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Vom Venediger nach Venedig an einem Tag

Vom Venediger nach Venedig an einem Tag

Eine wahre Geschichte über zwei Osttiroler Bergfexe!

Der Großvenediger, im Voksmund auch „Venediger“ genannt, ist der 4. höchste Berg in Österreich. Die Stadt Venedig liegt in Italien, umringt von Wasser, ist Weltkulturerbe und Touristenmagnet.

Ein Berg in den Alpen und eine Stadt am Meer. Die beiden Orte, die wohl kaum unterschiedlicher sein können, haben Florian Rienzner und Vater Josef an einem einzigen Tag aus eigener Körperkraft bereist!

Sonnenaufgang am Großvenediger und Sonnenuntergang in Venedig. An einem Tag:

An einem Sommertag im Juli 2004 radelten die beiden Alpinisten Florian Rienzner und Josef Rienzer mit dem Rad auf die Johannishütte in Prägraten. Dort schnallten Sie die Tourenski an und marschierten auf die Defereggerhütte. Nach einer Übernachtung auf der Defereggerhütte ging es um 03.00 Uhr in der Früh mit den Skiern hinauf auf den Großvenediger, genau rechtzeitig, um am Gipfelkreuz den Sonnenaufgang zu erleben. Mit den Skiern ging es dann einen Kilometer hinab Richtung Tal, es wurde auf das Rad umgeschwungen und es ging ab in den Süden. Nach Stunden am Rad haben die beiden Sportler bei Sonnenuntergang das legendäre Venedig erlebt. Zurückgelegt haben die beiden in der kurzen Zeit insgesamt knapp über 300 km!

Ich traf Florian Rienzner zum Gespräch über sein bisher größtes Abenteuer: Vom Venediger nach Venedig!

Interview mit Florian Rienzner:

Hallo Florian, 2004 war ja gar nicht euer erster Anlauf.

Das ist richtig. Wir haben es schon ein Jahr vorher zur gleichen Zeit probiert. Aber das Glück sollte nicht auf unserer Seite sein. Wir unterschätzten die Strecke sowie die Anstrengungen um einiges und genehmigten uns noch eine üppige Zwischenmahlzeit in Lienz. (Mit fatalen Folgen. Mit vollem Bauch sollte man nicht nur eine halbe Stunde nicht ins Wasser gehen, sondern offensichtlich auch nicht Radfahren.) Wir sahen schon einige Kilometer vor Venedig,  dass sich das Ziel nicht mehr bis zum Sonnenuntergang ausgehen würde und brachen das Vorhaben ab.

Aber ihr habt nicht aufgegeben…

Nein, aus Fehlern lernt man ja bekanntlich. Also fuhren wir die Strecke noch zu Ende, analysierten, was nicht so gut lief und waren fest davon überzeugt, dass wir es dann beim nächsten Anlauf schaffen würden. Und so war es auch!

Wie kam die Idee des Projekts?

Ein Freund meines Vaters, Helmut Presslaber, hatte diese Idee schon vor 30 Jahren. Allerdings plante er die Tour zu Fuß, was er aber wieder fallen ließ, da dies schlichtweg nicht realisierbar wäre. Da haben mein Vater und ich die Idee „weitergesponnen“ und um Mountainbikes ergänzt.

Wie hast du diesen Tag erlebt?

Mein Vater war damals 64, ich 33. Wir wollten unbedingt noch einmal etwas gemeinsam machen. Eine anhaltende Geschichte. Eine Erinnerung, die ewig währt. Und das ist uns damit gelungen. Zu der Zeit war mir mein Papa als Pensionist einiges voraus. Ich war überhaupt nicht trainiert, da ich gerade am Hausbauen war. Und trotzdem hat’s gereicht (lacht).

Wart ihr nur zu zweit unterwegs?

Mein Bruder und meine Mutter reisten via Begleitfahrzeug mit. Sie versorgten uns mit Erfrischungsgetränken zwischendurch und wären im Falle einer Panne die Retter in der Not gewesen.  Außerdem brachten sie uns wieder nach Hause.

Habt ihr unterwegs mal einen Zeitstress gehabt?

Eigentlich gar nicht. Da halfen uns die Erfahrungswerte des ersten misslungenen Anlaufs sehr.

Florian Rienzner ist von klein auf begeisterter Bergsteiger, Tourengeher und Radfahrer. Sport begleitete ihn immer. Die Leidenschaft zum Sporteln und zur Natur hat er von seinem Vater Josef. Seinen Brotberuf hat er in der Stadtgemeinde Lienz gefunden. Dort arbeitet er seit 20 Jahren im Wirtschaftshof als Tischler. Auch sonst ist Florian Rienzner sehr aktiv. Erst ist Mitglied der Bergrettung Osttirol, der Alpenraute Lienz sowie der Freiwilligen Feuerwehr Lienz. Er hat eine 18-jährige Tochter.

Das klingt nach dünn besiedelter Freizeit…

Einteilungssache. An einem Wochenende muss immer Platz für einen Familientag sein. Außerdem starte ich meistens schon sehr früh. Um 3-4 Uhr in der Früh geht’s auf den Berg, mit den Schiern dann runter und dann bin ich zu Mittag wieder daheim. Das frühe Aufstehen macht mir eigentlich gar nichts aus. Die Belohnung bekomme ich oben am Gipfel.

Wie weit bist du schon gereist für deine Touren?

Haupstächlich Europa. Montblanc, Matterhorn, Elbrus waren meine letzten Auslandsreisen. Aber in der Heimat ist es doch am schönsten.

Was schätzt du am Klettern oder Berggehen in Osttirol?

Die noch großteils unberührte Natur und dass es  nicht so überlaufen ist wie in anderen Gebieten.

Josef Rienzner, der Vater von Florian Rienzner war schon immer ein begeisterter Sportler. Unter anderem ist er den Jakobsweg zweimal mit dem Rad gefahren. Er hat beim Baubezirksamt gearbeitet. Vor einigen Jahre ist er gestorben: „Mein Papa ist vor 5 Jahren tödlich verunglückt. Er ist bei einer Bergtour abgestürzt. Bis zum Schluss durfte er schöne Touren gehen und mein Trost ist, dass er dort starb, wo er am liebsten war. Er ist 75 Jahre geworden und konnte bis zum Schluss das tun, was er gerne mochte“, erzählt Florian Rienzner.

Ein weiteres Highlight, das Vater und Sohn verbindet ist der „Kastengrad“ in Kals. Bei dieser Route geht man vom Kalser Tauernhaus bis zum Gipfel des Großglockners. Dabei übergeht man 15 3000er. „Ich bin diese Tour vor 3 Jahren gegangen.  Von 2 Uhr in der Nacht bis halb 7 am Abend. Mein Vater hat das schon vor Jahren gemacht. Und immer wenn er davon erzählte, hatte er ein Grinsen im Gesicht. Dieses Grinsen wollte ich auch haben“, erklärt Florian Rienzner mit einem Grinsen im Gesicht.

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