Die Dialekte in Osttirol sind so facettenreich wie auch die Landschaft um den höchsten Berg Österreichs. Mal ist dieser stark ausgeprägt, mal ist er hart und kaum verständlich und mal ist er weich und schwingend. Und jeder der schon einmal in Osttirol war weiß, dass die 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets nicht im Geringsten ausreichen, um die Abschwächungen und Eigenheiten der Mundart niederzuschreiben.
Den Tillgan auf den Mund gschaut
Der Dialekt ist viel mehr als die Sprache die die Einheimischen sprechen, viel mehr als nur eine Sprachvarietät. Im Dialekt findet man Heimat, er ist ein Teil der Identität eines Dorfes aber auch jeden einzelnen Bewohners. In „Tillga“, also in Tilliach, gibt es einen auffallenden Dialekt und die knapp 1000 Bewohner der zwei Dörfer Obertilliach und Untertilliach sprechen diesen mit Stolz!
Der Tillga Dialekt
So individuell und außergewöhnlich wie das Tilliach mit den schmalen, verwinkelten Gassen des Dorfes Obertilliach, der traumhaften Bergkulisse und den schönen Bauernhäusern, so außergewöhnlich ist auch die Mundart der Bergdorf Bewohner!
Der Tillga Dialekt ist ein warmer, weicher Dialekt und kommt, man glaubt es kaum, ursprünglich aus dem Hochdeutschen (aus dem Slesischen), so die Meinung einiger Experten. Die „Tillga“ sind sehr ruhige Sprecher und deshalb kann man auch behaupten, dass es bei diesem besonderem Dialekt kein „Schnattern“ gibt. Der „Tillga“ schlägt mit seinem Dialekt auch ungern Türen zu!
Das wohl auffälligste Merkmal des Tillga Dialektes ist die Eigenart, dass das „e“ sehr oft durch das „a“ ersetzt wird, wie bei Bark (Berg). Weiters ist das rollende „r“, das besonders am Anfang betont wird, ein Charakteristikum (Rache = Rechen). Eine weitere Besonderheit des Tilliacher Dialektes ist, dass bei Hauptwörtern mit „ung“ am Ende das „ung“ gegen „inge“ getauscht wird, wie bei Zeitinge (Zeitung), Versommlinge (Versammlung).
„Außn Leben außa“
Lugger Sepp, der Wirt des Gasthofs Unterwöger, liest uns ein paar Phrasen des alltäglichen Lebens in Obertilliach vor – eben aus dem Leben heraus!
Video 1:
Tschnochts ot di Kui nou frassn und gilackt wia’s racht isch giwan und tschmorgants isse toito in Stolle gilagn.
Am Abend hat die Kuh noch gefressen und geleckt wie es richtig war und am Morgen ist sie tot im Stall gelegen.
Video 2:
die katzlan ånt mitn kaffålan gischpielt
die schwalbilan oubm af die drahte die köpflan gibougn
weil die fliagn asou teppat geflouchn seind
in glitsche åt s kalbl mitn schwoafe gischlogn
die kiah seind in franze va då schmitte af s brachloch gischpaakt
då votå schån tschmorgands an uumuiß gihoot, die muitå die plente våbrennt
hiatz isch in wattå nicht åndas meahr bliebm awwe letza zi wearn.
Die Katzen haben mit den Käfern gespielt.
Die Schwalben haben oben auf den Drähten die Köpfe gebogen
weil die Fliegen so komisch geflogen sind.
Im Kälbchenstall hat das Kalb mit dem Schwanz geschlagen.
Die Kühe sind dem Franz von der „Schmitte“ auf das „Brachloch“ (Ortsbezeichnungen) gelaufen.
Der Vater hat schon am Morgen einen Ärger gehabt, die Mutter hat den Polenta verbrannt.
Jetzt ist dem Wetter nichts anderes übrig geblieben, als schlechter zu werden.
Video 3:
Åsch in gezohlt? Und nicht nochngilått
moanint, man åt Galt awe mischt
båll‘s Holz nicht ma trågg!
Mias må håt mear håckn
å – und die Galtlöchå stopfsche mit Råggl?!
Hast du bezahlt? Und nichts nachgelassen?
Meint man hat Geld wie Mist
wenn das Holz nichts mehr trägt/einbringt.
Müssen wir halt mehr hacken.
Und die Geldlöcher stopfst du mit Hiefler (Holzgerüst zum Heutrocknen)?
Video 4:
du schaugsch in die meisån ou die schöbulan truckn seind
tuisch zwoa fiadålan vanåndå und kimmsch gache in die aue
du påksch die rachn und a gåbl
då letze trågg in bittra und s kandile mit då riamilch nochn
geat geat geat måcht a keidl veadra
Du schaust in die Möser (Felder) ob die Heuschober schon trocken sind.
Gibst zwei Fuhren auseinander und kommst gleich in die Aue.
Du packst die Rechen und die Gabel.
Der Kleine (Bub) trägt den Wasserbehälter aus Holz und die Milchkandel mit der Buttermilch nach.
Geht geht geht, macht ein bisschen schneller.
Mit Hilfe der Obertilliacher Dorfchronisten Michael Annewanter und Christine Mitterdorfer, konnten wir einige Informationen über den Dialekt erlangen und ein kleines Wörterbuch zusammenstellen. Ein großes Dankeschön für die Mithilfe und die Recherchearbeiten den beiden Dorfchronisten, sowie an Lugger Sepp!
Wörterbuch:
„Freila wearsche et olls vosteahn, obbo franlescht ot’s nou jedo doleahrt is Tillgarische, odo?“ – Natürlich wirst du nicht alles verstehen, aber bis zum Schluss hat es noch jeder erlernt, das Tilliacherische, oder?
Vermisse die klare Unterscheidung zwischen offenem und geschlossenem „o“. Das offene sollte immer mit dem skandinavischen a geschrieben werden. Schwierig, ich weiß.
Bin selber Tiroler.
Aber danke! und alles Gute
Lieber Xaver, danke für diesen Input. Klingt, als kennest du dich mit Linguistik ein bisschen aus 😉
Liebe Grüße aus Osttirol!
Ich bereite mich gerade auf den Sommerurlaub in Obertilliach vor!
Sehr anregend gestaltet das Berggeflüster!
Hallo liebe Hildegard!
Vielen Dank für das tolle Feedback dazu! Es freut uns sehr, wenn dir unsere Geschichten gefallen und du Inspiration für deinen Urlaub findest 🗻☀️
Liebe Grüße, dein Osttirol Team
I am convince that name Tillach come from Slavic Tilje. Alsoo Lesahtal mean in slovenian Wood valey. Alsoo in most of names nearby you can see Slavic routes. It would be interest to know when people stopped speach Slavic and started this Tirolish dialect.