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Osttiroler Gesichter

Was koch‘ ma denn morgen?

Was koch‘ ma denn morgen?

Es riecht nach Zimt, ein Hauch von Vanille, Nelke ist auch dabei, geröstete Haselnüsse vielleicht? Ach was – es ist einfach der warme Duft von Behaglichkeit und Aufgehobensein, von Genuss und Auszeit. Und genau darauf legen Gerda Presslaber und ihr Team Wert: dass die Gäste der Roatz Bodn Hitte sich einmal um nichts kümmern müssen und sich einfach verwöhnen lassen. 

Frisch gebacken auf den Tisch

Das geht ganz schnell. Wer vom Radl ab-, aus der Gondel aussteigt oder sich die Wanderschuhe von den Füßen streift, um sie in ein erfrischend kühles Kräuterbad zu tauchen, lässt alles Überflüssige im Tal. Hier über Matrei in Osttirol, auf 1.880 Meter Höhe, können sich die Gäste entspannen. Gerda, ihre Tochter Melanie und Schwägerin Annemarie sorgen für alles, was zu einer kleinen Pause vom Alltag gehört. Zimt, Vanille, Nelken und Haselnüsse sind es übrigens tatsächlich, deren Duft die Gäste empfängt – Annemarie hat ihre Linzer Torte aus dem Ofen geholt. 

Alles frisch auf der Roat'zboadn Genusshitte in Osttirol
Heiße Waffeln mit frischen Früchtchen: Auf der Roat’z Bodn Genusshitte ist alles frisch zubereitet c)Gsaller Media

Geheimtipps ohne Speisekarte

Auf der Speisekarte stehen auch Flammkuchen, Salate sowie Steak und Nudelgerichte. Aber noch wichtiger ist vielen Gästen, was nicht drauf steht. Der Kaiserschmarrn zum Beispiel. Den kennt und liebt, wer öfter kommt. „Ein Geheimtipp, über den man schreiben darf“, lachen Gerda und Melanie. Und die Tagesgerichte, die Gerda häufig spontan auf der großen Tafel vor der Jausenstation notiert. Sie bekommt frischen Graukas? Mit dem könnte man doch kleine Kartoffelknödel füllen und zum Salat servieren. Melanie hat morgens im Garten Mangold geerntet. Den gibt’s heut‘ zu den Schafkasnudeln. 

Entspannung in Osttirol auf der Roat'zbodn Genusshitte
Bitte Platz nehmen: Auf der Roat’zbodn Genusshitte erleben Gäste Luxus für alle Sinne

Die Roatz Bodn Hitte: Ein wahr gewordener Traum

Ob Butter oder Fleisch, Käse oder Topfen – die Lebensmittel liefern Landwirte im Tal, ein paar Eier neuerdings sogar eigene Hühner. Die Steaks bringt der Schwager von seinem Bauernhof und Gerda schwärmt, wie herrlich es sei, morgens bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen vor dem Haus frische Kräuter zu schneiden, Waldmeister, Schafgarbe, frische Minze, Kapuzinerkresse … So eine Jausenstation, das war ihr Traum. „Die Eltern eröffneten 1983 die Wodenalm“, erzählt sie und berichtet von ihrer Kindheit im Zedlacher Paradies oberhalb von Matrei. Wie sie mit ihren neun Geschwistern auf dem Dachboden geschlafen hat. Wie sie nach den Ziegen suchen sollte, wenn die mal abgehauen sind, wie die Oma gekocht hat und sie es lernte … Daher spricht sie von sich als Holzherdköchin

Gemütliche Einkehr in Osttirol auf der Roat'zbodn Genusshitte
Gemütliche Einkehr für Wanderer, Radlfahrer und Festgesellschaften

Gemütlichkeit aus 232 Baumstämmen

Die Wodenalm sei der Ursprung von ihrem Tun. „Ich wollte das immer schon machen, weil ich es liebe, anderen eine Freude zu bereiten“, sagt Gerda mit leuchtenden Augen. Gemeinsam mit ihrem Mann Hansjörg, seinen Brüdern und Freunden wurde dieser Traum mit viel Geschick und Liebe zum Detail Wirklichkeit. Und so eröffnete am 25. Dezember 2006, nach vierjähriger Bauzeit, die Roat‘z Bodn Genusshitte, erbaut aus 232 Baumstämmen, gedämmt mit 550 Kilogramm Wolle von 110 Schafen. „Das Haus lebt“, sagt Gerda und kommt ins Erzählen. Gerade über die Anfänge könnte sie ein Buch schreiben. Die Kaspressknödel hätten in der ersten Zeit viel zu lange gedauert. So ist sie halt eine Stunde früher aufgestanden und hat sie vorgebraten. Eine Schlafmöglichkeit und eine Waschmaschine gab’s auch noch nicht. So brachten sie die gebrauchten Geschirrtücher im Dunkeln bei Schnee und Eis auf dem Skidoo zum Waschen wieder ins Tal. Heute sind sie alle ein eingespieltes Team. 

Traumhaftes Hüttenflair in Osttirol auf der Roat'zbodn Genusshitte
Hier wird die kalte Jahreszeit zum Bilderbuch-Winter: die Roat’zbodn Genusshitte

Auf dem Holzherd kocht die Suppe

Sitzen die „Leit dicht an dicht“, haben 80 Gäste Platz, draußen 120. In der Hochsaison sind’s mit Gerda elf Mitarbeiter, die kochen und servieren. Einmal in der Woche liefern Hansjörg und die beiden Söhne Robert und Dominik im Winter die Lebensmittel mit dem Pistengerät. „Wir sind ein Familienbetrieb“, sagt Gerda. Natürlich bereiten sie die Gerichte heute auf einem Profi-Gasherd zu. Obwohl – in der Gaststube steht der Holzherd, den Gerdas Bruder Johann gesetzt hat. Auf dem köchelt in den Winternächten die klare Rindssuppe, die die Skifahrer so mögen. Mit Frittaten, Nudeln oder Kaspressknödel angerichtet. Die frische Kuhmilch für die heiße Schokolade bringt ein Bauer täglich auf Skiern. Die Soße für die Currywurst ist übrigens auch eine Eigenkreation, an der immer wieder getüftelt und verfeinert wird. 

Lange sitzen und brunchen auf der Roatz Bodn Hitte

Von den sechs Jausenstationen im Goldried-Gebiet bietet jede etwas anderes. In der Roat’z Bodn Hütte ist es das Wiesenfrühstück mit selbst gebackenem Roggenbrot, Almsemmelen, dem Kräutertopfen-Aufstrich, Schinken, Käse und Speck – alles aus der Region. Da plant manch einer gleich einen großen Brunch mit Freunden, der sich dann mit Rühreiern oder Waffeln, mit Müsli und Prosecco bis in den Nachmittag zieht.

Und an Regentagen, wenn weniger los ist, ziehen sich die „Holzherdköchinnen“ unters Dach zurück, genießen die kurze Pause, schmieden Pläne, bis die Frage kommt: „Und was koch ma morgen?“ Sie probieren viel aus, kochen, wonach ihnen selbst der Sinn steht und freuen sich, wenn’s den Gästen schmeckt. Und das tut es. Wie an Silvester beispielsweise. 

Silvester mit Feuerwerk und Rippelen

50, 60 Gäste feiern hier und für alle gibt’s das Gleiche: Rippelen. Die Spareribs kommen in einer großen Pfanne auf den Tisch. Manche reservieren schon gleich fürs kommende Jahr, bevor es nach dem Feuerwerk mit Blick bis zu den flammenden Fontänen im Virgental mit Schlitten, Skiern oder zu Fuß wieder ins Tal geht. Im Sommer hat die Hütte übrigens erst seit vier Jahren geöffnet. „Weil wir selber so gern heroben waren“, erklärt Tochter Melanie. „Mit dem Sonnenuntergang brauchst du keinen Fernseher. Es ist jeden Tag ein anderes Programm, einzigartig. Das wollten wir auch unseren Gästen bieten.“ Übersetzt bedeutet Roat’z Boden übrigens Weggabelung im Flachen. Kurz vor der Jausenstation ist eine Abzweigung. Eh klar, welche man da nimmt …

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