Der Österreicher Lukas Pöstlberger ist Teammitglied des weltweit erfolgreichsten Straßenrad Teams Bora Hans Grohe. Jenes Teams also, das seit zwei Jahren in Osttirol sein Trainingslager aufgeschlagen hat – und sich hier sichtlich wohl fühlt. Der 27jährige war zweimal österreichischer Staatsmeister als U23-Fahrer im Straßenrennen und fuhr Topergebnisse in internationalen Wettkämpfen ein, bis er 2015 ins Bora Team wechselte. Der bisher größte Erfolg des Österreichers war sicher der Sieg der ersten Etappe im Giro d’Italia 2017, durch den er sich auch die Maglia Rosa als Gesamtführender sicherte.
Dabei begann Lukas‘ Karriere in jungen Jahren am Mountainbike, erzählte er mir. Aber erst hier in Osttirol hat er im Herbst 2018 – nach 15 Jahren am Rennrad – das Mountainbiken wieder für sich entdeckt.
In deiner Vita liest man, dass du als Junior Cyclocross Staatsmeister warst. Davon hab ich noch nie gehört, klär mich bitte auf.
Lukas: Also hier bei euch in den Bergen scheint Cyclocross nicht sehr bekannt zu sein – bei uns in Ostösterreich wird der Sport immer populärer. Cyclocross ist ein Querfeldeinrennen im Gelände und wird auch im Herbst und Winter ausgetragen. Die Bikes haben Rennradrahmen, aber Stollenreifen und einen höheren Radstand und sind ungefedert. Cyclocross ist eigentlich der einfachste Bikesport überhaupt, man fährt einfach eine Stunde im Gelände im Kreis.
Wie hat deine Karriere als Rennradprofi überhaupt begonnen?
Lukas: Ich hab schon als Kind angefangen – mit dem Mountainbike. Einfach durch den Wald, durch den „Gatsch“ zu fetzen, das war für mich das Größte. In der Schule wurden wir mit einer Neigungsgruppe Rad gefördert, dann bin ich mit ungefähr zwölf Jahren schon meine ersten Bike-Rennen gefahren. Dabei wurde ich auch bald von einem Trainer entdeckt und bin seitdem eigentlich ausschließlich Rennrad gefahren. Bis letzten Herbst, hier in Lienz.
Du bist hier bei uns in Osttirol wieder auf den Geschmack gekommen, Mountainbike zu fahren?
Lukas: Ja, definitiv. Letzten Herbst durfte das Bora Team den Peter Sagan testfahren, das hat bei mir einen Schalter umgelegt, hat mir unglaublich Spaß gemacht. Ich hab mich dann schon auf das Trainingslager im Mai dieses Jahres gefreut und bei Dolomite Bike ein Stumpjumper gekauft. Bewusst hier beim Team des Bike-Parks, statt direkt bei unserem Sponsor Specialized. Irgendwie sind die Jungs vom Bike Park nämlich dran beteiligt, dass ich das Mountainbiken wieder aktiviert habe, also hat das für mich Sinn gemacht. Mit dem Stumpjumper war ich dann im Frühsommer schon intensiv auf den Flowtrails hier am Hochstein unterwegs.
Ist das Mountainbiken eigentlich auch ein guter Ausgleich zu deinem Profisport?
Lukas: Mountainbiken hat technisch sicher Benefits, man kann viel für die Rennen mitnehmen. Die Kurven in den Flowtails sind ein gutes Training für die Abfahrt auf der Straße. Ich hab mich im Sommer über – während der Vorbereitung für die WM – dreimal in der Woche auf das Mountainbike gesetzt. Bin zuhause einfach durch den Wald gefahren, so wie früher. Mit dem Stumpjumper funktioniert das gut, ich hab einfach die Federung fixiert. Das war ein toller Kontrast zu meinem regulären Training. Trails gibt es in diesem Sinne bei uns in Oberösterreich ja nicht, ich fahr eigentlich nur hier in Osttirol am Trail.
Wie spielt sich – abseits vom Trail – euer Training in Osttirol ab?
Lukas: Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Straßenradfahren. Aber Franz (Theurl, Obmann TVB Osttirol) hat uns zum Team Building natürlich sämtliche touristische Highlights in Osttirol näher gebracht. Wir waren im Kletterpark – das war etwas Besonderes für Teammitglieder, die die Berge so nicht kennen. Extrem gefährliche Sportarten können wir in der Saison natürlich nicht machen. Wir sind schließlich für uns und unser Team verantwortlich, müssen unsere Leistung erbringen und können nichts riskieren.
Was gefällt dir in Osttirol am besten?
Lukas: Wir waren auf der Dolomitenhütte – eine tolle Location, wo übrigens an einem gemeinsamen Abend unser Claim „Band of Brothers“ entstanden ist. Er steht für die Werte, die uns als Team verbinden. Unser gemeinsames Ziel verfolgen, uns dabei vertrauen und unterstützen.
Ich mag das Zettersfeld besonders, es ist sozusagen meine Trainingsheimat geworden. Ich verbringe im Jahr mindestens drei Wochen dort in Trainingsvorbereitung. Ich mag die Routine, vom Berg ins Tal zum Training zu fahren, am Ende des Tages wieder hinauf. Ich fühle mich dort richtig wohl.
Kommt man als Radsportprofi zum Skifahren, kommst du vielleicht auch mal im Winter?
Lukas: Ich bin ehrlich gesagt Snowboarder, und das reduziert sich mittlerweile auf max. zwei Tage im Jahr. Wintersport ist für uns kaum möglich, wir sind in der kalten Jahreszeit zur Rennvorbereitung im Süden auf Trainingslager.
Was ist die nächste größte Herausforderung für euch als Team und dich persönlich?
Lukas: Im Jänner geht es wieder los mit der Mallorca Challenge. Die Frühjahrssaison wird für mich persönlich besonders wichtig – mit den klassischen Rennen in Belgien.
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