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Vor majestätischer Kulisse: Der Großglockner Ultra-Trail

Vor majestätischer Kulisse: Der Großglockner Ultra-Trail
© Andi Frank

Er zählt definitiv zu den absoluten Highlights unter den Trailrunning Wettbewerben: Der Großglockner Ultra-Trail ist nicht einfach nur ein Lauf – er ist ein unvergessliches Abenteuer inmitten der wilden Kulisse des Nationalpark Hohe Tauerns. Hier treffen atemberaubende Ausblicke auf pure Adrenalinschübe, während du die Höhenmeter bezwingst und dich dem ultimativen Kampf gegen den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner, stellst. Schweiß, Schmerz und triumphierende Glücksmomente – beim Großglockner Ultra-Trail erlebst du all das und noch viel mehr. Einer kann davon ein Lied singen, Martin Gratz aus Kals am Großglockner war bei allen bisherigen 9 Ausgaben am Start und nimmt uns mit auf eine Reise durch eines der beeindruckendsten und wohl härtesten Trailevents der Welt!

Die Magie des Großglockners

Es ist drei Uhr morgens, Martin fährt mitten in der Nacht Richtung Kaprun. Beim Start am Enzinger Boden sammeln sich die Athleten. Nach wie vor ist es finster und kalt, die Aufwärmübungen bringen die Muskeln auf Temperatur, in der Luft liegt Anspannung aber auch Vorfreude. Der erste Großglockner Ultra Trail vor 10 Jahren war gleichzeitig der Beginn sich intensiver mit dem Laufsport zu beschäftigen. Dafür ist Martin dankbar, denn beim Laufen „bekommt er seinen Kopf frei“. Mittlerweile hat er alle möglichen Trail Distanzen durchlaufen (die 110 km Distanz in Staffelform), diese Erfahrung wird ihm auf den bevorstehenden 84 Kilometern und 5.000 Höhenmetern helfen.

Martin Gratz beim Start Enzinger Boden
Ein langer Tag steht Martin bevor…

Doch was motiviert Menschen eigentlich, sich solcher Anstrengungen zu unterziehen und was macht den Großglockner Ultra Trail so besonders? Für Martin ist es eine Kombination aus der traumhaften Landschaft und den wertvollen Begegnungen. „Du läufst einfach in einer wunderschönen Gegend zwischen Bergwiesen und Gletscher, dabei spürst du permanent die Präsenz des Glockners, sogar nachts! Darüber hinaus sind es die vielen Begegnungen entlang der Strecke und das außergewöhnliche Teilnehmerfeld mit Athleten aus über 50 Ländern, die dieses Ereignis so besonders machen!“ Von Konkurrenzkampf oder wetteifern sind die meisten Athleten weit entfernt: „Ich bin lange Zeit mit einem Argentinier gelaufen, wir haben uns so gut verstanden, dass ich ihn im Zuge meiner nächsten Reise besuchen werde“, erzählt Martin.

Eine herzliche Unterhaltung hatte er auch mit Janine Heinrichs, einer als Personal Trainerin für Menschen mit seelischen Problemen arbeitende Hamburgerin, die selbst durch Trail Running aus einer schweren Lebensphase herausgefunden hat und nun anderen dabei hilft. „Eine halbe Stunde lief ich mit einer Griechin, und auf die Frage, warum sie extra hierherkommt, führte die Antwort letztlich doch wieder auf den Großglockner als den Hauptgrund zurück.“ Also die Anziehungskraft des Glockners ist immer und überall zu spüren. Das sehen offenbar nicht nur Martin und die griechische Athletin so, denn aus den 400 Teilnehmer vor 10 Jahren sind mittlerweile fast 2000 geworden!

Martin Gratz beim GGUT mit Begleitung
Eine von vielen schönen Begegnungen, die den Bewerb für Martin so speziell machen

Die Vorbereitung

In Kals am Großglockner ist es mit dem Laufen im Winter schwierig, deswegen hält sich Martin mit vielen Skitouren fit. Das Lauftraining fängt erst Anfang April an, mit kurzen 5-6 Kilometer langen, aber dafür regelmäßigen Läufen meistens gleich um 5 Uhr morgens. „Zu Beginn ist das Aufstehen echt eine Qual aber man gewöhnt sich schnell daran und dann ist es ein richtig cooles Gefühl, wenn du nach dem Laufen heim kommst“. Die Distanz erhöht er Schritt für Schritt und Anfang Mai ist dann der Wings for life Run sein erstes „Rennen“. In diesem Jahr folgten Ende Mai der „Stuibentrail“ und Ende Juni die „Kaiserkrone“ bevor wiederum einen Monat später mit dem Heimrennen um den Großglockner das Highlight folgte. Nach solchen Rennen pausiert Martin dann immer für zwei Wochen aber auch eine Woche vor den Bewerben gibt es kein Training mehr, „das tut mir extrem gut, weil ich frisch am Start stehe, viele haben das Problem, dass sie übertrainiert zum Wettkampf kommen“. Martin profitiert außerdem vom Beruf als Wanderführer, wo er regelmäßig – zwar im sehr niedrigen Pulsbereich – aber dennoch lange Distanzen wandert und damit einen langsamen Konditionsaufbau schafft.

Blick Richtung Kals Matreier Törl
Eigens ausgewiesene Laufstrecken auf idealer Höhenlage lassen in Kals jedes Läuferherz höher schlagen

Die richtige Ernährung und Ausrüstung

Martin ist eine bewusste Ernährung mit wertvollen Lebensmitteln grundsätzlich wichtig. „In den Wochen vor einem Bewerb achte ich dann darauf, dass genügend Kohlenhydrate am Teller liegen. Zudem nehme ich vermehrt Magnesium ein und seit einigen Jahren auch regelmäßig Aronia Saft“. Gels oder gar chemische Zusatzmittel sind hingegen nichts für ihn. Und was konsumiert ein Athlet eigentlich mitten in der Nacht als Pre-Race-Frühstück? „Da macht mir meine Mama immer eine Schottsuppe, die vertrage ich am besten“, lacht Martin. Während des Rennens ist ausreichend Flüssigkeitsaufnahme das A und O und um den Elektrolythaushalt aufrecht zu erhalten, nimmt Martin ca. jede Stunde eine Salztablette zu sich.

Eine entsprechende Ausrüstung ist bei Läufen über solche Distanzen natürlich essentiell. Der Veranstalter gibt dafür eine detaillierte Liste mit Pflichtausrüstungsutensilien vor. Eine dringende Empfehlung von Martin sind Stöcke, sie sind zwar nicht verpflichtend, beim Queren der Schneefelder aber äußerst hilfreich.

Gesamte Ausrüstung von Gratz Martin für den Großglockner Ultra Trail
Martins Ausrüstung

17 Stunden mit Höhen und Tiefen

Pünktlich um 05:00 Uhr morgens ist der Start erfolgt. Gleich zu Beginn geht es sehr steil weg, Martin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und läuft sein Tempo. „Durch meine Erfahrung und der Streckenkenntnis weiß ich wann ich ungefähr wo sein will“, der Blick auf die Uhr erfolgt aber nicht allzu oft, viel wichtiger sei es, „auf den Körper zu hören“. Eine Stunde später ist Martin an der Rudolfshütte angekommen, nach 3 Stunden läuft er durch sein Heimatdorf Kals, über die „Greiwiesen“ geht es hinunter zum Lucknerhaus, „auf dem Abschnitt war ich nicht so gut drauf und habe mir wirklich gedacht warum tu ich mir das an aber dann bist du schon wieder im nächsten Anstieg Richtung Glorer Hütte, wo mich ein kurzes Gespräch mit Bergführer Peter schon wieder motiviert hat“.

Ein prägendes Ereignis passierte dann von der Pfortscharte hinunter, „da bin ich leider zu Sturz gekommen und habe mich ziemlich aufgeschürft“. Doch auch in dieser Situation zeigt sich wie wichtig Erfahrung ist: Martin lässt sich an der nächsten Labestation ausreichend Zeit, um sich vom Arzt die Wunde zu desinfizieren zu lassen und sich neu zu sammeln. Die Pause war erfolgreich, denn danach fiel ihm das Laufen – begleitet von zahlreichen Anfeuerungen von Freunden und Bekannten – wieder richtig leicht.

Die schwierige, mit Stahlseilen gesicherte Passage von der Pfandscharte bergab über ein Schneefeld meistert er mit Bravour. Kein Wunder, auf Schnee fühlen sich wohl kaum Athleten so wohl, wie Martin. Es folgt das lange Gräfertal und im Ort Fusch angekommen, reichte der Tank sogar noch für ein Endspurt bis ins Ziel in Kaprun. „Ich konnte dabei noch etliche Läufer überholen und habe schlussendlich als vierter in meiner Altersklasse die Ziellinie überquert“. Sein persönliches Ziel „durchzukommen“ hat Martin damit erreicht und kann vielmehr auf ein weiteres wundervolles Erlebnis gespickt mit unzähligen Highlights zurückblicken.

Tipps für dich

Du hast Blut geleckt und spekulierst auch einmal mit einer Teilnahme an einem längeren Trail Lauf? Dann solltest du jedenfalls langsam an die Sache herangehen: „Nicht zu viel wollen, die Erwartungshaltung niedrig halten, mit kürzeren Distanzen beginnen (der GGUT bietet zum Beispiel auch verschiedene Distanzen an) und sich einfach nicht stressen lassen“, so Martins Tipps. „Ich kann es aber jedem nur wärmstens empfehlen, sicher, du musst oft aus der Komfortzone heraus und deinen inneren Schweinehund überwinden aber genau das hilft auch extrem im täglichen Leben!“.

…und wie fühlen sich eigentlich die Tage nach einem 17 Stunden Laufbewerb an? „Am nächsten Tag habe ich in Ruhe das Auto geholt, am Montag zwei Wandertouren geführt und Mittwoch stand ich schon wieder am Großglockner“ – klar wo auch sonst!

Du willst weitere Lauftipps von den besten Bergläufern der Welt? In Kals gibt es die Möglichkeit Höhenlaufcamps mit den Lauf-Superstars aus Kenia zu absolvieren.

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