Am 28. Mai 2017 feiert Reimmichl den 150. Geburtstag
Oldies und Evergreens – wer hier zuerst an Musik denkt hat unumstritten recht. In Osttirol findet sich im Repertoire „Oldies und Evergreens“ aber ein ganz besonderer. „Ein Musiker?“„Nein! Ein Pfarrer!“Manch einer wird jetzt schmunzeln! Aber das Defereggental hat genau einen solchen vor 150 Jahren hervorgebracht. Die Rede ist von keinem geringeren als dem großen Sohn von St. Veit im Defereggen – Sebastian Rieger. Er erblickte am 28. Mai 1867 am Eggerhof im Defereggental das Licht der Welt.
Versetzen Sie sich gedanklich in Reimmichls Geburtsjahr zurück. Ein karges Leben auf einem Bergbauernhof, abgeschnitten vom Rest der Welt. Allein um nach Lienz zu kommen, waren einige Stunden an Fußmarsch notwendig.Sebastian Rieger, der Erstgeborene, hatte weder Interesse an der Landwirtschaft noch war er, wie man heute sagen würde, eine „Leuchte“ in der Schule. Zudem als Kind ein rechter Schelm! Da sich die Eltern keinen anderen Rat wussten, wurde Sebastian Rieger auf Vorschlag des heimischen Pfarrers auf das Priesterseminar geschickt. So besuchte er acht Jahre lang das Gymnasium Vinzentinum in Brixen, im Anschluss daran folgten, ebenso in Brixen, vier Jahre Priesterseminar. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1891 wirkte Reimmichl vorerst als Kooperator in Stilfes bei Maria Trens, bis er 1892 als Kooperator nach Sexten (über den Berg die Nachbargemeinde von Sillian) versetzt wurde.
In Sexten lauschte er oft den Erzählungen des alten Schusters Michael (Michl) Rogger. Häufig schrieb Rieger dessen Erzählungen nieder und veröffentlichte sie alsbald im „Tiroler Volksboten“ (Überschrift: „Was der Michl erzählt“!) Nachdem der „Tiroler Volksbote“ ein überaus erfolgreiches Medium war, kamen über kurz oder lang auch dem Schuster Michl Rogger die Erzählungen bekannt vor und so konfrontierte er Kooperator Rieger damit, dass er „ein schöner Reim-Michl“ sei. Und dieser Name blieb ihm, nicht zuletzt deshalb, weil er unter diesem Pseudonym über Jahrzehnte hinweg die Tiroler Volksseele, nicht nur kirchlich, seelsorgerisch betreute.
Von 1894 bis 1897 war Sebastian Rieger („Reimmichl“) Kooperator in Dölsach. Nach einer kurzen Zeit in Sand inTaufers übersiedelte Reimmichl auf Wunsch von Prälat Dr. Aemilian Schoepfer wiederum nach Brixen um dort bei der „Brixner Chronik“ und dem „Tiroler Volksboten“ seine schriftstellerische Ader einzubringen. Vor allem der „Tiroler Volksbote“, für welchen er schon länger Beiträge schrieb, lag Reimmichl am Herzen, da ihm die vorrangige Zielgruppe, nämlich die Landbevölkerung und der Bauernstand, sehr am Herzen lag.
So war Reimmichl auch eine der treibenden Kräfte in Zusammenhang mit der Gründung des Tiroler Bauernbundes im Jahr 1904.
Im Jahre 1920 brachte er seine eigenes Blatt heraus, den „Tiroler Kalender“, welcher seit dem Jahr 1925 den Namen „Reimmichl Kalender“ trägt, bis heute jährlich herausgegeben wird und nach wie vor bei Jung und Alt beliebt ist.
Und so ist und bleibt Sebastian Rieger unter dem Pseudonym „Reimmichl“ weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Ein Osttiroler Original, welcher durch seine Reiselust auch weite Teile Europas bereist hatte. Ein Mann mit Herz, Verstand und Weitblick – in jeder Hinsicht!
Peter F. Kopp beispielsweise meinte im Juli 1982 im Schweizer Rundfunk:
„Durch Jahrzehnte war Reimmichl der einflussreichste Mann Tirols.“
Reimmichl – Sebastian Rieger – verstarb am 2. Dezember 1953 in Heiligkreuz (Hall i. Tirol), wo er auch begraben liegt.
Tirol isch lei oans
Sein Gedicht „Tirol isch lei oans“, vertont von Vinzenz Goller, wurde zur heimlichen Hymne Tirols:
Tirol isch lei oans,
Isch a Landl a kloans,
Isch a schians, isch a feins,
Und dås Landl isch meins.
Mei Liab isch Tirol,
Isch mei Weh und mei Wohl,
Isch mei Guat und mei Håb,
Isch mei Wiag und mei Gråb.
Tirol isch lei oans –
Wia dås Landl isch koans!
In der Nah, in der Fern,
Isch koans auf der Erdn!
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