Abenteuerlich, abwechslungsreich, aufregend und den ganzen Tag in der Natur genießen: so stellt man sich den Alltag eines Nationalpark-Rangers vor. Das stimmt auch alles, aber da steckt noch viel mehr dahinter. Ich habe mich mit Matthias Berger, einem Experten aus dem Nationalpark Hohe Tauern getroffen und erzähle euch, was sich hinter diesen Mythen verbirgt.
Heimatliebe
Für unser Interview hätten wir uns wohl keinen besseren Treffpunkt als die Nationalparkgemeinde Prägraten am Großvenediger aussuchen können. Das idyllische Bergwanderdorf am Fuße des mächtigen Großvenedigers, schmiegt sich an die unberührte Landschaft des Virgentals, umrandet von über 50 imposanten Dreitausendern. Die letzten Meter über die Bergstraße hinauf, bis ich das Heimathaus von Matthias, den Oberbichlerhof auf 1535 Metern Seehöhe erreiche. Mit einem Glas frischer Ziegenmilch aus eigener Produktion empfängt mich Matthias herzlich.
Aufgewachsen auf einem Bauernhof in der Nationalparkgemeinde Prägraten am Großvenediger, wurde ihm die Liebe zur Natur wohl schon in die Wiege gelegt.
Von Kind an war Matthias viel in der Natur, half stets fleißig am elterlichen Hof mit und lernte die Natur- und Tierwelt lieben und schätzen. Seine Leidenschaft verfolgt er heute nicht nur als Nationalpark-Ranger, sondern auch als Landwirt. Gemeinsam mit seiner Familie betreibt er den höchsten Bauernhof der Gemeinde auf 1.535 Metern Seehöhe. Die Geschichte des Oberbichlerhofes geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Seit Generationen wird er von Familie Berger im Einklang mit Tradition und Natur bewirtschaftet, seit 1992 biologisch. Die vielseitige Produktpalette ist am Talmarkt in Matrei erhältlich, von Speck, Schaf-Salami, Milch bis hin zu prämierten Edelbränden und Fruchtlikören aus der hauseigenen Schnapsbrennerei findet man hier alles, was das Herz begehrt. Bei manchen Touren überrascht Matthias seine Teilnehmer mit einer Jause direkt vom Bauernhof. Natur pur lautet hier die Devise.
Der Weg zum Nationalpark-Ranger
Genau am Tag unseres Interviews vor 11 Jahren begann seine Karriere als Nationalpark-Ranger. Auf die Frage, was ihn heute noch an seinem Beruf begeistert, antwortete er prompt, die Liebe zur Natur, die Begeisterung, die man mit den Leuten teilen kann und die Abwechslung. Für Matthias ist der Nationalpark Hohe Tauern nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Lebens- und Erlebnisraum. Seine Begeisterung spürt man in jedem seiner Worte.
Voller Begeisterung und Elan teilt Matthias sein fundiertes Fachwissen mit Interessierten. © Martin Lugger
Nach einer 5-jährigen Ausbildung an der Landwirtschaftsschule in Salzburg standen ihm viele Türen offen, doch es zog den gebürtigen Prägratner wieder in seine Heimat.
Gründe dafür gibt es einige. Seine große Liebe, mit der er mittlerweile 2 Kinder hat. Daneben die unendliche Leidenschaft zur Natur- und Tierwelt, die atemberaubende Bergwelt und nicht zuletzt der Nationalpark Hohe Tauern, wo er seit dem Jahr 2008 als Ranger beschäftigt ist. Dort teilt er mittlerweile schon seit über 10 Jahren seine Leidenschaft und sein fundiertes Fachwissen mit anderen.
© Martin Lugger
Seit dem Jahr 2010 gibt es österreichweit eine zertifizierte Ausbildung zum Nationalpark-Ranger. Zoologie, Botanik, Geologie, naturschutzfachliche Grundlagen, ökologische Zusammenhänge bis hin zu Exkursionsdidaktik, spezielle Alpin-und Winterkurse sowie naturpädagogische Vermittlungsmethoden und Erste-Hilfe-Kurse bilden die Basis der 3-jährigen Ausbildung. Als perfekte Begleiter führen die Ranger nun seit mehr als 20 Jahren sicher durch den Nationalpark Hohe Tauern, während sie ihr Wissen über Botanik, Wildtier-, Vogel- oder Schmetterlingskunde sowie Interessantes zu regionalen Besonderheiten teilen.
Geheimtipps
Als eine seiner Lieblingstouren betitelt Matthias den Knappentreck, eine 2-tägige Tour auf alten Pfaden zwischen dem Defereggen- und Virgental. In St. Jakob im Defereggental startet das Abenteuer in Richtung Trojeralmtal. Am Weg in Richtung Knappengruben teilt er sein Wissen über unterschiedlichste Pflanzen- und Tierarten sowie über historische Ereignisse. Ein besonderes Highlight: die selbstgemachten Bauernjause, die Matthias direkt vom eigenen Hof mitbringt. Nach einer kleinen Stärkung führt die Wanderung anschließend weiter über die Dürfeldalm zur Reichenbergerhütte, wo auch übernachtet wird. Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm und so genießt man am nächsten Morgen gemeinsam den Sonnenaufgang am Berg – das ist Gänsehautfeeling pur. Anschließend führt der Weg über das Großbachtal zu den Umballfällen nach Ströden.
(c) Johannes Geyer (c) Johannes Geyer
Ein weiterer Geheimtipp: eine Schneeschuhwanderung in Prägraten! Ein ganz besonderes Erlebnis im Nationalpark Hohe Tauern, das man sich laut Matthias nicht entgehen lassen darf. Besonders freut es ihn dabei, den Gästen die Schönheit seiner Heimatgemeinde näher zu bringen. Am Weg beobachtet man Gämse, mit etwas Glück auch Steinböcke und Steinadler. Matthias kennt die Gegend in-und auswendig, wodurch die Touren je nach Kondition, Lust und Laune der Gruppe variieren. Aber eines haben alle gemeinsam: die atemberaubenden Naturlandschaften.
Botschafter des Nationalparks Hohe Tauern
Tatsache ist, dass die Ranger des Nationalparks Hohe Tauern tagtäglich einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des größten Schutzgebietes der Alpen leisten. Der Alltag eines Nationalpark-Rangers besteht jedoch aus viel mehr, als den Tag in der Natur zu genießen. Ranger im Nationalpark Hohe Tauern zu sein, ist nicht irgendein Beruf, es ist eine Berufung.
Die Ranger leisten tagtäglich einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des größten Schutzgebietes der Alpen.© Martin Lugger
Ein Ranger bringt neben dem Interesse für die Naturwelt, fundiertes Fachwissen, Kommunikationsstärke, Wetter- und Stressresistenz sowie die richtige Menge an Elan mit. Daneben verfügen sie auch über Wander- und Bergerfahrung sowie über spezielles naturkundliches Wissen. Sie sind gewissermaßen das Bindeglied zwischen Menschen und Natur. Das macht eine Tour mit einem Ranger an der Seite zu einem ganz besonderen Erlebnis – sie wissen genau, wo sich die schönsten Plätze befinden und wo man Steinadler, Bartgeier, Gämse oder Murmeltiere beobachten kann.
Unterwegs im größten Nationalpark Mitteleuropas
Der Nationalpark Hohe Tauern zählt zu den großartigsten Hochgebirgslandschaften der Erde. Mit 15.000 Tierarten bildet der Nationalpark Hohe Tauern Lebensraum für ein Drittel aller in Österreich vorkommenden Tierarten. 1.856 km2 unberührte Natur für Pflanzen, Tiere und Menschen und 4.308 km Wanderwege. Dazwischen 551 Bergseen und 36 Ranger, die im größten Nationalpark Mitteleuropas als Botschafter des Naturschutzes mit Leib und Seele tätig sind und jedes Jahr unzählige Gäste mit ihrer Begeisterung und ihrem Fachwissen in den Bann ziehen. Darunter auch Matthias Berger. Fest verwurzelt in der Region kennt er den Nationalpark wie seine eigene Westentasche: jeden Felsen, jede Pflanze und jeden noch so versteckten Winkel.
© Martin Lugger
Nicht jeder kann von sich behaupten, seinen Arbeitsplatz inmitten von solch einer atemberaubenden Naturvielfalt zu haben. Von imposanten Wasserfällen, den größten Gletscherflächen der Ostalpen bis hin zum höchsten Gipfel Österreichs. Tausende von seltenen Tier- und Pflanzenarten haben hier ihre Heimat gefunden und so soll es auch in Zukunft bleiben. Dafür setzen sich die Ranger des Nationalpark Hohe Tauern ein und versuchen, dies auch den Besuchern näher zu bringen.
Mich hat Matthias mit seiner Begeisterung auf alle Fälle bereits in den Bann gezogen und ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch im Nationalpark Hohe Tauern.
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