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Der König der Lüfte – der Steinadler

Der König der Lüfte – der Steinadler
© Nationalpark Hohe Tauern Gunther Greßmann

Steinadler, Steinbock, Bartgeier, Gams und Murmeltier – das sind die BIG FIVE, die großen Fünf, des Nationalpark Hohe Tauern. Wir verraten euch, wo und wie ihr den Tieren begegnen könnt. Heute im Fokus: der Steinadler.

Wer kennt ihn nicht?

Er ist wohl jeden ein Begriff – als Wappentier, als Symbol für Stärke oder gar als Bote der höchsten Götter. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,3 Metern zählt der bei uns in Osttirol beheimatete Steinadler ohne Frage zu den Herrschern der heimischen Vogelwelt. Der mächtige Vogel ist einfarbig dunkelbraun. Der Nacken ist goldgelb. Aus diesem Grund wird er in den USA auch Golden Eagle genannt. Hat das Gefieder des Steinadlers weiße Federpartien, spricht man vom sogenannten Jugendkleid, was darauf schließen lässt, dass man gerade einen jungen Steinadler beobachtet.

Wie bei fast allen Greifvögeln, ist das Weibchen größer als das Männchen. Die Weibchen können somit eine Flügelspannweite von bis zu 230 cm erreichen, Männchen „nur“ 190 cm. Die Überflieger werden 3 – 6 Kilogramm schwer.

Adlernachwuchs im Nationalpark Hohe Tauern

Steinadler sind mit etwa 6 Jahren geschlechtsreif und leben monogam. Sie bleiben mit ihrem Partner also ein Leben lang zusammen. Nach der Balz im Jänner, erfolgt zwischen Mitte März und Mitte April die Eiablage. Meist werden 2 Eier gelegt, welche überwiegend vom Weibchen bebrütet werden. Das Männchen versorgt das Weibchen inzwischen mit Futter. Das männliche Tier tut sich teils auch leichter beim Jagen, da es kleiner und wendiger ist als das Weibchen. Nach einer Brutzeit von ca. 45 Tagen schlüpfen die Adlerküken. Der frischgeschlüpfte Adlernestling trägt ein weißes Daunenkleid. So war es auch, als 2018 im Debanttal (nördlich von Lienz) der Jungadler schlüpfte. Wir nehmen euch mit auf eine Fotoreise aus dem Jahr 2018, als im Debanttal ein Adlerküken zur Welt kam.

Erfolgreiche Steinadler Brut im Nationalpark Hohe Tauern – Debanttal 2018

Ca. 70 – 80 Tage nach dem Schlüpfen, startet der Adlernachwuchs zu seinen ersten Kurzflügen. So war es auch mit unserem Adlerjungen im Debanttal. Ungefähr 5 Monate nach dem ersten Ausfliegen verlassen die Jungvögel dann das Revier der Eltern und führen ab sofort ein hoffentlich glückliches Adlerleben, welches bis zu 30 Jahre dauern kann.

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Steinadler Flugbild

Im gesamten Nationalpark Hohe Tauern (Tirol, Kärnten und Salzburg) leben derzeit rund 40-Steinadler-Brutpaare, welche pro Jahr rund 15 Jungvögel zur Welt bringen. In Osttirol sind derzeit ca. 40 Steinadlerhorste bekannt, welche zur Brutzeit im Rahmen eines Adlermonitorings von Nationalpark Rangern überprüft werden. Es ist also gar nicht so unwahrscheinlich, dass du bei deinen Touren durch Osttirol einen Adler beobachten kannst! Die Adlerhorste befinden sich zu 95% in Felsnischen. Die restlichen 5% sind Baumhorste. Sie werden ständig erweitert, ergänzt und repariert. So können über Jahre hinweg mächtige, nicht selten mehr als zwei Meter hohe und zwei Meter breite Horste entstehen. Er wird mit Ästen gebaut und mit Zweigen und Büscheln ausgepolstert. Für den Horstbau sind beide Geschlechter verantwortlich. In einem Revier befinden sich 2 – 11 Horste, welche jedes Jahr unterschiedlich beflogen werden.

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Gigantischer Horst im Kalser Dorfertal

Steinadler sehen dreimal so scharf wie wir Menschen – also so in etwa wie wenn wir durch ein Fernglas blicken – und sehen 150 Einzelbilder pro Sekunde. Zum Vergleich: Wir Menschen sehen nur ca. 25 Bilder pro Sekunde. Somit können kleinste Bewegungen von potenzieller Beute kilometerweit wahrgenomen werden.

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Natürlicher Feind – der Mensch

Es sind nach wie vor wir Menschen, welche als größte Feinde der Großgreife angesehen werden. Noch bis ins 20. Jahrhundert wurde der Steinadler bejagt und beinahe ausgerottet. Die Jäger sahen ihn als Jagdkonkurrent – die Bauern wiederum hatten Angst um ihre Nutztiere auf den Almen.
In den letzten Jahrzehnten war es viel mehr der Umgang mit der Natur und der Umwelt, welche die Population der Steinadler in einige wenige Regionen zurückgedrängt hat. Störungen durch Fluggeräte, wie Drohnen oder Paragleiter werden immer mehr zum Thema und stören den Adler bei seiner Brut. Trotz allem ist die Adlerpopulation in den Alpen stabil und hat sich in den letzten Jahren sogar verbessert. Schutzgebiete wie beispielsweise unser Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol bieten einen perfekten Lebensraum für gigantische Vögel wie Steinadler, Bartgeier & Co.

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Was kommt beim Steinadler auf den Teller?

Die Lieblingsspeise des Steinadlers ist ohne Frage das Murmeltier – es macht bis zu 60% der Beute aus. Ein Steinadlerpaar verspeist im Laufe des Sommers also 55 Murmeltiere. Zusätzlich zu den 55 Murmeltieren, jagt der Steinadler auch Gams- und Rehkitze, Marder, Füchse, Raufußhühner und so weiter.

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Steinadler mit seiner Beute – einem Rotfuchs.

Der Steinadler ist ein Grifftöter – er tötet seine Beute mit seinen Krallen. In der Fachsprache nennt man dies „schlagen“. Mit einer Geschwindigkeit von über 150 km/h stürzt sich der Steinadler auf seine Beute. Mit den Krallen voraus stürzt er sich auf Murmeltier und Co. und drückt zusammen. Dabei entsteht ein Druck von ungefähr 70 bar. Zum Vergleich: Wenn sich 2 Menschen die Hand geben und so fest sie können zusammendrücken, entsteht ein Druck von ca. 20 bar. Diesen Druck können die Tiere auch über längere Zeit aufrechterhalten und ihre Beute somit zum Horst fliegen. Der Horst befindet sich meist unterhalb des Jagdrevieres. Es ist nämlich viel einfacher, das Erbeutete nur noch nach unten fliegen zu müssen. Adler können keine Kadaver tragen, die schwerer als das eigene Körpergewicht sind. Ist die Beute zu groß und kann nicht mitgenommen werden, wird die Beute zerteilt oder der Kadaver über mehrere Tage angeflogen. Ungefähr jeder 7. „Jagdausflug“ des Steinadlers ist erfolgreich.

Vor allem im Winter und im Frühjahr ernährt sich der Steinadler von Aas. Doch auch im Sommer lässt er sich liegengebliebene Kadaver nicht entgehen. Schließlich ist es einfacher und bequemer sich zum „gemachten Tisch“ zu setzen als die Beute mühevoll zu jagen.

Steinadler beobachten mit Nationalpark-Ranger

Steinadler lassen sich grundsätzlich in allen Tälern des Nationalpark Hohe Tauern gut beobachten. Wer bei gemütlichen Wanderungen den Himmel im Blick hat, der hat gute Chancen einen Steinadler zu erblicken. Einen weiteren Indikator, dass ein großer Vogel am Himmel schwebt gibt das Murmeltier.

Bei der „BIG FIVE – Wildtiersafari“ Rangertour in Kals am Großglockner oder der „Könige der Lüfte“ Rangertour rund ums Matreier Tauernhaus gehst du gemeinsam mit Nationalpark-Ranger auf die Suche nach Steinadler & Co. Die Nationalpark-Ranger wissen auch dieses Jahr wieder, welche Horste beflogen werden. Gerne nehmen sie dich mit in die Welt der großen Greifvögel und vielleicht bekommst du ja sogar den ein oder anderen Jungvogel zu sehen.

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Greifvogel Newsletter

Wer noch mehr über große Vögel erfahren will und über Brutsituationen und andere Highlights Bescheid wissen will, dem sei der Greifvogel-Newsletter vom Nationalpark Hohe Tauern ans Herz gelegt.

In der Reihe „ein Tier vor dem Vorhang“ stellen wir euch die „BIG FIVE“ des Nationalpark Hohe Tauern vor und verraten dabei wo und wie ihr den Tieren begegnen könnt. Jetzt mehr BIG FIVE Tiere kennenlernen!

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