Über Lienz thront das wunderschöne Schloss Bruck. Was früher Residenzsitz der Görzer Grafen war, ist heute Kulturgut von unschätzbarem Wert.
Mit dem Bau des Schlosses wurde im Jahr 1252 begonnen, und bis zum Jahr 1500 war es Residenzsitz der Grafen von Görz. Das Herrschaftsgebiet vom nördlichen Kroatien über Slowenien, Friaul, Süd- und Osttirol wurde von Lienz aus verwaltet. Dass auf Schloss Bruck der Hochadel residiert hat, davon zeugt noch heute die zweistöckige Kapelle der Burg. Denn im Hochmittelalter durfte sich nur der Hochadel erlauben, Kapellen über zwei Geschoße zu bauen. Über ihnen, so besagte es die Hierarchie, standen nur mehr Gott und der Kaiser. Im Alttiroler Raum finden sich derartige Kapellen nur etwa auf Schloss Ambras (bei Innsbruck) und auf Schloss Tirol (bei Meran) wieder.
Ihre Macht verdanken die Görzer Grafen ihren guten Kontakten zum Patriarch von Aquileia, der es ihnen ermöglichte, im südlichen Alpenraum Besitzungen zu erwerben. Ihren Namen übernahm die Adelsfamilie von der heute zu Italien gehörenden Burg in der Stadt Gorizia/Görz.
Der älteste Teil der Burg ist der sogenannte Bergfried, der mächtige Turm der Burg, von welchem aus man anrückende Truppen möglichst schnell sichten und auch mit anderen Burgen durch Lichtzeichen kommunizieren konnte. Die Burg musste und wollte auch bewohnt werden, und so entstanden unmittelbar auch das Palas, die zweistöckige Kapelle sowie die Ringmauer. Der letzte Ausbau der Burg erfolgte nach dem Ableben des letzten Grafen von Görz, Graf Leonhard, im 16. Jahrhundert.
1500 ging die Burg und mit ihr die ganze Grafschaft Görz an Habsburg, der westlichste Teil wurde von Maximilian I. Tirol zugeschlagen, zu welchem der heutige Bezirk Lienz nun seit über 500 Jahren gehört. Die Freiherren von Wolkenstein-Rodenegg, Verwandte des berühmten Minnesängers Oswald von Wolkenstein, übernahmen Burg und Stadt, mussten nach einem verheerenden Stadtbrand und wirtschaftlichen Problemen aber Konkurs anmelden. Das Schloss wurde unter der Führung des Haller Damenstiftes zum Sitz der Gerichtsbarkeit mit Hexenprozessen, bei welchen jener gegen Emerentia Pichler der wohl aufsehenerregendste war. Das Schloss diente auch als kaiserliches Militärspital und einige Zeit war ua eine Brauerei auf dem Schloss untergebracht.
Was die Grafen von Görz geschaffen und nach ihnen die Habsburger, die Adelsfamilie von Wolkenstein-Rodenegg, der Tiroler Landesfürst Erzherzog Ferdinand Karl, das Haller Damenstift, und private Besitzer erhalten haben, das lebt seit dem Jahr 1942 unter der Verwaltung der Stadt Lienz und dem Museum Schloss Bruck auf hervorragende und beeindruckende Weise weiter. Die Arbeit und das Know-How werden vom Österreichischen Museumsgütesiegel, welches das Museum Schloss Bruck seit dem Jahr 2006 führen darf, gebührend unterstrichen.
Heute finden auf Schloss Bruck zeitgleich immer mehrere Ausstellungen zu Kunst und Geschichte statt. Ein überwiegender Teil der Ausstellungsstücke stammt aus dem eigenen Depot, das rund 10.000 (!) Objekte umfasst. Kern des Hauses ist sicherlich die Sammlung Albin Egger-Lienz mit Gemälden und Grafiken des Meisters der Österreichischen Moderne und wohl bekanntesten Tiroler Malers.
Zu jeder ihrer Ausstellungen bietet das Schloss auch eigene Programme für Schulen (Unter- und Oberstufe) an. Und um das Interesse und die Begeisterung schon im Kindesalter zu wecken werden im Frühjahr an den Sonntagen Märchenstunden angeboten, im Sommer begeistert ein Workshopprogramm die Jugendlichen.
Eine Führung durch Schloss Bruck, vorbei an wertvollen Unikaten, aufwändigen Fresken und hervorragenden Ausstellungen beeindruckt ungemein. Zudem wird das Schloss immer wieder zur Kulisse für Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen – alle von klassisch bis modern.
Auch für das leibliche Wohl ist mit dem Schlosscafe gesorgt. Ein herrlicher Ausblick in ruhiger Lage lädt zum Verweilen und Genießen ein. Und wer sich für Geschichte zum Nachlesen interessiert, für Kindern ein gelungenes Mitbringsel sucht, Osttirol Handwerk käuflich erwerben oder sich selbst beschenken will, der ist im Museumsshop genau richtig.
Wollte man die Erlebnisse und Eindrücke auf Schloss Bruck kurz umreisen, dann treffen es die Worte
LERNEN – STAUNEN – GENIESSEN – UNTERHALTEN
punktgenau. Und genauso fühlt es sich an auf Schloss Bruck, für jung und alt.
Stadtgemeinde Lienz – Museum Schloss Bruck
Ansprechperson und Museumsleiterin: Silvia Ebner
Telefon: +43 (0) 4852 62580 2
mail: s.ebner@stadt-lienz.at
www.museum-schlossbruck.at
Fotos: Museum Schloss Bruck, Johanna Kraler
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