Der Herrgott wohnt recht weit droben, auf ungefähr 1.480 Meter, und auf der Sonnenseite des Defereggentals. Jedenfalls der Herrgott vom Planer Johann. Der zählt zu den bekanntesten Schnitzern Osttirols.
Die Werkstatt von Johann Planer liegt auf rund 1400 Meter Höhe. Dort lassen sich auch einige Krippen bewundern. Mit unzähligen Schnitzeisen entstehen kleine hölzerne Kunstwerke.
Krampus-Larven aus St. Veit
Johanns Tag beginnt frühmorgens mit einem Blick auf sein aktuelles Werk. Nach einer Tasse Kaffee geht’s an die Arbeit. Meist sind es Auftragsarbeiten, nur Einzelstücke, nie Kopien, teils Altare und Grabkreuze. Jetzt im Winter fertigt er viele Krippenfiguren und Larven, wie die hölzernen Masken genannt werden. Die kommen am 6. Dezember zum Einsatz, wenn nicht nur der Nikolaus mit den Engerln die Kinder beschenkt, sondern auch die zotteligen Krampusse in großer Anzahl im Defereggental ihr Unwesen treiben. Gruslig sind sie, selbst wenn sie da nur an der Wand hängen. „Einhundert Jahre zurück waren die Larven einfacher und kleiner“, erklärt der 60-Jährige. Mit der Zeit seien sie eben immer brutaler, extremer geworden. Gefertigt sind sie aus Zirbenholz, weil’s leichter ist. Mit einer Maske aus Linde zum Beispiel hätte der Krampus das doppelte Gewicht zu tragen. Allein in Osttirol gibt’s über einhundert Maskenschnitzer. Jeder hat eine andere Handschrift. Und einige haben es von Johann gelernt.
Eine Krampus-Larve von Johann Planer: der Schrei Krampuslarven entstehen aus Zirbenholz. Es ist leichter als andere Holzarten.
Er selbst hat’s von seinem Vater. Der war nicht nur Landwirt, sondern, seit ihn ein Unfall in den Rollstuhl zwang, auch leidenschaftlicher Krippenbauer. Seine Ausbildung hat der Sohn dann im Lechtal absolviert, als Holz- und Steinbildhauer. Dabei lernte er auch das Vergolden und Restaurieren. Seine Malereien haben bei der Aufnahmeprüfung überzeugt. Sein Vorbild ist bis heute der österreichische Bildhauer Josef Bachlechner der Jüngere, dessen Motive aus Bronze und Stein vor allem religiös motiviert sind.

Weil Johann meist Krippen und Krippenfiguren schnitzt, ist er manchmal auch auf einem Weihnachtsmarkt, jedoch weniger um sie zu verkaufen, als sie auszustellen. Am 24. November dieses Jahres beispielsweise fand in der Wiener Peterskirche eine Krippenschau statt. Auch die Heinzelmännchen-Krippe in Köln hat er schon bestückt, andere lebensgroße Figuren standen und stehen in Hamburg und Berlin. „Fast in jedem Bundesland in Deutschland“, sagt er, „und auch in Italien.“
Bei Herrgottschnitzer Johann Planer werden auch ganze Altare in Auftrag gegeben. Liebevoll bis ins Detail: eine kleine Krippenszene
Wer mag, kann sich auch zum Schnitzkurs bei ihm anmelden: „Ich muss es nur früh genug wissen.“ So toben sich nicht wenige Wintersportler im Defereggental am Vormittag auf der Piste in St. Jakob und am Nachmittag mit dem Schnitzeisen in der warmen Werkstatt aus.
Honigwarmer Zirbenduft erfüllt die Räume, in denen Anfänger ebenso wie gelernte Möbeltischler konzentriert schnitzen, modellieren, färben, beizen. Und am Ende fährt dann eine kleine Figur mit nach Hause, vielleicht ein Bär oder ein Adler, oder vielleicht das Christkind. Denn der Herrgott ist ja eigentlich überall zuhaus‘.
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Ich bin heute durch Zufall auf diese Seite gekommen,weil ich ein Rezept für eine Gerstlsuppe suchte. Tolles Layout, ansprechende Fotos und schôn geschriebene Texte, danke 🙂
Hallo Kornelia, das freut uns. Hast du denn ein Rezept gefunden? Viele Grüße, Monika
Ich liebe Osttirol. Bei unserem letzten Aufenthalt durften wir Hr. Planer persönlich in seinem Haus kennenlernen. Seitdem sahen wir ihn auch immer wieder im TV.
Seine Arbeiten sind beeindruckend, so wie dieses Fleckchen mit der wunderbaren Bergwelt.
Vielen Dank liebe Christa für dein Feedback! Es freut uns zu hören, dass du dich in unsere Heimat verliebst hast 😉