So weich, so g‘schmeidig und wie sie sitzt – wie eine zweite Haut. Im Winter warm, im Sommer kühl. Eine Hirschlederne ist eine echte Anschaffung. Sie ist immer maßgeschneidert und man hat sie fürs Leben. Und so kommt es, dass die Säcklerin Margit einiges zu tun hat bei „merit Landhausmode“ in Lienz.
Für die Hochzeit ebenso wie für den Alltag
„Im Landhausstil kannst du du selbst sein, das kann man in keinem anderen Gwand“, sagt Geschäftsführerin Susanna Manai-Wendlinger. Ganz besonders wichtig ist ihr, dass die Kleidung stets zu demjenigen passt, der vor ihr steht. Und so füllen nicht nur Dirndl, Janker und Gilets, Hemden, Blusen und Schals für jeden Typ und Geschmack die Kleiderstangen und Regale. Wahre Schätze hängen im oberen Stockwerk: große Hirschlederstücke, verführerisch weich, noch unbearbeitet. Einer lässt sich damit eine Brauthose schneidern, ein anderer will sie im Wald tragen, ein dritter im Alltag – angezogen ist man damit immer. Trends gibt es dabei kaum: „Seit Jahren schon trägt man hüftig“, sagt Margit. Das sei einfach bequemer, für Herren ebenso wie für Damen.
Initialen und andere individuelle Stickereien
Wer dann hier Maß nehmen lässt, darf sich Zeit nehmen. Wird’s eine lange, eine Kniebund-Hose oder eine kurze? Welche Farbe soll das Leder haben und welche Stärke? Welche Schnalle darf es sein und sind lieber Hosenträger oder Gürtel gewünscht? Auch die Stickereien fertigt Margit selbst. Die Farbe kann man sich aussuchen – meist ist der Zwirn rohweiß. Ebenso das Muster: Der eine mag seine Initialen auf der Messertasche, der andere am Bruststeg. Und je nachdem, wie sehr die Hose strapaziert werden soll, ist das Garn dicker, etwa bei Jägern oder eben dünner. Von der Stickerei hängt übrigens auch der Preis ab – je mehr und aufwendiger, desto teurer ist die Hose. Und wie pflegt man ein solches Stück, das zig Jahre lang halten soll? Kein Problem: Einfach mit einem Spezialwaschmittel bei 30 Grad in die Waschmaschine oder in die Reinigung geben.
Schlicht und kurz: eine fertige Hirschlederne Bereit zur Abholung: eine liebevoll gefertigte Hirschlederne
Monatelange Vorarbeit
Das Leder stammt – natürlich – vom einheimischen Hirsch. Vom Iselsberg zum Beispiel, aus dem Defereggen– oder dem Debanttal. Hier bemerkt man vielleicht eine kleine Narbe, da sind die Spuren eines Kampfes auszumachen. Doch bevor es bei Margit in der Nähstube landet, dauert es rund ein halbes Jahr: Nach dem monatelangen, sorgfältigen Gerben wird es gefärbt. Und so hängt das edelste aller Leder schließlich seidenweich und in den unterschiedlichsten Grün- und Braunschattierungen in Margits Nähstube, bereit zur Verarbeitung.
Ein Stück Osttirol zum Mitnehmen
Wer übrigens am Anfang einer Urlaubswoche Maß nehmen lässt, kann seine Hose am Ende abholen und mitnehmen. Zwischendurch heißt es dann raus aus den Ski- oder Wanderstiefeln, rein in die Hose zur Anprobe. Und auch wenn es bei Einheimischen einmal rascher gehen soll, „dann rattert die Maschine eben auch nachts“, sagt Margit, die seit rund 25 Jahren als Säcklerin Hirschlederne anfertigt. „Über 1500 Hosen habe ich schon genäht“, sagt sie stolz. Und wer seine Hirschlederne schließlich anzieht, trägt ein Unikat. Fürs Leben.
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