Atemberaubend, spektakulär und „ a extrema Hatsch“, so würde ich das Matterhorn von Osttirol beschreiben. Heute will ich euch in ein Tal mitnehmen, das mich schon als kleines Kind fasziniert hat, unter anderem deswegen, weil dieses Tal wohl den formschönsten Gipfel von Osttirol zu bieten hat. Ich spreche von dem 3206m hohen Gipfel, dem Glödis, der auch als Matterhorn der Schobergruppe bezeichnet wird.
Es ist ein wunderschöner Morgen hier im Lienzer Debanttal. Unser Ausgangspunkt ist der Parkplatz „Seichenbrunn“ auf 1673m Seehöhe. Begleitet werde ich heute von meinem Vater Josef, meiner Zwillingsschwester Lea und ihrem Freund Matthias.
Ausgangspunkt Seichenbrunn
Am geräumigen Parkplatz bei Seichenbrunn lassen wir unser Auto stehen. Der Parkplatz „Seichenbrunn“ ist nicht nur Ausgangspunkt für die Tour auf das Matterhorn der Schobergruppe, sondern es gibt zahlreiche weitere Touren, welche von dort aus beginnen. Wangenitzsee, Petzeck oder sogar bis zur Schoberhütte kann man von dort aus wandern.
Vorweg muss uns allen klar sein, dass diese Tour einiges an Kondition voraussetzt, da insgesamt 17km Fußmarsch (als 8,5km hin und 8,5km zurück) und 1550hm (hin und zurück) zu bewältigen sind. Dennoch sind wir top motiviert und starten unsere Tour taleinwärts. „Do gem ma aufen“ so motiviert uns unser Vater und verweist uns bereits am Parkplatz auf unser heutiges Tagesziel. Zunächst folgen wir der Schotterstraße (oder alternativ dem Lehrpfad) bis zur Lienzerhütte (1974m).
Willkommen bei der Lienzer Hütte am Fuße des Glödis
Die Lienzer Hütte im Lienzer Debanttal gehört wohl zu den schönsten Schutzhütten hier im Raum Osttirol. Eingebettet ist sie in einer atemberaubenden Naturlandschaft. Die Kombination aus unberührter Natur, einem spektakulären Bergpanorama und die traditioneller Almwirtschaft rundherum machen meines Erachtens das Flair dieses Tales aus. Die Lienzer Hütte bietet für zahlreiche Gäste ein ideales Tagesausflugsziel.

Neben traditioneller Kost lädt das Ambiente der Schutzhütte zum Einkehren ein. Wer möchte nicht seinen Apfelstrudel inmitten von zahlreichen Dreitausendern genießen. Für die kleinen Gäste gibt es neben dem großen Spielplatz auch noch viel unberührte Natur zu entdecken. Auch bei Radfahrern und Mountainbikern ist die Strecke bis zur Lienzer Hütte ein beliebtes Ziel. Die Wegweiser führen uns jedoch in Richtung Glödis.
Fußmarsch Richtung Glödis
Direkt hinter der Lienzer Hütte beginnt der Steig, der uns zu unserem heutigen Tagesziel führt. Wir folgen dem Pfad nordwestwärts bis zu einer Kreuzung. Ab dieser Abzweigung wechseln wir die Talseite, es geht direkt über den Debantbach. Von dort an wird es deutlich steiler, dennoch ist unser Blick immer Richtung Gipfel geneigt.
Immer noch am selben Steig gelangen wir bis auf eine Höhe von ca. 2500m. Mein Vater erklärt uns, dass man auf der linken Seite das Kalsertörl und auf der rechten Seite das Matterhorn der Schobergruppe sieht.
Es geht über einen Moränenhang, dann über eine Felsnase bis man schlussendlich die südliche Kare des Glödis erreicht. Auf ca. 2900m Seehöhe machen wir eine kurze Rast. Dieser Punkt markiert den Einstieg für den Klettersteig.
Aufstieg zum Glödis
Mit Klettersteigset und Helm ausgerüstet startet nun der Aufstieg an der Südostseite des Glödis. Auf 2900m Seehöhe beginnt der Klettersteig. Der gut gesicherte Steig hat die Schwierigkeit B. Drahtseile, Treppen und Eisenstäbe zum Festhalten gewährleisten den sicheren Auf- aber auch Abstieg vom Gipfel.
Bei strahlend schönem Wetter, wie es bei uns der Fall ist, sollte man neben Klettersteigset und Helm auch eine ordentliche Portion an Geduld mitbringen, denn das Matterhorn der Schobergruppe ist vor allem in den Sommermonaten ein beliebtes Ausflugsziel. Eine grandiose Aussicht über das gesamte Debanttal ist am Klettersteig garantiert.
Für die Adrenalinjunkies unter uns hat der Glödis eine Besonderheit zu bieten. Zirka auf der Hälfte des Berges hat man die Wahl zwischen der Normalroute (die weiterhin entlang des Grades führt) oder man wählt die Variante über die Seilbrücke. Wir entscheiden uns für die Seilbrücke. Kennt ihr das Gefühl, wenn dir das Herz förmlich in die Hose rutscht? Dennoch ist diese Variante auf jeden Fall machbar. Anschließend muss man noch eine Steilwand in der Schwierigkeitsstufe C emporsteigen (gut gesichert über eine Eisenleiter).
Von dort gelangen wir wieder auf den ursprünglichen Pfad. Kurz vor dem Gipfel endet die Drahtseilversicherung und wir erreichen das geräumige Gipfelplateau des Glödis auf 3206m mit seinem wunderschönen Gipfelkreuz.
Gipfelsieg am formschönsten Gipfel
Am formschönsten Gipfel angekommen werden wir mit strahlend schönem Wetter begrüßt. Eine Aussicht wie aus einem Bilderbuch. Großglockner und Hochschober sind nur einige Bergriesen, die man bei gutem Wetter aus der Ferne bestaunen kann. Nach und nach treffen immer mehr Gipfelstürmer am Gipfelplateau ein. Dies veranlasst uns den Abstieg anzutreten. Über denselben Weg klettern wir wieder zurück zur Einstiegsstelle auf 2900m. Von dort aus geht es wieder zurück zur Lienzer Hütte und anschließend, nach einer Stärkung, zurück zum Auto am Parkplatz Seichenbrunn.
Kleiner Tipp von mir, wenn man die Menschenmassen im Sommer umgehen will: Der Glödis, mit seiner Höhe von 3206m, ist ein idealer Gipfel für eine Sonnenaufgangstour. Das Sprichwort „der frühe Wanderer fängt die ersten Sonnenstrahlen“ kann man bei dieser Tour wortwörtlich nehmen.
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