsteiger statt professionelle Alpinisten.“ Bescheiden und authentisch ist er. Der leidenschaftliche Bergsteiger hat nämlich beachtliche Erfolge vorzuweisen und ist durch seine Leistungen international bekannt.

Toni Ponholzer und Peter Ortner am Gipfel des Torre Egger in Patagonien 2015. Foto: Colin Haley

Schon in frühen Jahren hat Cheoma mit unzähligen Erstbesteigungen in den Dolomiten Geschichte geschrieben. Darüber hinaus ist er als zweiter Osttiroler die Eiger Nordwand durchstiegen, den Tserim Kang im Königreich Bhutan gemeinsam mit Sepp Mayerl 1982 erstbestiegen und war schon hunderte Male am Großglockner. Cheoma stand auch schon drei Mal am Gipfel des Cerro Torre in Patagonien und ist gemeinsam mit Luner der einzige Österreichische Bergsteiger, der alle 4 Hauptgipfel des Torre Massivs bestiegen hat.

Erfolge, die ihn zu einem Aushängeschild der Alpinszene Osttirols und zum Vorbild einer jungen Kletter- und Bergsteigergeneration machen. Wenn Toni nach einer Tour zur Gitarre greift und sein Cerro Torre Lied anstimmt, können schon genug Bergsteiger mitsingen. In einer Bar in Lienz gibt es auch Cheomas legendären Cerro-Torre Cocktail. „Der ist gleich extrem wie der Berg, nach einem gehst du heim.“, so Cheoma schmunzelnd.

Wer so fit ist wie Toni kann auch nach einem Gipfelsieg wie hier in Patagonien ausgiebig feiern. Auch dafür ist Cheoma bekannt und beliebt. Foto: Peter Ortner.

Mit dem Cerro Torre in Patagonien verbindet Cheoma eine besondere Geschichte. Seit er als 6jähriger an einer Bergmesse zum Gedenken des Bergsteigers Toni Egger teilnahm, verfolgt ihn das Rätsel rund um die unbestätigte Erstbesteigung durch die Nordwand von Toni Egger und Cesare Maestri im Jahr 1959: Maestri behauptete, mit Toni Egger aus Debant den Cerro Torre auf dieser Route bezwungen zu haben. Beim Abstieg verunglückt Toni Egger jedoch tödlich, mit ihm die Kamera mit dem Gipfelfoto. Seither wird der Gipfelsieg der beiden in der Bergsteigerwelt angezweifelt.

Dieses Ereignis prägte in gewissem Sinne Cheomas Lebensweg. In unzähligen Expeditionen versucht er nämlich seit 1987, auf den Spuren Toni Eggers durch die Nordwand zu klettern, um dort Beweise der angezweifelten Erstbesteigung zu finden und Eggers Reputation zu rehabilitieren. Bis jetzt ergebnislos. Mittlerweile wird immer auch mehr fraglich, ob die beiden Alpinisten damals tatsächlich den Gipfel erreichten. Für Cheoma spielt das keine Rolle mehr. Am 27. Februar 2019 macht er sich zu seiner 29. Reise nach Patagonien auf.

Er plant die Erstbesteigung durch die Nordwand des Torre – Eggers Linie – dann eben zu dessen Ehren. Seit seiner ersten Expedition in den 80ern hat er viele Monate in Patagonien verbracht. In Tonis Anfangszeiten existierte der heutige Talort El Chaltén als Basislager noch gar nicht. Er erzählt mir, dass er damals monatelang im Wald lebte und sich auch mal Mäuse fing, damit er genug zu essen hatte. Neben Gipfelerfolgen hat er über die Jahre auch unzählige Kontakte und Freunde in Patagonien gesammelt. Er gilt als einer der besten Kenner des Cerro Torre, was ihn auch auf die Kinoleinwand brachte. Der Film „Cerro Torre – Nicht der Hauch einer Chance“ mit David Lama katapultierte ihn und Luner endgültig an die Spitze der bekanntesten Bergsteiger der Welt.

Heute begleitet Toni wieder – wie schon öfter – eine seiner drei Töchter zu unserem Treffen. Wie sie mit der gefährlichen Leidenschaft des Vaters leben kann, frag ich Lisa? Die Töchter verbindet ganz offensichtlich eine herzliche, innige Nähe mit ihrem Papa. „Wir stehen alle hinter ihm und wünschen, dass er es diesmal schafft und sein Traum in Erfüllung geht.“ Lachend erklärt sie mir, wie sie Toni mit Instagram vertraut gemacht hat, damit er diesmal aus Patagonien mit seinem Cheoma_Offical Account alle Interessierten auf dem Laufenden halten kann. Instagram hat er eindeutig schon im Griff. Begleitet wird er bei seiner Expedition 2019 von den jungen Bergsteigerkollegen Vittorio Messini und Matthias Wurzer, beide wie er Kalser Berführer und Top Alpinisten mit Patagonien Erfahrung. Wir können gespannt sein, wie es ihm diesmal bei dem Versuch, die Nordwand des Cerro Torre erstmals zu besteigen, ergehen wird.

Vorbereitungen auf eine Patagonien Expedition in der Heimat. Foto: Rainer Eder
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Erika R.Wirtz
Erika R.Wirtz
2. Mai 2023 2:41

Hallo ihr zwei Kletterer,habe schon viel zum Thema Cerro Torre gelesen,mich interessiertest sehr.War in den 60er Jahren oft in Huben mit den Eltern.Stüdlhütte,3 Zinnenhütte usw.Vielleicht komme ich bald mal wieder.
Bleibt brav u.grüßt mir den Glockner.
Herzlichst Erika

Katharina
Katharina
14. Oktober 2022 10:23

Toll

Osttirol Redaktion
Osttirol Redaktion
Antwort an  Katharina
17. Oktober 2022 11:48

Liebe Katharina! Danke dir! 🙌 Liebe Grüße, dein Osttirol Team.