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Kultur & Tradition, Osttiroler Gesichter

Vom Musel zur Krampuslarve – einem Schnitzer zugeschaut

© Verena Weiler

In den Werkstätten, Kellern und Garagen Osttirols fliegen speziell im Herbst unzählige Zirbenholzspäne – es naht die Krampus- und Klaubaufzeit. Die vielen Schnitzer widmen sich in dieser besonderen Jahreszeit mit viel Hingabe dem traditionellen Handwerk und erschaffen für sich selbst oder Freunde Krampuslarven. Ich durfte Schnitzer Michael Pfurner alias „Michl“ bei seinem jüngsten Werk begleiten. Vom rohen Holzklotz bis zur fertigen Krampusmaske. Begleitet mich bei einem Blick hinter die Kulissen der traditionellen Larvenschnitzerei.

Das Handwerk im Blut: Schnitzer Michl Pfurner

Michl Pfurner schnitzte bereits im Alter von sieben Jahren seine erste Krampuslarve. Die Leidenschaft für das Schnitzen wurde ihm quasi in die Wiege gelegt: Sein Großvater Josef Pfurner schnitzte detailreiche Krippenfiguren, sein Onkel Alfons Pfurner, sowie sein Nachbar Adolf Meilinger arbeiteten ebenfalls kunstvoll mit Holz. Dennoch entwickelte Michl seine Begeisterung für das Larvenschnitzen erst im Alter von 28 Jahren zu einem leidenschaftlichen Hobby. Inspiriert von den Schnitzern Magnus Senfter, Klaus „Kata“ Köck und Friedl Lercher, verbrachte er viele Stunden in seinem Keller, wo er seine eigenen Larven entwarf und schnitzte.

Der Wert einer Krampuslarve: fast unbezahlbar

Michl hat beim Krampuslaufen in der Adventzeit mit seiner Larve namens „Mumie“ seine Freundin Carina kennengelernt. Daher ist sie für ihn die kostbarste seiner Werke. Obwohl er bereits ein Angebot von 4.000 Euro dafür erhalten hat, bleibt sie für ihn unverkäuflich! Im Durchschnitt liegt der Preis für eine von Osttiroler Schnitzern hergestellten Krampus- oder im hinteren Iseltal häufig auch als „Klaubauflarve“ bezeichnet, zwischen 700 und 1.000 Euro. Nach meinen Recherchen wurde für eine Larve aber auch schon 10.000 Euro bezahlt.

Der Weg des Holzes: Vom Zirbenwald aus Villgraten zum Holzklotz

Die wichtigste Ressource für eine Larve ist natürlich das Holz. Hierbei wird ein rein Osttiroler Kreislauf verfolgt. Michls Schwiegervater hackt das Holz aus seinem Zirbenwald in Außervillgraten. Anschließend gelangen die Rohstücke, die sogenannten „Holzmusel“ nach Iselsberg, wo sie in präzise Bretter geschnitten werden. Die fertigen Bretter kehren anschließend zurück nach Außervillgraten, zu einem Kollegen seines Schwiegervaters, der sie zu stabilen Holzklötzen verleimt, ehe diese in die kunstvollen Krampuslarven verwandelt werden.

Schnitzmessers mit Motorsäge, Winkelschleifer, Hobeln
Michl’s Schnitzwerkzeuge: Schnitzmesser, Motorsäge, Winkelschleifer und Hobel

Vom Rohholz zur Krampuslarve: Die ersten Schritte der Formgebung

Das Schnitzen einer Krampus- oder Klaubauflarve ist ein aufwendiges Handwerk, das nicht nur Leidenschaft und Geschick, sondern auch eine erhebliche Zeitinvestition erfordert. Bis eine Larve ihre endgültige Form erreicht, sind etwa 60 Stunden sorgfältiger Arbeit nötig. Auch das Werkzeug hat seinen Preis: Ein Schnitzmesserset kostet zwischen 300 und 1.000 Euro.
In dieser Bilderreihe (klicke auf den Pfeil nach rechts, um alle Bilder zu sehen) ist der faszinierende Prozess vom Musel zur ersten Form sichtbar. Aus dem rohen Holzklotz entsteht Schritt für Schritt die Krampuslarve, die langsam ihre Gestalt annimmt.

Zirbenholz für Krampuslarve Klaubauf - Vom Musel zur Krampuslarve
Der Holzklotz aus Villgrater Zirbenholz
Schnitzer Krampuslarve - Vom Musel zur Krampuslarve
Vorschneiden mit der Motorsäge
Erste Schnitzarbeiten mit Schnitzerwerkzeug
Das Holz in Gesichtsform bringen
Schnitzer hobelt Krampuslarve - Vom Musel zur Krampuslarve
Michl hobelt die Krampuslarve und verleiht ihr erste Konturen
Kugelfräser für Winkelschleifer: Präzises Werkzeug für das Formen der Larve
Kugelfräser für präzises Formen der Larve
Feine Holzarbeit mit dem Schnitzmesser: Präzision und Handwerkskunst im Detail
Feinarbeit mit dem Schnitzmesser

Feinschliff und Aushöhlen – Die Form wird verfeinert

Vom Musel ist nicht mehr viel zu sehen. In dieser Bilderreihe wird der Feinschliff vorgenommen, während die Krampuslarve weiter ausgearbeitet und sorgfältig ausgehöhlt wird, um ihre endgültige Form zu erhalten.

Bearbeiten der Larve mit der Drahtbürste
Feinschliff: Strukturgebung mit der Drahtbürste
Glätten der Oberfläche: Feinarbeit mit Schleifpapier
Glätten der Oberfläche: Feinarbeit mit Schleifpapier
Kleine Hämmerarbeiten für die Oberflächenstruktur
Kleine Hämmerarbeiten für die Oberflächenstruktur
Vorzeichnung des Holzmotivs für das Aushöhlen mit der Motorsäge
Vorzeichnung des Holzes für das Aushöhlen mit der Motorsäge
Aushöhlen des Holzklotzes mit der Motorsäge gefüllt mit Biokettenöl
Aushöhlen mit der Motorsäge gefüllt mit Biokettenöl
Aushöhlen des Holzes mit dem Hobel - vom Musel zur Krampus oder Klaubauflarve
Aushöhlen des Holzes mit dem Schnitzmesser und dem Schlögel

Das Holzstück nimmt Farbe an: die Larve wird lebendig

Vom Musel zur Krampuslarve: In den nächsten Bildern erhält Michl’s Krampuslarve durch das Bemalen ihre charakteristische Farbe und Ausdruckskraft, die ihr Leben einhaucht. Zuerst wird sie grundiert und nach dem Trocknen mit Acryl- und Ölfarben bemalt. Die feinen Details machen jede Larve zu einem unverwechselbaren Einzelstück.

Krampuslarve nach der Grundierung
Die Larve nach der Grundierung
Michl Pfurner beim Bemalen der Krampuslarve
Bemalen der Krampuslarve mit Acryl- und Ölfarben
Bemalen der Larve mit verschiedenen Pinseln für feine Details
Bemalen der Larve mit verschiedenen Pinseln für feine Details
Die Krampuslarve von Michl erhält Klammern als Piercings
Die Larve erhält Klammern als Piercings
Die Larve erhält Farbtupfer mit dem Pinsel zur individuellen Gestaltung
Die Larve erhält Farbtupfer mit dem Pinsel zur individuellen Gestaltung

Letzte Schritte: Haare und Innenpolsterung befestigen

Der Holzklotz ist verschwunden und die Krampuslarve wird fertiggestellt. Im folgenden Prozess nimmt der Schnitzer die finalen Details vor: Er befestigt die Haare und versieht die Larve innen mit Polsterung, sowie feinem Leder, um den Tragekomfort während des Krampuslaufs zu gewährleisten.

Die Haare werden sorgfältig auf die Larve geklammert
Die Haare werden sorgfältig auf die Larve geklammert
Die Haare werden sorgfältig auf die Larve geklammert
Anbringen der Haare für den finalen Look
Anbringen des Schaumstoffs für die Polsterung der Larve
Zuschneiden des Schaumstoffes für die Polsterung der Larve
Anbringen des Schaumstoffs in die Krampuslarve
Anbringen des Schaumstoffs
Holzklotz zur Larve - Festklammern des Rehleders über der Schaumstoffpolsterung
Festklammern des Rehleders über der Schaumstoffpolsterung

Die Verwandlung in der Krampuswoche: „Riamps mi eine“

Vom Musel zur Krampuslarve und hinein in die volle Montur. Mit schwarzen Stiefeln, Fell, Glocken und der neu gefertigten Krampuslarve ist die Verwandlung vollständig. Der einst sympathische Michl wird zum furchteinflößenden Krampus, bereit, die Dörfer mit Glockenklängen zu bereichern und die Tradition lebendig werden zu lassen.

„Riamps mi eine“ – so lautet der typische Ausruf, bevor die Verwandlung stattfindet. Dabei legt man sich mit dem Fell nach hinten auf den Glockengurt, und die Kollegen ziehen die Riemen fest. Jetzt beginnt die aufregende Vorweihnachtszeit.

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Bertl
Bertl
22. November 2024 8:32

Super Beitrag, fein beschrieben! 👍👹

Karel Hofmann
Karel Hofmann
21. November 2024 14:02

Solche Künstler genießen aufgrund der geringen Zahl aktiver Künstler großes Ansehen

Andreas
Andreas
21. November 2024 13:36

Ich komme aus Deutschland und bin totaler Fan dieser Larven. Ich durfte in Lienz auch schon mal ganz viele sehen und habe mir auch eine Minilarve gekauft. Dies Hängt seit dem Tag in meinem Auto am Rückspiegel 🙂

Manuel
Manuel
18. November 2024 21:22

super Larven top Schnitzer 💪🏼 immer wieder perfekte Arbeit

Josef OBERPICHLER
Josef OBERPICHLER
15. November 2024 8:28

Sehr schön

Osttirol Redaktion
Osttirol Redaktion
Admin
Antwort an  Josef OBERPICHLER
15. November 2024 9:35

Lieber Josef, da stimmen wir dir voll und ganz zu! 👏

Hans W.
Hans W.
14. November 2024 21:46

Hallo Michl !
Herzlichen Glückwünsch zu deinem gelungenen Beitrag! Es ist bemerkenswert zu sehen , wie viel Mühe und Engagement du in deine Arbeit investierst.
Lg. Hans

Osttirol Redaktion
Osttirol Redaktion
Admin
Antwort an  Hans W.
15. November 2024 9:43

Hallo Hans,
wir finden es auch toll, dass Michl seine Leidenschaft für das Handwerk so gekonnt ausleben kann 👏

Evi
Evi
14. November 2024 18:09

Bravo Michl 👏🏻, volle super

Tom
Tom
14. November 2024 14:37

Sehr cool. Lei weiter so. Hetz werd’s echt amol Zeit zen vabeischaugn. 👍👌

Nico Forcher
Nico Forcher
14. November 2024 13:18

Gewaltige Lorvn Michl 👌🏼👍🏼

Philipp Pfeifhofer
Philipp Pfeifhofer
14. November 2024 1:41

Oanfoch lei gewaltig michl 💪👹

Christian
Christian
13. November 2024 16:56

Michl bisch echt a top Künstler!

Voll coole Gschichte Verena!

Marco Stangl
Marco Stangl
13. November 2024 12:38

Wie imma a gewaligs larvl. Hun ma a nix ondas erwortet. Sauba🤟

Pfeifer Sabine
Pfeifer Sabine
13. November 2024 8:44

Deine Larven sind gewaltig, der Weg vom Stubaital zu dir hat sich gelohnt. Die Larve hat einen Ehrenplatz im Zimmer unseres Sohnes.

Santino
Santino
13. November 2024 8:25

Geile Sch…. Michl

Bastian Brunner
Bastian Brunner
13. November 2024 8:13

Oanfoch lei gewaltig michl😈 hun jo gewisst dass ama unta de bestn kimmsch und non a ana bisch😈

MELI Widmann
MELI Widmann
12. November 2024 21:22

Gewaltiger Beitrag weiter so Michl 😎

Sandra
Sandra
12. November 2024 14:23

So cool Michl 🙂
Und toller Beitrag Verena