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Laufen fürs Leben

Laufen fürs Leben

Der Himmel spannt sich in klarem Blau über die weiß überzuckerten Gipfel der Glocknergruppe. Die Morgenluft ist knackig-frisch und die Laufwochen Kals, organisiert und durchgeführt von run2gether, enden. 2022 war ein ereignisreicher Sommer für die 15 kenianischen Athleten, die heuer in Osttirol trainierten – gemeinsam mit lauffreudigen Besuchern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im nächsten Jahr geht es weiter mit neuen Gästen – und vermutlich neuen Erfolgen.

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Beim Laufen entstehen Freundschaften: Marie und ihr persönlicher Coach Purity Kajuju Gitonga.

Köstlich milder kenianischer Schwarztee dampft in den Tassen nach dem Morgenlauf. Die ersten Kilometer und Höhenmeter sind absolviert. Die Gemeinde Kals liegt auf 1.324 Metern Höhe. Noch kein echtes Höhentraining für die Laufprofis aus dem kenianischen Kiambogo. Das liegt auf rund 2.400 Metern. Doch in diese Höhe geht es mit der Gondel dann auch – nach dem Frühstück. Oben auf der Adlerlounge angekommen, beginnt am Vormittag das echte Training. 

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Liebt das gemeinsame Lauftraining in Kals: Geoffrey Githuku Chege

Willkommen ist jeder

Anfänger ebenso wie Ausdauersportler und Marathonläufer, Kinder wie Senioren. Jeder Teilnehmer wird von einem kenianischen Laufpartner betreut. Tempo, Intensität – das entscheidet der Gast selbst. Der Erfolg macht sich zuhause sofort bemerkbar: Wer sonst in Berlin, Wien, Hamburg oder Zürich läuft, bemerkt schnell, dass er nun mit mehr Puste und einer verbesserten Muskulatur seine Laufzeit merklich steigern kann. 

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Ziel erreicht: So endet ein effektives, gutes Lauftraining

Gelassenheit trotz harten Trainings

Dass die besten Langstreckenläufer der Welt aus Kenia stammen, ist kein Zufall. Wie Kiambogo liegen viele Regionen in Skigebietshöhe. Die Sportler laufen auf unebenen Erdstraßen. Das ist für die Koordination ebenso hilfreich, wie für die Fußmuskulatur. Und sie laufen von Kindheit an lange Strecken und profitieren von ausgedehnten Ruhephasen. Initiator und run2gether-Obmann Thomas Krejci bewundert die Gelassenheit der Athleten: Trotz des harten Trainings wirken sie nicht verbissen – im Gegenteil. Auch nach einem weniger erfolgreichen Wettbewerb wird nicht ewig analysiert, wieso, weshalb, warum man hätte schneller oder anders laufen können. „Die Sportler setzen ihre Energie besser ein und blicken positiver in die Zukunft“, sagt Thomas. 

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Haben Spaß am gemeinsamen Training: Jane Wanja Nganga und Laufgast Lisa

Laufen in Österreich – Leben mittendrin

Dabei ist die Motivation, Rennen zu gewinnen, groß: Jeder aus dem afrikanischen Team ernährt seine Familie mit den Preisgeldern. Gilbert Kiprotich KEMOI zum Beispiel begann seine Laufkarriere mit run2gether im Jahr 2008 und war schon einige Mal in Europa. Heuer nahmen der 33-jährige Vater und sein Team unter anderem an Läufen in Norditalien, im Wallis, in der Slowakei sowie in den unterschiedlichsten Regionen Österreichs teil. Sie absolvierten den „Glacier 3000“ in Gstaad mit 26,2 Kilometern und über 2000 Höhenmetern, den „Großglockner Berglauf“ in Heiligenblut, den „Kärntenläuft“-Halbmarathon und viele weitere. Gefallen hat es ihm in Kals gut: „Bis 2018 wohnten wir in Österreich außerhalb eines Dorfs“, erzählt er. „Hier wohnen wir seit 2019 mittendrin, und die Menschen sind sehr freundlich und wir sehen, wie sie leben. Es ist ein schöner kultureller Austausch.“

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Auch die Kalser Kinder waren stolz, beim Training dabei zu sein

Auch der Nachwuchs läuft schon mit

Besonders viel Spaß an den Laufwochen hatten auch die Kalser Kinder: Die schnürten regelmäßig die Sportschuhe, um mitzulaufen. Eines der Highlights für Thomas: „Es war toll zu sehen, wie einige von ihnen beim Mini Großglocker Ultratrail sowie beim 1. Kalser Panorama Trail mitliefen.“ Ohnehin ist es sein Wunsch, Kals als Laufzentrum fürs Höhentraining zu etablieren. Mit allen Mitteln unterstützt wird er dabei von VMartin Gratz und dem Tourismusverband Osttirol. Diese herzliche Aufnahme hier sei keineswegs selbstverständlich, so Thomas. Aber bei den Laufwochen kommen ohnehin die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Es spielt keine Rolle, wer oder wie alt man ist, welchem Beruf man nachgeht, welches Auto man fährt – man läuft zusammen und verbringt eine schöne Woche miteinander. 

Dazu zählt freilich auch das Essen. Was auf den Tisch kommt, ist soweit wie möglich kenianisch. Wer in der Küche hilft, weiß also hinterher wie man das typische Gericht Ugali aus Maisgries zubereitet, wie Linsen, Bohnen und Kraut auch gekocht werden können und wozu Ingwer und Kurkuma am besten passen. Getrunken wird Wasser, wie in Kenia auch. Einen Cheat Day, einen Schummeltag, pro Woche gibt’s allerdings – da dampft dann schon mal ein warmer Topfenstrudel auf dem Teller.

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Glückliches Team: Nach dem gemeinsamen Höhentraining in Kals

Ab nach Kenia: Lauftraining und Safari

Übrigens: Wer sein Lauftraining mit den Profis in deren Heimat absolvieren möchte, bucht einfach einen Aufenthalt im run2gether-Camp in Kiambogo, 80 Kilometer nordwestlich von Nairobi. Zur Abwechslung locken Safaris und Touren durch die unvergleichliche afrikanische Landschaft. Wer mag, kann sich auch den Kindergarten zeigen lassen, der mithilfe von Spenden und Sponsorengeldern gegründet werden konnte. Interessierte, die erst einmal ins kenianische Läuferleben hineinschnuppern wollen, kommen am besten nach Kals. Manchmal sind kurzfristig noch Plätze frei. Aber auch im kommenden Jahr ist das run2gether-Team wieder da und freut sich auf eine weitere Saison in Osttirol

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