Gottschaunalm – Almparadies im Osttiroler Virgental

Die sind berühmt für ihre Blumen, hat’s geheißen. Das sei fast kitschig, aber man müsse das mal gesehen haben. Die Gottschaunalm: Auf bald 2.000 Metern Höhe, sonnenverbranntes Holz, über die Wiesen hinweg ein weites Panorama auf mindestens acht Dreitausender, Schneefelder, Schmetterlinge und Kuhglockenläuten … und die üppige Blumenpracht eben. Und sollte irgendjemand Kitsch für etwas Komisches halten – es ist einfach nur paradiesisch, liebevoll arrangiert ohne aufgesetzt zu wirken, mit einem feinen Blick fürs Detail. Apropos Liebe:  Die geht ja bekanntlich durch den Magen und so viel sei verraten – die besten Krapfen, die gibt’s hier auch.

Blütenpracht auf fast 2.000 Metern

Noch bevor der erste Radler oder das alkoholfreie Bier, ein gespritzter Apfelsaft oder Kaffee bestellt ist, wandert der Blick über die Blumentöpfe und Kästen. Rund um die Gottschaunalm strahlen lilafarbene Pelargonien aus saftigem Grün, orangefarbene Gazanien wetteifern mit zitronengelben Gauklerblumen. Die Sommerazaleen drängeln sich im rosa Bausch nach vorn und auch der leuchtendgelbe Balkonprinz zeigt, was er zu bieten hat. Wirtin Silvia Ortbauer kann gar nicht alle Blumensorten aufzählen. Es sind zu viele. „Die Anni, ihre Schwiegermutter, hat hier den großen Generalplan“, lacht sie. Im März holt sie nach und nach die Überwinterer aus dem Schlaf, sät, zieht auf, setzt, pikiert … Sie weiß, welche Pflanzen mehr Schatten brauchen, welche mehr Sonne und welche gut nebeneinander gedeihen. 

Die besten Krapfen weit und breit

Silvia und ihr Team helfen bei der Blumenpflege während des Sommers. Von Ende Juni bis Ende September empfängt die 28-Jährige Wanderer:innen und Mountainbiker:innen. Bei vielen hat sich herumgesprochen: Auf der Gottschaunalm im Osttiroler Virgental gibt’s unschlagbar gute Krapfen. Stimmt. Dafür setzt Silvia morgens um halb acht den Teig an. Bis die Krapfen auf dem Holzherd herausgebacken sind und warm in den großen Körben liegen, ist’s halb zehn. Rezept gibt’s keines: „Es ist a bissl a G‘fühlssache“, sagt sie, es gäbe halt keine Mengenangaben. „Ich hab‘ das alles von da Anni g’lernt.“ Mehl und Milch seien drin, Eier, Germ, Anis, a bissl Salz. Den Gästen ist’s gleich. Sie genießen einfach das luftig-lockere Gebäck mit einer dicken Schicht Staubzucker, einem Glas Milch, Buttermilch oder einer Tasse Kaffee – nach dem Aufstieg haben sie es sich verdient. 

Sommerfrische immer wieder

In eineinhalb, zwei Stunden geht’s vom Parkplatz Marin in Virgen in Osttirol Richtung Gottschaunalm. Und schon der Weg ist, wie man sich so eine Sommerfrische vorstellt: mit rauschenden Bächen, schmalen Wegerln für alle, die nicht die Forststraße nehmen, schattigen Bäumen, Bänken zum Ausruhen, der Blick übers Tal Richtung Virgen bis hin zum Zettersfeld. Für viele Wanderer ist die Gottschaunalm auch Zwischenstation zur Schmiedleralm, Niljochhütte oder zur Bonn-Matreier Hütte. Manch Einheimische:r macht eine ganze Runde, viele Urlauber:innen kommen zum wiederholten Mal. 

Stille, Panorama und Selbstgemachtes auf der Gottschaunalm

Silvia selbst lebt als gebürtige Oberösterreicherin seit drei Jahren in Virgen. Für die Liebe ist sie hergezogen. Ihr Lebensgefährte Reinhold übernimmt mit Schwiegervater Hans die Arbeiten mit dem Vieh und im Stall, auf den Weiden und Wiesen. Was sie selbst genießt? „Es macht Freude, so vieles selbst herzustellen“, erklärt sie. Der Speck sei ebenso selbstgemacht wie der Graukas, die Butter, der Joghurt. „Der längste Weg ist vom Stall zur Alm.“ Und natürlich, dass sie selbst auch mal niedersitzen und das Panorama und die Stille genießen kann. Beim Abschied ist es, als würde man ein kleines Wunderland verlassen. Der eingepackte Krapfen schafft’s nicht mal bis zum Parkplatz ins Tal, so verführerisch hat er geduftet. Schön war’s. Kitschig schön. Einfach wunderbar.

Gottschaunalm auf der Karte anzeigen