Osttirols Natur als Filmkulisse
1930 wurden in Osttirol die ersten Heimatfilme gedreht. Seitdem entstanden zahlreiche nationale und internationale Produktionen in der Bergwelt Osttirols. Neben Spielfilmen setzten auch unzählige Dokumentationen und Werbefilme auf die unvergleichliche Landschaft als Hauptdarstellerin. Auch in der neuesten Produktion des Kinofilms „Ein ganzes Leben“ stand die Natur Osttirols als Filmkulisse bereit.
Filmland Osttirol
Mit den Heimatfilmen „Der Edelweißkönig“ und „Waldrausch“ wurden in den 1930er-Jahren die ersten Filme in der Bergwelt Osttirols gedreht. In den Jahrzehnten darauf folgten viele weitere, reine Heimatfilme. Erst mit der Jack London-Verfilmung „Der Schrei der schwarzen Wölfe“ am Obersee in St. Jakob im Defereggental wurde unser Bezirk 1972 als internationaler Filmdrehort entdeckt. Raimund Harmstorf spielte in der Lisa-Film-Produktion eine der Hauptrollen. Wieder dauerte es einige Jahre, bis 1988 Regisseur Jean-Jacques Annaud den Film „Der Bär“ in den Bergen rund um Kartitsch drehte.
Aufsehen erregte auch die Neuverfilmung von „Heidi“ in Kals am Großglockner im Jahr 1993. In „Sieben Jahre in Tibet“ spielte Brad Pitt den österreichischen Bergsteiger Heinrich Harrer. Die imposante Schlussszene, in der Harrer mit seinem Sohn die österreichischen Alpen erklimmt, wurde 1997 unter großem Aufwand in Osttirol gedreht. Das „Ewige Lied“ über die Entstehung des Weihnachtsklassikers „Stille Nacht, heilige Nacht“ wurde ebenfalls teilweise hier verfilmt.
Auch die bekannten Kinofilme „Zwölfeläuten“, „Die Schwabenkinder“ und „Nanga Parbat“ sind mit Landschaften aus Osttirol gespickt. Natürlich nicht zu vergessen: „Spectre“ – für die spektakuläre James-Bond Verfilmung wurde Obertilliach im Jahr 2015 für einige Action-Minuten in Szene gesetzt. Schlussendlich wurde auch der aktuellste Kinofilm „Ein ganzes Leben“ hauptsächlich an Osttiroler Filmlocations gedreht.
Inhalt „Ein ganzes Leben“
Die österreichischen Alpen um 1900. Niemand weiß genau, wie alt der Waisenjunge Andreas Egger ist, als er ins Tal auf den Hof vom Kranzstocker kommt. Dem gottesfürchtigen, aber gewalttätigen Bauern taugt Andreas allenfalls als billige Hilfskraft. Allein die alte Ahnl bringt ihm etwas Fürsorge entgegen. Als sie stirbt, hält den inzwischen erwachsenen Egger nichts mehr zurück: Strotzend vor Kraft und Entschlossenheit schließt er sich einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Seilbahnen baut, die auch Elektrizität und Touristen ins Tal bringen soll.
Mit seinem Ersparten pachtet Egger eine schlichte Holzhütte hoch oben in den Bergen, wo er sich und seiner großen Liebe Marie ein Zuhause schafft. Doch das gemeinsame Glück währt nur kurz. Der Zweite Weltkrieg bricht aus, Egger wird einberufen und gerät in sowjetische Gefangenschaft. Er kehrt erst viele Jahre später ins Tal zurück. Dort ist Marie noch ein letztes Mal ganz nah bei ihm. Der alte Egger blickt mit Staunen auf die Jahre, die hinter ihm liegen.
Die Produktion
„Ein ganzes Leben“ wurde von der Wiener EPO-Filmproduktionsgesellschaft m.b.H. und der TOBIS Filmproduktion München als internationale Ko-Produktion realisiert. Vorlage war der als „Jahrhundertroman“ beschriebene, gleichnamige Roman von Robert Seethaler (2014). Allein im deutschsprachigen Raum wurde das Buch mehr als 1,1 Millionen Mal verkauft, weltweit in 40 Sprachen übersetzt, mit Preisen überhäuft, von der Kritik hoch gelobt und von den Lesern begeistert verschlungen. Für Regisseur Hans Steinbichler, der sich an die Leinwandadaption gewagt hat, war es ein Muss, den Stoff zu adaptieren, ihn in Bilder umzusetzen. Unterstützt hat ihn dabei Drehbuchautor Ulrich Limmer, bekannt und geschätzt für seine Skripte zu „Das Sams“, „Comedian Harmonists“, oder Helmut Dietls Satire „Schtonk!“.
Die Dreharbeiten inmitten der Osttiroler Natur
Der Film „Ein ganzes Leben“ wurde zum größten Teil in Osttirol gedreht. Auf die Frage zur Wahl Osttirols als Hauptdrehort gibt Mag. Jakob Pochlatko, geschäftsführender Gesellschafter und Produzent von EPO-Film, gerne die Antwort: „Wir haben umfangreiche Motivsuche betrieben, um der in der Romanvorlage beschriebenen Landschaft möglichst nahe zu kommen. Die richtige Landschaft ist ja eine der großen Protagonistinnen im Roman und natürlich auch in unserem Film. Osttirol hat eine atemberaubende Natur, ursprüngliche dörfliche Architektur und spektakuläre Bergpanoramen zu bieten. Somit die ideale Projektionsfläche für die Geschichte unseres Films.“ Gedreht wurde hauptsächlich in Matrei – hier vor allem in Gruben, in Lienz, im Defereggental, in Kals am Großglockner und bei den Umbalfällen in Prägraten am Großvenediger.
Osttirol bietet neben einer sehr guten Infrastruktur einzigartige Regionen, die man als Filmschauplatz noch nicht zu oft gesehen hat. Zusätzlich sind weite Teile der Landschaft noch weitgehend unberührt und können somit als perfekte Kulisse für moderne und historische Aufnahmen fungieren. So mussten alle vier Jahreszeiten und acht Jahrzehnte in den Osttiroler Bergen auf rund 2500 Meter Seehöhe eingefangen werden.
Beginnend im Februar 2022 fanden an insgesamt 47 Tagen Dreharbeiten statt. Zehn Tage dauerte der Dreh für die Winteraufnahmen, für den das Gerät, Kameras, Lampen etc., mit Schneemobilen vom Tal auf den Berg transportiert werden musste. Zu einem der Hauptdrehorte, einer eigens direkt über dem südlichen Ausgang des Felbertauerntunnels errichteten Hütte, die als Glücksort dient. Zehn Drehtage fielen in den Frühling, die restlichen 27 in den Sommer.
Dem Produktionsteam hat auf jeden Fall in die Karten gespielt, dass Osttirol lange – bis die Felbertauernstrasse gebaut wurde – im Dornröschenschlaf gelegen ist und noch viele originale Ausstattungsstücke gefunden werden konnten. Überall in Osttirol haben die Szenenbildner nach entsprechenden Einrichtungsgegenständen gesucht. Und sind fündig geworden – in Matrei, wo die Produktion ihre Basis hatte, in Lienz, im Defereggen- und im Virgental. Trotz dieser guten Voraussetzungen blieb in Sachen Look und Szenenbild viel zu tun.
Historische Grundstruktur als Filmkulisse
Die historische Grundstruktur war vorhanden, dennoch arrangierte das Produktionsteam notwendige Umbauarbeiten. Wie etwa das Wirtshaus, in dem der Hauptdarsteller ein- und ausgeht. Die Filmcrew veränderte aufwändig zahlreiche Details, um alles historisch korrekt erscheinen zu lassen. So verteilten sie Mist auf dem Asphalt, gestalteten Fenster in alter Manier und demontierten die moderne Straßenbeleuchtung. Das war alles sehr aufwändig und hat die Szenenbildner regelmäßig an ihre Grenzen gebracht. Aber die Anstrengungen haben sich gelohnt. Filmstart in den österreichischen Kinos ist Donnerstag, der 9. November 2023.
Und auf die Frage, was bei den Dreharbeiten in Osttirol besonders in Erinnerung geblieben ist, antwortet Jakob Pochlatko mit einem Lächeln:
„Die Freundlichkeit und die tolle Hilfs- und Einsatzbereitschaft der Einheimischen, die uns bei den Dreharbeiten in allen Bereichen tatkräftig unterstützt haben!“
Ich war auch dabei, als Komparse und Bühnenbildner. Es waren schöne erlebnissreiche Tage. Mit vielen netten Leuten.
Freue mich schon auf die Premiere extra für die Mitwirkenden.
Lieber Erwin,
das war bestimmt eine spannende Erfahrung! Auch wir freuen uns schon auf den Filmstart.
Liebe Grüße, dein Osttirol Team 😃