Bösartige Menschen behaupten, dass Osttiroler und Darmwinde etwas gemeinsam hätten. Sind sie erst einmal draußen, gehen sie nicht mehr zurück. Als Innsbrucker in erster Generation, mit Osttiroler Wurzeln, bin ich also der lebende Beweis dafür, dass Gase nur selten an ihren Ursprung zurückkehren. Tun sie es einmal doch, dann nur unter besonderen Umständen, oder auf Grund enger Verbindungen.
Alles Spekulationen
Seit ich mit solch böswilligen Behauptungen und Vergleichen konfrontiert bin, stelle ich mir die Frage, wieso diese eigentlich zutreffen? Warum verlassen so viele Osttiroler ihre Heimat und kommen nur zu runden Geburtstagen, Feiertagen oder Beerdigungen zurück? Immerhin sind weder Südtirol, noch der Felbertauern, noch Oberkärnten reale Schließmuskeln, die eine Rückkehr in die Heimat verhindern würden. Anstatt nur darüber zu sinnieren und mir aberwitzige Gründe und Geschichten auszudenken, habe ich zu recherchieren begonnen.
Auf und davon, um das Heil an einem anderen Ort zu suchen
Andreas, Sarah, Thomas, Julian, Alex und Alex sind allesamt Studenten an einer Hochschule in Innsbruck. Da ist der Fall schnell klar. Wer studieren will, muss unweigerlich, zumindest für eine gewisse Zeit, raus aus Osttirol. Außer man interessiert sich für Mechatronik. Dann gibt es gute Nachrichten, immerhin wird ab dem Wintersemester 2016 in Lienz ein universitäres Mechatronik-Studium auf Bachelorniveau angeboten. Wer sich aber sozial-, wirtschafts-, oder geisteswissenschaftlich weiterbilden will, muss Lienz unweigerlich verlassen. Gleiches gilt für all jene die besondere Karrierewünsche hegen. Auch hier gibt es meist keinen Ausweg, als das überschaubare Job-Angebot im Südosten Tirols zu akzeptieren und das Heil an einem anderen Ort zu suchen.
Landidyll vs. Urbanität
Mit jedem Jahr in dem man in einer anderen Stadt studiert, arbeitet und sich sozial integriert, schwindet die Wahrscheinlichkeit auf eine Rückkehr zu den Wurzeln. Wen dann doch die Sehnsucht nach der Heimat packt, der muss erst einmal einen besonders toleranten Partner kennenlernen, der das ländliche, ruhige, fast besinnliche Leben, das Osttirol durchaus liebenswert macht, dem urbanen vorzieht. Dass dies nur in den seltensten Fällen eintritt, beweisen die Bemühungen der Osttiroler Wirtschaft und Politik, die verlorenen Schäfchen wieder zurückzuholen. Eine regionalentwicklungstechnische Herausforderung, die über die Zukunft eines ganzen Bezirks entscheidet.
Das romantische Bild von grünen Bergwiesen
Ich selbst bin in Innsbruck aufgewachsen und hier zur Schule gegangen. Auch sprachlich erinnern nur mehr wenige Nuancen an meine Osttiroler Herkunft. Dennoch spüre ich eine starke Verbundenheit mit diesem Land. Nicht nur weil meine Großeltern, viele Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen noch in Osttirol leben, sondern auf eine Art und Weise die in mir Stolz hervorruft, wenn ich darüber spreche, davon erzähle oder darüber schreibe. In meinem Kopf lebt ein romantisches Bild von grünen Bergwiesen, geheimnisvollen Wäldern, majestätischen Gipfeln und von Stille. Innerer und äußerer Stille. Nach Hause fahre ich immer dann, wenn die Batterien leer sind, die Energie verbraucht. Wenn die Muse sich verabschiedet und Gedankenchaos hinterlassen hat. Immer dann setze ich mich in den Zug, in den Bus, in Richtung Südost. Denn kein anderer Ort auf dieser Welt schenkt mir so viel Ruhe.
Das Leben scheint in Osttirol einfach langsamer zu verlaufen. Nicht alles ist wichtig, nicht alles muss sofort. Die geographische Abgeschiedenheit, die Zurückgezogenheit, hoch oben zwischen Tauern und Dolomiten hat eine eigene Art zu Leben erschaffen. Osttirol hat eine besondere Kraft. Wer diese einmal erlebte, wird sie nie vergessen und unweigerlich eines Tages den Drang verspüren, sie wieder fühlen zu wollen.
Die Hobbits haben ihr Auenland, in das sie auch nach weiten Reisen und großen Abenteuern immer wieder gerne zurückkehren. Mit Osttirol ist das nicht anders.
Viele ziehen aus, erkunden die große weite Welt, leben ihre persönlichen Abenteuer. Doch wenn das Fernweh und die Abenteuerlust sich längst verabschiedet haben, so bleibt eines immer noch bestehen – die Starke Verbundenheit zu den eigenen Wurzeln, die Erinnerung, ein romantische Bild von einem Ort, an dem man immer wieder gerne zurückkehrt. Mal kurz. Mal länger!

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Liebe Marlies! Vielen Dank für dein Feedback! 😉 Erfahrungen fernab der Heimat zu sammeln, ist wichtig, um beruflich sowie persönlich zu wachsen! Wenn man nach den Reisejahren wieder zurück zu den Wurzeln kehrt, wird man die Heimat stets mit anderen Augen sehen! 😍 Den Menschen zieht es dorthin, wo sein Herz ist! ❤ Liebe Grüße, dein Osttirol Team.