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Osttiroler Gesichter

Gabriel Wibmer und der Flow im Bikepark Lienz

Gabriel Wibmer und der Flow im Bikepark Lienz

Ich hab mich mit dem Local Bike Hero Gabriel Wibmer auf einen Kaffee in der Bike-Bar Lienz getroffen. Früh morgens, vor der Öffnung des Bikeparks. Sobald das Areal nämlich belebt ist, hat Gabriel für ein Interview keine Zeit mehr, weil er Autogrammwünsche erfüllen und für Selfies posieren muss. Das macht der sympathische Osttiroler aber bereitwillig und gelassen im Anschluss an unser Gespräch. Schließlich hat Gabriel viele Erfolge vorzuweisen: 1.Platz beim Glemmride Bike Festival Open Junior U19 diesen Sommer, 2018 Österreichischer Staatsmeister U17 Downhill, 2017 der 1.Platz beim U17 Crankworx IBK oder der dritte Platz beim U17 iXS European Downhill Cup, 2016 krönte er sich in der U15 Kategorie bei den iXS International Rookie Championships zum inoffiziellen Weltmeister seiner Altersklasse. Dabei folgen seinen Edits auf Instagram 125.000 Fans, sein YouTube-Kanal hat 3,6 Mio. Aufrufe.

Gabriel, denkst du, dass Osttirol ein besonders gutes Pflaster für Biker ist? Immerhin sind du und dein Cousin Fabio Ausnahmetalente mit mittlerweile hohem Bekanntheitsgrad.

Gabriel: „Bei mir zu Hause auf 1000m Höhe macht Fußballspielen nicht wirklich Spaß – weil man den Ball ständig holen muss, wenn er 300m den Hang runter rollt. Früher war ich ohne Führerschein auch nicht mobil, deshalb war mein Zuhause mein Playground. Wir haben einfach angefangen Trial zu fahren, uns Kicker und Sprünge zu bauen. Bei uns gibt es eine Mauer, an der Fabio und ich noch heute gemeinsam trainieren, wenn er daheim ist.

Klar ist Osttirol ein gutes Pflaster für den Bike Sport. Für mich persönlich hat hier alles begonnen. Deshalb freut es mich und macht mich stolz, mit dem Osttirol-Logo am Helm bei Rennen zu starten und so meine Heimat international präsentieren zu dürfen.“

Du kannst ja jetzt mit 17 schon auf eine Karriere zurückblicken, wie hat sich deine Sportlaufbahn entwickelt?

Gabriel: „Begonnen hab ich sehr jung mit Motocross. Später bin ich mangels Trainingsmöglichkeiten auf Motorrad-Trial umgestiegen. Mit 12 Jahren hab ich den European Downhill Cup erlebt und wusste, dass ich genau das will: Den Adrenalinkick der Geschwindigkeit, die Schwerelosigkeit der Sprünge. 2 Monate später hatte ich mein erstes Downhill Bike und 2016 fuhr ich die ersten Rennen.“

Du fährst neben Downhill noch Motocross, Street Bike und Urban Trial. Was machst du am liebsten?

Gabriel: „Ich bin nicht der Typ, der nur eine Sache macht. Am Downhill-Bike vergesse ich alles um mich herum, hier liegt mein Fokus. Motocross macht mir immer noch Spaß, ich hab gerade ein neues Motorrad gekauft. Für mich ist dieser Sport ein passender Ausgleich um runter zu kommen, genauso wie Street Bike und Urban Trial.“

Welche Downhill Trails magst du am liebsten?

Gabriel: „Der Flow der Trails im Bikepark Lienz ist genial. Gemeinsam bringen es der „Peter Sagan“- und „Alban Lakata“-Trail auf über 7km und ordentlich Airtime, das macht schon Spaß. Die schwarze „Welcome to the Jungle“-Route nah an der Falllinie über Wurzeln und Steine reizt mich natürlich. Zum Training und für Rennvorbereitung bin ich mit meinem Vater aber in ganz Europa unterwegs.“

Generell muss deine Familie bei deiner Karriere eine wichtige Rolle spielen, sie hat ja schon in sehr jungen Jahren angefangen…

Gabriel: „Mein Vater ist Sportfanatiker und ausgebildeter Fitness Trainer. Er hat mich immer unterstützt und motiviert. Wir legen gemeinsam im Bus viele tausend Kilometer zurück. Generell steht die gesamte Familie – meine Eltern und meine Schwestern – hinter mir. Natürlich hat sich meine Mutter auch mal Sorgen wegen Verletzungen gemacht, aber sportlicher Ehrgeiz und sicher auch Talent gehören bei uns einfach dazu.“

Kannst du eigentlich Tipps zum Biken abgeben?

Gabriel: „Sorry, so einfach geht das nicht:-). Wichtig ist, dass du Spaß an einer Sache hast, dann kannst du auch etwas erreichen. Ich hab aus Spaß mit dem Biken und später aus Spaß mit den Rennen begonnen. Und der ist definitiv geblieben. Was neben einem grundlegenden Talent sicher wichtig ist: Früh mit einer Sportart zu beginnen. Ich war von klein auf auf einem Bike – mit oder ohne Motor. Wer später erst als Quereinsteiger anfängt, hat diese Praxis natürlich nicht.“

Die Bike-Bar Crew, das Bikepark- und Dolomite Bike Verleihcenter-Team freuen sich immer über den Besuch des Local Heroes.
Die Bike-Bar Crew, das Bikepark- und Dolomite Bike Verleihcenter-Team freuen sich immer über den Besuch des Local Heroes.

Wie sieht der Trainingsplan eines Downhill-Bikers aus?

Gabriel: „Das ist bei mir als Schüler von der Jahreszeit abhängig. Während der Schule trainiere ich ein bis zwei Stunden täglich. Wenn ich Zeit habe – wie jetzt in den Ferien – bin ich den ganzen Tag am Bike – zum Beispiel hier am Hochstein. Zusätzlich trainiere ich ein bis zweimal die Woche mit Fitness-Geräten zu Hause nach einem Trainingsplan. Ich bin zwar lieber am Bike als im Fitness-Studio, aber der Muskelaufbau ist wichtig, auch für den Fall eines Sturzes.“

Was war für dich bisher eigentlich dein größter Erfolg?

Gabriel: „Der dritte Platz letztes Jahr beim U17 iXS European Downhill Cup in Tschechien war ein geiles Erlebnis. Auf dieser Strecke hatte ich mir im Jahr zuvor das Schlüsselbein gebrochen, da geht man die Strecke dann schon mit Respekt an.“

Wo siehst du dich in 3 Jahren Gabriel?

„Ich bin jetzt noch zwei Jahre am Borg Lienz bis zur Matura, das steht als einziges fest. Egal wie erfolgreich ich bin, der Abschluss ist mir wichtig. Alles andere ist schwer zu sagen. Ich werde weiterhin Downhill fahren und Spaß dran haben – und sehen, was sich entwickelt.“

Ganz ehrlich – hast du nie Angst?

Gabriel: „Angst hab ich eigentlich nie. Aber nach einem Sturz wie ich ihn 2017 hatte (Schlüsselbeinbruch), kommt man nicht von einem Tag auf den anderen wieder in Rennmodus. Durch Konzentration und Fokus am Trail lässt sich das aber wieder schnell aufbauen.“

Was ist das nächste große Ziel?

Gabriel: „Kurzfristig der Europacup im Brandner Tal. Ob ich starte hängt allerdings vom Termin für einen Film Dreh ab, an dem ich beteiligt bin.“

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