Wer mit dem Auto durch Osttirol fährt, nur um den Felbertauern zu überqueren, würde dabei wohl nicht im Geringsten erahnen, welch uriges Almdorf und welch geschichtsträchtiges Tal sich westlich vom Südportal des Felbertauerntunnels erstreckt. Das Gschlösstal – bestehend aus Außergschlöss und Innergschlöss – im Herzen des Nationalpark Hohe Tauern gilt weit über die Grenzen Osttirols hinaus als schönster Talschluss der Alpen.
Der Weg ins Gschlöss
Während der Weg ins Gschlösstal für die Bauern und Almbesitzer früher schwer und mühselig war, führt heute eine asphaltierte Straße bis zum Matreier Tauernhaus. Von dort erreichen wir das Außergschlöss in ca. 1 Stunde und das Innergschlöss in ca. 1,5 Stunden Fußmarsch. Die herrlichen Almen können alternativ auch mit dem Taxibus oder dem Panoramazug erreicht werden. Somit sind die idyllischen Gschlössalmen und ihre prächtige Naturvielfalt auch für Senioren und Kleinkinder erlebbar.
Der Eingang ins Gschlösstal
Ein Blick in die Vergangenheit
Der Name Gschlöss ist zurückzuführen auf das slawische Wort „Scheleß“, was übersetzt nichts anderes bedeutet als Eisen. Noch bevor die Gegend zur Bewirtschaftung verwendet und die Almhütten erbaut wurden, war Bergbau der Anwesenheitsgrund für die Menschen im Gschlösstal. Im Herbst 1776 brannte das gesamte Almdorf Innergschlöss ab und wurde nur mühsam von den Bauern mit einfachsten Mitteln wiederaufgebaut.
Gschlösstal in den 1950er Jahren © Nationalpark Hohe Tauern – historische Aufnahme Baubezirksamt Lienz Gschlösstal in den 1950er Jahren © Nationalpark Hohe Tauern – historische Aufnahme Baubezirksamt Lienz
Die Bedeutung für die Gschlösser
Als Außenstehender ist es schwer zu verstehen, welche Bedeutung das Gschlöss für die Gschlösser und Matreier hat. Für die Gschlösser ist das Gschlösstal das schönste Fleckerl der Erde und ihre Augen funkeln wenn sie davon erzählen. So zieht es die alten Gschlösser, welche ihre Kindheit auf diesen Almen verbracht haben, auch heute noch mehrmals pro Jahr ins Gschlösstal, um gemeinsam in Kindheitserinnerungen zu schwelgen und um zu schauen, was sich alles so verändert hat in ihrem Gschlöss.
Gschlösstal Sommer 1985 © Nationalpark Hohe Tauern Peter Gruber Gschlösstal Sommer 1985 © Nationalpark Hohe Tauern Peter Gruber Gschlösstal Sommer 1985 © Nationalpark Hohe Tauern Peter Gruber
Die Gschlösser Hütten
Da im Winter im Gschlösstal immer wieder viele Lawinen abgehen, wurden die Hütten alle in unmittelbarer Nähe im relativ lawinengeschützten Bereich gebaut. Die Baudichte spart Weidegrund und fördert auch das gute Miteinander der Almleute. Die Hütten sind bis auf kleine Abweichungen alle gleich aufgebaut: Beinahe jede Hütte besteht aus zwei Stöcken und einem kleinen Dachladen. Das steingemauerte Erdgeschoss diente meist als Stall und im Oberstock befinden sich die Küche und die Zimmer. Der Dachboden bzw. das Unterdach dient zum Teil immer noch als Nachtquartier für Kinder und früher auch Hirten.
Hütten im Innergschlöss Hütten im Aussergschlöss © Nationalpark Hohe tauern Doetzlhofer Eine klassische Gschlösser Hütte © Nationalpark Hohe Tauern Marlies Gliber
7 MUST DO’s im Gschlösstal
1 Ein „Kerzl“ anzünden im Wahrzeichen des Gschlösstals – der Felsenkapelle
Es war kein einfaches Unterfangen, bis das heutige Wahrzeichen, die Felsenkapelle, im Innergschlöss errichtet und genehmigt wurde. Die Almbesitzer von Inner- und Außergschlöss wollten eine Kapelle für das abendliche Gebet errichten. Für die Gschlösser war somit ein Bittgesuch um Errichtung einer Kapelle der erste Schritt für ihr Vorhaben. Die Gschlösser Bewohner schrieben vom Aufleuchten der Jungfrau Maria zwischen den Almhütten, das von mehreren Personen des Öfteren gesehen wurden. So meinten sie in ihrem Bittgesuch, es möge doch bitte gestattet werden zu Ehren der Muttergottes eine Kapelle zu errichten.
Das Bittgesuch wurde rigoros abgelehnt – mit der Begründung, dass es im Gschlösstal immer wieder zu unehelichen Schwangerschaften und ledigen Kindern kam. Trotz Ablehnung bauten die Almbewohner fleißig weiter an ihrer Felsenkapelle und 1688 wurde sie fertiggestellt. Schnell wurde die Felsenkapelle zum beliebten Wallfahrtsort für Pinzgauer, Virgentaler und auch Südtiroler. Somit wurde die Kapelle anerkannt und die Messlizenz erteilt.
Felsenkapelle vor der Renovierung 1950er Jahre © Nationalpark Hohe Tauern – historische Aufnahme Baubezirksamt Lienz Felsenkapelle © Nationalpark Hohe Tauern Lois Lammerhuber
Die mächtige Lärche, die seit Jahrzehnten so eindrucksvoll neben der Felsenkapelle steht, unterstreicht einmal mehr wie einzigartig die Natur ist und wie klein und vergänglich wir Menschen im Gegensatz zu den einzigartigen Naturschauspielen doch sind.
Die im 17. Jahrhundert erbaute Kapelle wurde 1870 von einer Lawine vollständig zerstört. Das Einzige, was von dieser Kapelle noch übrigblieb, ist ein zierlich geformtes Figürchen der Schmerzensmutter, welches sich bis zum heutigen Tag besonderer Verehrung der Gschlösser erfreut. In der heutigen Kapelle steht das Figürchen in einer kleinen Nische links vom Altar.
Schmerzensmutter Maria Schmerzensmutter Maria
Im selben Jahr wurde die heutige Kapelle als Ersatz für das zerstörte Kirchlein erbaut. Ein Felsblock, welcher von der weißen Wand herabgestürzt und dort liegen geblieben war bildete eine kleine Höhle. Durch weitere Sprengungen konnte somit ein lawinensicherer Standort für die neue Felsenkapelle ermöglicht werden.
Felsenkapelle © Nationalpark Hohe Tauern Ernst Zeiner Blick vom Altar Altar der Felsenkapelle
Nach ungefähr 100 Jahren wurde die Kapelle generalsaniert und am 8. September 1980 zu Ehren der heiligen Maria eingeweiht. Nach wie vor feiern die Gschlösser jedes Jahr am 8. September (Mariä Geburt) den Gschlösser Kirchtag, den auch heute noch Leute aus ganz Osttirol und Umgebung besuchen.
2 Käseverkostung in der Almsennerei Tauer im Gschlösstal
Am Tor des Nationalparks Hohe Tauern und am Eingang des Gschlösstals, kurz bevor sich die malerische Landschaft den Gschlössbesuchern zeigt, steht ein uriges Steingebäude: die Almsennerei Tauer. Schon in den 1930er Jahren wurden in diesem Gebäude Butter, Käse und Rahm mit der Gschlösser Milch hergestellt. Fast 90 Jahre später knüpfen die Bauern an diese Tradition wieder an, renovierten das Steingebäude und errichteten eine moderne Sennerei. Die Milch kommt auch heute noch ausschließlich von den Gschlösser Bauern und jeden Morgen wird die Milch von den nahen Almen angeliefert. Ausgewählte Produkte der Almsennerei Tauer tragen das Prädikat „Nationalpark Regionsprodukt“. Der Geschmack unterstreicht, was im Gschlösstal als selbstverständlich gilt: Traditionelle, nachhaltige Landwirtschaft und Wertschätzung der einzigartigen Natur.
Almsennerei Tauer Allmsennerei Tauer © Nationalpark Hohe Tauern Asslaber © Almsennerei Tauer Inge Prader
3 Seele baumeln lassen beim Auge Gottes
Das Auge Gottes gilt als einer der schönsten Kraftplätze im Gschlösstal. Unmittelbar in der Nähe des Salzbodensees liegt ein kleiner, mit Wollgras bedeckter Tümpel in Form eines Auges. Dort sitzen, die phänomenale Aussicht auf das Schlatenkees genießen und die Eismassen rund um den Großvenediger bestaunen – da schlägt das Herz eines jeden Naturliebhabers höher.
Auge Gottes © Nationalpark Hohe Tauern Ernst Zeiner
4 Nationalpark Rangertour Gletscherlehrweg: Ins ewige Eis – kalte Riesen in heißen Zeiten
Bei der Tagestour zeigen sich die vergletscherten Gipfel der Venedigergruppe von ihrer schönsten Seite. Die Ranger des Nationalparks Hohe Tauern sind Spezialisten auf ihrem Gebiet und kennen jedes noch so kleine Blümlein beim Namen. Der Nationalpark-Ranger entführt in die unglaubliche Welt des ewigen Eises und weiß mit Geschichten rund um das Gschlösstal und seine Gletscher zu unterhalten.
Gletscherlehrweg Innergschlöss © Nationalpark Hohe Tauern Martin Lugger Gletscherlehrweg Innergschlöss © Nationalpark Hohe Tauern Martin Lugger
5 Besuch des Alpinmuseums Alte Prager Hütte
Johann Stüdl, einer der größten Förderer des Alpinismus in Osttirol plante und errichtete in den 1870er Jahren die alte Prager Hütte auf 2.498 Metern Seehöhe. Da die wenige Jahre später gebaute neue Prager Hütte als Ausgangspunkt für Venedigerbesteigungen besser geeignet war, war die alte Prager Hütte lange Zeit geschlossen. Da die Pläne aus der Zeit Johann Stüdls noch vorhanden sind, beschlossen der Nationalpark Hohe Tauern und der Alpenverein eine Sanierung zurück zum Originalzustand. Besucher des Alpinmuseums erwartet ein Blick in die Alpingeschichte der letzten 150 Jahre. Die Alte Prager Hütte steht als eine der wenigen Tiroler Hütten unter Denkmalschutz und nimmt Bergliebhaber mit auf eine unglaubliche Zeitreise des Alpinismus.
© Nationalpark Hohe Tauern Florian Jurgeit © Nationalpark Hohe Tauern Florian Jurgeit Alte Prager Hütte © Nationalpark Hohe Tauern Florian Jurgeit Alpinmuseum alte Prager Hütte © Dalpiaz Auge Gottes © Nationalpark Hohe Tauern Ernst Zeiner
6 Besteigung der „weltalten Majestät“ – des Großvenedigers
Wer an das Gschlösstal denkt, der denkt auch an den Großvenediger. Mit einer Höhe von 3.666 Metern ist der Großvenediger der vierthöchste Berg in Österreich und trägt zurecht den Namen „die weltalte Majestät“. Unzählige Wander- und Bergzeitschriften bezeichnen den Großvenediger als eine der lohnendsten Bergtouren in den Ostalpen. Besteigt man den Gipfel über das Gschlösstal, führt uns der Weg über die Neue Prager Hütte, von wo aus das Gipfelkreuz des Großvenedigers inmitten des Nationalpark Hohe Tauern in ca. 3 Stunden Gehzeit zu erreichen ist.
© Nationalpark Hohe Tauern Unterhofer © Nationalpark Hohe Tauern S Rieder
7 Einkehr in den urigen Hütten & Gasthöfen
Die Hütten des Gschlösstales bestechen mit regionalen Köstlichkeiten und traditionellen Osttiroler Gerichten. Die Osttiroler Schlipfkrapfen vom Matreier Tauernhaus sind ein Aushängeschild des Nationalparkpartnerbetriebs. Die legendäre Nationalparktorte im Venedigerhaus Innergschlöss sollte man unbedingt probiert haben und auch die Wildgerichte im Berghaus Außergschlöss machen ihrem Ruf alle Ehre.
© Nationalpark Hohe Tauern Martin Lugger © Nationalpark Hohe Tauern Martin Lugger
Gschlösstal: Schönster Talschluss der Alpen?
Das Gschlösstal ist seit Jahren unter dem Beinamen „schönster Talschluss der Alpen“ bekannt. Ob dies auch wirklich stimmt, soll nun jeder für sich selbst entscheiden und darf nach einem garantiert wunderbaren Tag im Herzen des Nationalpark Hohe Tauern sein persönliches Resümee ziehen. Laut ORF ist das Innergschlöss der schönste Talschluss der Alpen, denn er krönte das Gschlösstal in seiner Sendung „9 Plätze 9 Schätze“ 2015 bereits zum schönsten Ort Österreichs.
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Sehr interessanter Beitrag! Dankeschön! Mich würde interesieren, wann und wie genau der Gschlössbach reguliert wurde und wann die Hütten erbaut wurden.
Mit freundlichen Grüßen