Familie Gsaller aus dem Defereggental züchtet auf 1350 Meter Höhe Alpakas. Sehr zur Freude ihrer Gäste, die sich wieder daheim in die mit Alpakawolle gefüllten Bettdecken einkuscheln können.
Gertraud setzt sich auf die Bank des kleinen offenen Stalls und schaut. Sie blickt zum Himmel, dessen Farben sich rasch ändern können von milchigblau bis dunkelgrau, sie sieht die bewaldeten Hänge auf der anderen Seite, die grünen Matten und, ganz klein, die Bauernhäuser wie hingewürfelt knapp unterhalb der Baumgrenze. Sie riecht den Duft der blumenbetupften Wiesen und – Alpakas. „Wenn’s ganz hektisch ist oder ich einfach kurz mei Ruh‘ brauch, dann sitz ich hier“, sagt die Osttirolerin.
Man möchte sie wuscheln, den schüchternen Jules und die Jaqueline
Manches Mal setzt sich ein Gast dazu oder Kinder kommen, um die Alpakas zu begrüßen. Sie möchten den wuscheligen Tieren das dichte Fell streicheln, nur leider sind sie – obwohl sehr neugierig – ein bisschen schüchtern. Zu ihnen ins Gehege kann jeder, der in einer der beiden Ferienwohnungen von Gertraud und ihrem Mann Siegmund wohnt. Viele Gäste kommen überhaupt nur wegen der Tiere, also wegen Julius, Jonas und Jules und den drei Damen Jenny, Jana und Jaqueline. „Wir haben uns einfach in die verschossen“, lacht Gertraud und das geht wohl allen gleich. Das neugierige G’schau, die liebe Art, sie bringen einen zum Schmunzeln.
Sanfte Rasenmäher auch für die steilsten Hänge
„Sie haben eine so ruhige, feine Art“, erzählt Gertraud. Die Tiere leben das ganze Jahr draußen, haben ihren Unterstand, falls das Wetter zu ungemütlich wird, und sie sind sehr genügsam. Im Winter fressen sie Heu, im Sommer Gras, dazu gibt’s frisches Wasser, der Schleckstein versorgt sie mit allen nötigen Mineralien. Und sie betreiben Landschaftspflege. Dank ihnen sind die steilen Hangflächen sauber „gemäht“. Das mit den steilen Hangflächen ist ohnehin so eine Sache hier. Massentierhaltung, Großbauern – das gibt’s in Osttirol kaum und im Defereggental, wo die Familie Gsaller auf 1.350 Meter Höhe wohnt, schon gar nicht.
Eine gut gefüllte Speis dank der vielen Tiere
„Mit den Kühen ist es irgendwann schwierig geworden. Davon zu leben, die Zuchtanforderungen …“ Siegmund Gsaller nennt Beispiele. Außerdem will die Familie unbedingt biologisch wirtschaften. Und das gelingt ihnen gut, auch die Gäste lieben es. „Keller und Speis sind reichlich gefüllt“, heißt es bei den Gsallers. „Unsere Haustiere betrachten wir als liebenswerte Mitbewohner“, sagt Siegmund“, wir müssen sie nicht aus Ertragsgründen zu Produktionsfaktoren umfunktionieren.“ Gertraud ergänzt: „Ein bisschen Toleranz und gegenseitiger Respekt zwischen Mensch und Tier machen unser Leben am Hof fein.“
Die Hühner sorgen für die Frühstückseier, die Schweine und schwarz-braun-weißen Tauernscheckenziegen für den feinen, eingelegten Käse und die würzige Salami.
Dazu backt Gertraud regelmäßig Brot, und die Alpakas – ja, die haben ihren Anteil an wohlig-warmen Nächten im Grenerhof. Einmal im Jahr werden sie geschoren. Die Wolle geht in die Steiermark und zurück kommen nach ein paar Monaten Ganzjahres-Bettdecken, kühl im Sommer, herrlich warm im Winter. Nicht selten nimmt ein Gast eine Bettdecke mit nach Hause, in die Niederlande, in die Schweiz oder nach Deutschland.
Wer mag, darf sich dazusetzen
Sitzmatten für die Wanderung und flauschige Einlegesohlen für die Schuhe ergänzen die wollige Produktpalette. Und wenn Gertraud dazu kommt, spinnt sie selbst Wolle zum Stricken. Nur meistens hat sie einfach zu viel Arbeit. Aber wenn sie einmal eine Pause braucht, dann geht sie ein paar Schritte zum Stall und besucht ihre Tiere, setzt sich auf die Bank und schaut. Und wer mag, darf sich dazusetzen.
Titelbild: (c) Shutterstock
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