Die Belange des Naturschutzes mit den Interessen von Bergsportlern verbinden, das ist nicht immer einfach. Doch es geht. Seit einigen Jahren gibt es das Programm „Bergwelt Tirol – miteinander erleben.“ Erstmals erprobt und aufgelegt wurde es 2015 zunächst nur als Skitourenlenkung im Villgratental. So erfolgreich, dass es inzwischen auch in anderen Regionen und für andere Bergsportler, wie Mountainbiker oder Wanderer, zum Einsatz kommt.
Dieter Stöhr liebt es in der Natur zu sein. Der promovierte Forstwirt ist Bergführer, Skitourengeher und Frischluft-Fan. Und er arbeitet beim Land Tirol als stellvertretender Abteilungsleiter in der Forstorganisation. Vor einigen Jahren bringen dem Vater der bekannten österreichischen Kletterin Anna Stöhr all diese Leidenschaften ein neues Projekt ein. Sein Titel: Bergwelt Tirol – miteinander erleben.
Das Ziel: Naturräume für alle Interessensgruppen offenhalten sowie Tier- und Pflanzenwelt schützen
„Ich war damals quasi Moderator eines Interessensausgleichs“, blickt der 63-jährige auf die Anfänge im Jahr 2015 zurück. Damals setzen sich Bauern, Jäger, Skitourengeher, Grundeigentürmer, Wanderer, Kletterer, Mountainbiker, Bergsteiger, Vereine, Verbände, Touristiker und Bergretter an einen Tisch. Das Ziel: Die Naturräume für alle Interessensgruppen offenhalten sowie Tier- und Pflanzenwelt schützen. Mit anderen Worten: Konfliktarme Spielregeln für alle schaffen. „Das war anfangs ein ziemlicher Spagat“, sagt Stöhr. Aus der einen großen Runde sind inzwischen zahlreiche kleinere Arbeitstische entstanden, „an denen wir konstruktiv Lösungen finden.“
Pilotregion Skitourenlenkung Villgratental
Wie seinerzeit im Osttiroler Villgratental. Es dient im Winter 2015 als Pilotregion für das Projekt Bergwelt Tirol – miteinander erleben. Dort sollen Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum weniger, Berggeher aber nicht zu stark auf ihren Wegen, beeinträchtigt werden. „Deshalb haben wir Futterstellen für das Rotwild verlegt und das Wegenetz behutsam verändert“, erinnern sich Mitwirkende der Arbeitsgruppe Villgratental. „Seither gibt es etwa für Skitourengeher spezielle Aufstiegs– und Abfahrtshinweise in Form von Lenkungstafeln.“ Gleiches kann auch auf Schneeschuhwanderer und Mountainbiker ausgedehnt werden.
Warum ausgerechnet das Villgratental als Pilotprojekt?
Forstfachmann Dieter Stöhr: „Weil es hier schon ein umfangreiches Netz von zahlreichen Skitouren gab.“ Seit Jahrzehnten zieht es Naturliebhaber in das etwas abgelegene Gebiet, das sich schon frühzeitig auf das besann, was es ausmacht. Kein Trubel, sondern Stille. Kein Après-Ski, sondern eher leise Spuren. Inzwischen ist das auf mehr als 40 Skitour-Routen möglich. Von einfach bis schwer und immer aussichtsreich. Der Ausgangspunkt im Weiler Kalkstein in Innervillgraten zum Beispiel bietet zahlreiche Skitouren wie Kreuzspitze, Pfannhorn, Pürglers Kunke oder Marchkinkele. Nach der Tour einkehren sollte man in der Badl-Alm auf hausgemachte Villgrater Schlipfkrapfen, Tiroler Knödel oder selber gemachten Apfelstrudel.
Lenkung mithilfe neuer Technik
Mit Blick auf den Erhalt der Natur war das letztlich eine Frage der Vernunft. Darauf zählen die Verantwortlichen buchstäblich: Lenkung mithilfe neuer Technik. Zum Beispiel mit dem Lawinenverschüttungs-Suchgerät (LVS) werden Nutzerzahlen registriert und einmal pro Jahr evaluiert, um bei Bedarf die Lenkung von Besuchern nachzubessern. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Leute die veränderten Routen annehmen“, lobt Forstwirt Stöhr.
Inzwischen gibt es in ganz Tirol 13 Regionen, die mitmachen. Weitere sollen hinzukommen. Dieter Stöhr spricht von einem echten Erfolg für alle, vor allem aber für eine intakte Natur. „Ohne sie wären wir sicher nicht so gerne bei ihr zu Besuch.“
Klingt alles schön, aber die Realität sieht leider anders aus. Viele Tourengeher Jung oder alt, steigen abseits von Routen auf, fahren ohne Rücksicht auf Verluste durch Wälder ab, es ist ja so schön auf unbefahrenem Gebiet seine Spuren zu ziehen, aber für welchen Preis ist nicht relevant, Hauptsache man /Frau hat Spass, die heutige Spassgesellschaft nimmt keine Rücksicht mehr,auf die Natur und deren Bewohner und Bedürfnisse.Das selbe erleben wir im Sommer mit den E Bikern , echt ätzend.
Liebe Frau Danglmayer. Ihre Ansicht können wir nicht bestätigen. der überwiegende Teil der Skitourengeher im Villgratental hält sich an die Lenkung. Durch jährliche Evaluierung und Beobachtung von Spuren im Gelände können wir das ziemlich genau sagen.
Liebe Frau Danglmayr! Vielen Dank für Ihre Nachricht dazu. Ja, leider werden die Bemühungen und Anstrengungen, wie von Ihnen ausgeführt, nicht von jedermann akzeptiert. Wir haben aber speziell im Villgratental sehr gute Erfahrungen gemacht. Deshalb sind wir der Meinung, wir dürfen nicht alle Menschen in einen Topf werfen. Denn auch wenn es einige Menschen gibt, die sich nicht an die Vorgaben halten, so gibt es doch einen großen Teil von Sportlern, die die Bemühungen zu schätzen wissen und denen es auch ein Anliegen ist, die Tier- und Pflanzenwelt zu schützen! Hoffen wir gemeinsam, dass es immer mehr werden! 😊
Liebe Grüße, das Osttirol Redaktionsteam