Wortwörtlich ist das Figerhorn mit seinen 2743m im Kalser Ködnitztal ein Berg der Begegnungen. Dort treffen Menschen, Tiere und die Berge der Großglocknergruppe in einer atemberaubenden Kulisse direkt aufeinander. Am vergangenen Wochenende machten sich mein Bergkollege, Marco Außerlechner und ich auf dem Weg, um mehr über die Geschichte und die Faszination dieses Berges zu erfahren.
Es ist ein strahlend schöner Morgen, hier am Parkplatz im Ködnitztal in Kals. Charakteristisch für das Figerhorn sind die morschen Felsflanken, die gegen das Ködnitztal abbrechen. Unsere Tour auf das Figerhorn beginnt mit einer heißen Tasse Kaffee im Alpengasthaus Lucknerhaus. Wer den König der österreichischen Bergwelt, den Großglockner, einmal aus der Idealperspektive bewundern möchte, sollte sich diesen Namen merken. Sowohl im Sommer als auch im Winter ist das Figerhorn ein beliebtes, wenn nicht das beliebteste Ziel vieler Naturbegeisterten.
„Figerhorn- Wendelin Weingartner Weg“
Direkt von der Sonnenterrasse des Alpengasthauses startet unsere Tour beim Schild „Figerhorn- Wendelin Weingartner- Weg“. Bei meinen Nachforschungen über den Wendelin Weingartner- Weg konnte ich herausfinden, dass dieser Steig nach dem ehemaligen Tiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner benannt wurde. Über ein kurzes bewaldetes Gebiet führt uns der Steig aus der Waldgrenze heraus hoch zum Blumenmeer auf den Greiwiesen.
Über das Blumenmeer Greiwiesen
Bei den Greiwiesen angelangt, kommen uns bereits die ersten Wanderer vom Aussichtspunkt „Greil Bühel“ entgegen. Ich erkläre Marco, dass sich die Greiwiesen in der Außenzone des Nationalparks Hohen Tauern befinden und dort das Wirken der Menschen noch erlaubt ist. Speziell für die Greiwiesen bedeutet dies, dass die Bergwiesen alle zwei Jahre von den Bergbauern gemäht werden und die Artenvielfalt erhalten bleibt.
Die Begegnungen mit der Vielfalt an Gräsern, Kräutern und alpinen Blumen sind auf diesen Bergwiesen schier grenzenlos. Um nur einige zu nennen blüht auf den Greiwiesen sowohl der Türkenbund (Lilium martagon gilt als besonders geschützt), das männliche Knabenkraut (Orchis mascula gilt als besonders geschützt) und das schwarze Kohlröschen (Gymnadenia nigra gilt als besonders geschützt), welche in unseren Breiten als „Blutstropfen“ bekannt ist.
Nach dem Blumenmeer „Greiwiesen“ kommen wir am Aussichtspunkt „Greil Bühel (2247m)“ an, wo man einen großartigen Fernblick über das Kalsertal hat. Der schöne Ausblick über den Talboden von Kals hat eine kurze Pause verdient, so verharren wir zwischen Enzianen und Trollblumen.
Bei sonnigem Wetter kann man von diesem Aussichtspunkt bereits das Gipfelkreuz am Gradrücken erkennen. Von dort aus geht es über Wiesen hoch bis zum Gipfel. Auf unserem Weg Richtung Gipfel fällt uns auf, dass sich auf dem Figerhorn sowohl Jung und Alt treffen – Begegnungen der Generationen.
Begegnungen mit Murmeltier und Co.
Vom Aussichtspunkt „Greil Bühel“ machen wir uns auf den Weg Richtung Gipfel. Über die weiten Bergwiesen machen sich einige bekannte Tierchen bemerkbar – die Murmeltiere. Immer wieder wird laut „aufgepiffen“. Man kann schon fast meinen, dass die Murmeltiere am Figerhorn ihre natürliche Scheu vor dem Menschen verloren haben, dennoch halten sie immer noch den nötigen Abstand zu uns Menschen.
Unterwegs treffen wir auch auf alte Bekannte vom Lucknerhaus. Sie erzählen uns, dass sich oben am Gradrücken ca. 10 ausgewachsene Steinböcke aufhalten. Sie erklären uns auch, dass die Tiere an der Freiwand grasen. Wenn wir Glück haben sind die Tiere noch da, wenn wir am Gipfel sind, so Marco.
Vor dem letzten Anstieg machen wir noch eine kleine Pause. Zeit das Fernglas auszupacken. Mit ihm hat man die ideale Weitsicht. Auf einmal wird es hektisch. Lange Pfiffe klingen hoch zu uns. Die Murmeltiere, die noch kurz vorher ruhig in der Sonne vor ihren Bauten badeten, verschwinden blitzschnell. Auf einmal streift ein riesiger, schwarzer Schatten über unsere Köpfe hinfort. Ein Steinadler zieht seine tägliche Runde im Ködnitztal. Nach dieser Begegnung mit diesem majestätischen Tier setzen wir unseren Weg Richtung Gipfel fort.
Im Reich der „Big Five“
Kurz vor dem Gipfel machen wir noch eine kleine Rast, um die Königin der Alpenblumen zu bewundern- das Alpenedelweiß. Während wir die wunderschöne Aussicht vom Gradrücken aus bewundern, kommt kurz unterhalb von uns Bewegung ins Spiel. Eine kleine Gruppe von Gämsen stößt zu den grasenden Bergschafen, welche die Gräser und Kräuter der Bergwiesen des Figerhorns kurzhalten, hinzu. Begegnungen wie diese sind auf dem Figerhorn keine Seltenheit.
Ganz oben am Gipfel des Figerhorns
Nach den Begegnungen mit den „Big Five“ sind wir nun am Gipfel des Figerhorns angekommen. Sowohl im Sommer als auch im Winter weiß das Figerhorn zu begeistern. Der Höhepunkt ist sicherlich das atemberaubende Bergpanorama. Die umliegenden Berge der Glocknergruppe, sowie der zum Greifen nahe Großglockner sind ein Ausblick wie im Bilderbuch. Oben am Gipfelkreuz werden Erinnerungen an vergangene Touren auf das Figerhorn wach.
Ein besonderer Moment war der Sonnenuntergang vergangenen Herbst. An diesem Abend war alles perfekt. Die Stimmung am Himmel, als die Sonne hinter den schier riesigen Bergen im Westen unterging, war kaum in Worte zu fassen. Wir wurden, meiner Meinung nach, mit einem der schönsten Sonnenuntergänge wieder ins Tal geschickt. Das ist unser Stichwort, noch schnell ein Foto für das Album und ab geht’s nach Hause.
Abstieg zum Lucknerhaus
Auf unserem Rückweg vom Gipfel zum Auto macht sich der Hunger bei uns bemerkbar, deshalb entschieden wir uns, dass unser nächstes und letztes Ziel das Lucknerhaus ist. Bei strahlendem Sonnenschein nehmen wir auf der geräumigen Sonnenterasse Platz.
Bei einem ofenfrischen Schweinsbraten mit Semmelknödel und hausgemachten Sauerkraut bitte ich Christina Oberlohr, mir einige Fragen zum Lucknerhaus und dem Figerhorn zu beantworten. Christina erzählt mir, dass das Lucknerhaus in den Jahren 1951- 1953 erbaut wurde und zuerst Luckneralm genannt wurde, aber mit der Eröffnung von Anfang an als Alpengasthof betrieben wurde. Derzeit wird das Lucknerhaus in der dritten Generation von Hans Oberlohr geführt.

Während der Hauptsaison, die in den Sommermonaten ist, hat das familiär betriebene Alpengasthaus bis zu 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mein Hauptaugenmerk liegt vor allem auf der atemberaubenden Aussicht, die man vom Lucknerhaus auf den Großglockner hat.
Die traditionelle Atmosphäre und die Aussicht auf den höchsten Berg Österreichs machen das Flair des Lucknerhauses aus. Eines will ich noch von Christina wissen, und zwar, welchen Bezug die Familie zum Figerhorn hat. Sie erzählt mir, dass Sie und ihre Familie ein ganz besonderes Verhältnis zum Gipfel und vor allem zum Gipfelkreuz haben.
Das Gipfelkreuz ist nämlich ihrem verstorbenen Bruder/Sohn Andreas gewidmet. Schon zu Lebzeiten hat Andreas davon gesprochen, dass das Figerhorn, mit seinem außergewöhnlichen Blick auf den Großglockner, ein Gipfelkreuz verdient hätte. Der Verein Dark Devils, wo auch Andreas Mitglied war, erfüllte ihm seinen Wunsch von einem Gipfelkreuz und stellte 2008 das Gipfelkreuz am Figerhorn als Andenken an Andreas auf.
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