Medizin und Gewürze direkt vor der Nase
Kräuter im Nationalpark Hohe Tauern
Die Vegetation im Alpenraum kam früher in beinahe jeder Küche zum Einsatz und fast jede Hausfrau durfte sich als Kräuterfee oder Kräuterhexe bezeichnen. In den letzten Jahrzehnten ist das Wissen über (Heil-)Kräuter jedoch ein wenig verloren gegangen. Welche Pflanze hilft bei Aufschürfungen? Welche Flechte hilft mir bei Halsschmerzen? Und welche Kräuter eignen sich hervorragend für den Salat oder den Kräuteraufstrich? Manche botanische Besonderheiten kamen über ihren Verwendungszweck sogar zu ihrem Namen. So sagt man dem Augentrost Heilwirkungen zu allen Beschwerden rund ums Auge nach. Der Beinwell soll bei allem was mit Knochen und Sehnen zu tun hat Wunder wirken. Wer mit offenen Augen und ein wenig Hintergrundwissen durch die einzigartige Natur Osttirols spaziert, dem eröffnet sich eine neu Welt.


Erfahre jetzt mehr zu den einzelnen Kräutern, ihrer Wirkung und den Einsatzgebieten.
1) Schafgarbe
Die Schafgarbe gehört zur Familie der Korbblütler und ist beinahe überall im Nationalpark Hohe Tauern zu finden. Schafgarbentee eignet sich ausgezeichnet bei Verdauungsproblemen, da seine Bitterstoffe die Verdauungssäfte anregen. Auch Pesto und Aufstriche lassen sich mit der Schafgarbe hervorragend verfeinern. Nicht nur bei den Menschen erfreut sich die Schafgarbe großer Beliebtheit, auch Wild- und Almtiere können von der Schafgarbe nicht genug bekommen.


2) Brennnessel
Die Brennessel darf mit gutem Gewissen als Tausendsassa unter den Kräutern und Heilpflanzen bezeichnet werden. Sie hat einen hohen Eisen- und Proteingehalt sowie einen großen Anteil an Vitamin C und E und wirkt entwässernd (entschlackend). Als gesunden Snackersatz zu den herkömmlichen Kartoffelchips kann man aus den Blättern der Brennnessel Chips zubereiten. Gerne verwendet man die Blätter auch als Spinatersatz in Strudel oder Knödel.
Generell gilt: Je kleiner und jünger die Blätter, desto besser schmecken sie.
Auch Brennnesselsamen werden eingesetzt. Früher wurden sie speziell von Männern als eine Art natürliches Aphrodisiakum eingenommen. Sie machen sich auch heute sehr gut auf Salaten und Müsli und haben einen leicht nussigen Geschmack.


3) Augentrost
Wie einleitend erwähnt, ein Wundermittel für alles was mit dem Auge zu tun hat. Mit Augentrosttee getränkte Wickel auf die Augen aufgelegt und Augenleiden werden schnell gemindert. Ein wahres Wundermittel bei Gerstenkörnern, Schwellungen oder wenn der Vorabend in einem von Osttirols urigen Gasthäusern einmal zu lange dauerte. 😉

4) Beifuß
Der Beifuß wächst bevorzugt am Wegrand und kann sogar menschengroß werden. Beifuß ist sehr beliebt um fettige Nahrung gut zu verdauen. Er besitzt einige Bitterstoffe und ist eine Pflanze, die richtig gut und nicht nur „gesund“ schmeckt. So wird der Beifuß gerne als Gewürzpflanze verwendet. In Österreich und Deutschland wird er klassischerweise zu Gänsebraten gereicht. Dies gibt ihm auch den Namen Gänsekraut.

5) Frauenmantel
Wie der Name schon ein wenig vorwegnimmt, harmonisiert der Frauenmantel Frauenbeschwerden. Mit Eiswürfel, Zitrone und etwas Süßem (Zucker, Honig etc.) ist er die perfekte koffeinfreie Alternative zum herkömmlichen Eistee.
Das Trinken des Gutationstropfens (Tropfen in der Mitte des Frauenmantels) verspricht ewige Jugend. Viele Hofdamen haben dies früher für sich zu Nutzen gemacht. Ob dies auch wirklich stimmt, kannst du gerne bei deiner nächsten Tour im Nationalpark Hohe Tauern ausprobieren. 😉


6) Quendel (wilder Thymian)
Der Quendel oder wilder Thymian, wie er auch genannt wird, schmeckt wirklich wie das klassiche Küchenkraut. Er eignet sich als Tee, verfeinert mit ein wenig Honig, sehr gut als Bekämpfer von Halsschmerzen. Doch auch als Topping auf italienische Gerichte, wie Spaghetti oder Pizza, weiß der Quendel zu überzeugen.


7) Breit- und Spitzwegerich
Breit- und Spitzwegerich sind Heiler. Sie lindern die Blasen vom vielen Wandern, Insektenstiche, Brandwunden u.v.m. Dafür wird der Wegerich einfach in der Hand zerrieben und auf die betroffene Stelle gegeben. Aufgrund seiner vorteilhaften Form kann Breitwegerich ganz einfach wie ein Pflaster auf die Wunde aufgelegt werden. Zusätzlich stärkt er das Bindegewebe, Haut, Haare und Nägel. Bei Bronchienbeschwerden hilft vor allem der Spitzwegerich als Tee mit Honig.

8) Lärche & Fichte
Auch viele Nadelbäume können Verwendung in der Küche oder als Heilmittel finden. Ihre Harze (Pech) werden gerne zu Salben verarbeitet, da sie antiseptisch wirken und somit wundheilend sind. Lärchenpech wird auch gerne auf Holzspiessen in der Haut aufgetragen, um diese wie mit einer Zugsalbe herauszuziehen.
Frische Lärchen- und Fichtennadeln schmecken exzellent als Würze auf Salaten oder in Salzen. Maiwipferlsirup hilft im Winter Wunder gegen Verkühlungen. Dafür werden junge Fichtentriebe (Maiwipferl) in Honig oder geschichtet mit Zucker eingelegt. Diese lässt man einige Wochen ziehen. Der gefilterte Sirup ist lange haltbar und kann mit Wasser genossen werden.


9) Rotklee
Die Blüten des Rotklees sind leicht süßlich. Sie schmecken einmalig in Aufstrichen oder als Garnierung auf Salaten. Rotklee besitzt viel pflanzliches Östrogen und hilft vor allem Frauen bei Wechseljahrbeschwerden. Zusätzlich senken die Blüten des Rotklees den Cholesterinspiegel.

Es muss also nicht immer die Apotheke oder der Supermarkt sein, um kleinere Gesundheitsprobleme zu lösen oder Gerichte zu verfeinern. Beschäftigt man sich ein wenig mit den Kräutern und (Heil-)Pflanzen die in unserer Natur wachsen und probiert diese sogar selbst aus, kann man manchmal getrost auf Apotheke und Supermarkt verzichten. Und man sieht wieder einmal, dass sich unsere Vorfahren früher sehr wohl zu helfen gewusst haben.
Kräuteraufstrich selbstgemacht?
Man nehme 250 Gramm Topfen, 250 Gramm Sauerrahm sowie Salz & Pfeffer. Davor macht man sich in der Natur auf die Suche nach Schafgarbenblättern, Breitwegerich, Rotklee (Blüten), Stiefmütterchen (Blüten), Brennesselblättern, Gundelreben, Löwenzahnblättern, Giersch und Gänseblümchen. Nachdem man diese mit dem (Wiege-)Messer zerkleinert hat, wird alles gut miteinander vermischt. Der perfekte Aufstrich für das selbstgebackene Brennnesselbrot oder als Dip für jede Jause.



Kräuterwanderung mit Nationalpark Ranger:in
Wer noch mehr über die Kräuter im Nationalpark Hohe Tauern erfahren möchte, dem empfehle ich eine Kräuterwanderung mit Nationalpark-Ranger:in. Bei der Tour „So schmeckt die Natur – die geheime Welt der Kräuter“ machst du dich im Virgental auf die Suche nach frischen Wildkräutern. Du wirst erstaunt sein, was die Natur so alles zu bieten hat. Pflanzen, Beeren und Bäume werden gemeinsam bestimmt, verkostet und in freier Natur zu einem Kräuteraufstrich oder einem Kräutersalz verarbeitet. Nationalpark zum „Anbeißen“ für die gesamte Familie. Tour gleich online buchen.


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Die Anwendungen der verschiedenen Pflanzen finde ich toll da ich die meisten selbst schon ausprobiert habe .Ich bin immer auf der Suche nach neuen Rezepten und anwendungen.Danke dafür
Auch für uns ist es faszinierend, welch wohltuende Wirkung Kräuter auf Körper und Geist haben! 😉 Zudem schmecken sie auch vorzüglich – Kräuterpesti zählen zu unseren Favoriten! 😍 Liebe Grüße, dein Osttirol Team.