Die Schlossbergrunde zählt für mich zu den schönsten Mountainbiketouren in Osttirol. Der Lienzer Hausberg liegt in Reichweite und die Tour bietet, neben einer sportlichen Auffahrt, eine Vielzahl an Abfahrten – vom Forstweg bis zum Trail, ganz nach den persönlichen Bedürfnissen und dem Fahrkönnen. Immer wieder bin ich hier zum Mountainbiken. Seit vielen Jahren.
Schloss Bruck thront auf einer kleinen Hügelkette, die sich sanft an den Hochstein schmiegt. Als die Grafen von Görz im 13. Jahrhundert das Schloss errichten, gab es natürlich noch keine Fahrräder, geschweige denn Mountain- oder Elektrobikes. Eher Pferdewägen. Heute befindet sich in der burgähnlichen Anlage das Museum der Stadt Lienz. Dafür ist jetzt aber keine Zeit. Denn es geht mit Muskelkraft hinauf zur Sternalm. Nicht zu Fuß, sondern mit dem Bike. Der Start ist auf dem Parkplatz am Hochsteinlift. In circa vier Stunden und mit etwa 900 Höhenmetern mehr in den Wadln werde ich wieder hier sein. Voller neuer Eindrücke.
Aussichtspunkt am Speicherteich Taxer Moos
Jetzt steht aber erst einmal Kurbeln im Vordergrund. Treten, schwitzen, treten, etwas Bergluft einatmen und die schattigen Abschnitte im Wald genießen (im Sommer eine Wohltat). In mehr oder weniger steilen Kehren geht es hinauf zur Abzweigung, wo du entweder der Schloßbergrunde Nr. 103 folgen kannst, oder zum Speicherteich Taxer Moos fährst. Der Abstecher zum See lohnt sich. Der See ist bereits ein Hinweis auf den Winter. Der Wasserspeicher dient als Reservoir für die nahende Ski-Saison und bietet einen Blick weit ins Land und tief in die Sonnenstadt Lienz hinein. Die Kirchtürme kratzen am leicht bewölkten Himmel. Und weiter ostwärts fließt die dunkelgrüne Drau Richtung Kärnten.
Herrliche Blicke in die Lienzer Dolomiten
Die Rast an diesem Aussichtspunkt fällt kurz aus, denn der Topfenstrudel wartet. Quasi ein Highlight auf exakt 1.505 Metern Seehöhe. Wieder runder Tritt, leicht schnaufend, mal im Wiegetritt, mal brav auf dem Sattel. Treten. Treten. Treten. Eineinhalb Stunden bin ich jetzt auf dem Weg und ich nähere mich Stück für Stück der Sternalm. Kurz vor der Abzweigung zur Sternalm strample ich rechter Hand noch ein wenig weiter. Zu einem weiteren Speichersee, dem Speicherteich Sternalm. Nicht, um mich darin abzukühlen. Eher der Aussicht wegen.
Imposant ragen die Lienzer Dolomiten in die Höhe. Die Spitzen sind bereits weiß angezuckert. Weiter unten rauscht der Mischwald in leuchtenden Farben. Gelb, Dunkelgrün, Braun, prächtiges Rot. Herbststimmung. Für mich, neben dem Frühjahr, die beste Jahreszeit, um die Schlossbergrunde zu machen.
Mehrere Abfahrtsmöglichkeiten
Von der Sternalm aus geht es wieder ins Tal. Mehrere Varianten stehen dem Biker zur Auswahl. Die sanfte führt über einen gut ausgebauten Forstweg (Schlossbergrunde) nach Leisach. Die etwas weniger sanfte Alternative geht über einen schmaleren Weg, auf der Horniss Tour Nr. 106, auf dem schon ein bisschen Fahrgeschick erforderlich ist. Ein Teilstück dieser Tour verläuft sogar auf der Skipiste. Und die sportliche Version über den Peter Sagan Trail im Bikepark Lienz. Diese Variante ist eher den ambitionierten Fahrern vorbehalten, die dem Namensgeber, dem Rad-Profi Peter Sagan nacheifern wollen.
Ich entscheide mich heute für den Forstweg nach Leisach.
Rollen lassen und Genussradeln sozusagen.
Je weiter ich mich dem Tal nähere, desto besser erkenne ich die abgeernteten Felder und Wiesen. Sie sehen fast so aus wie das braun-grüne karierte Geschirrtuch, das an der Theke in der Sternalm hängt. Der Wirt steht mutmaßlich immer noch daneben am Zapfhahn und begrüßt die Gäste. „Na auch mal wieder da?“ Dann nicken sie, so wie ich. Auf die Frage wie oft ich schon hier gewesen bin, überlege ich kurz. „Keine Ahnung. Aber sicher nicht zum letzten Mal.“ Eben ein Wiederholungstreter…
Nebenbei bemerkt, man kann die Schlossbergrunde auch in umgekehrter Richtung machen und über Leisach starten. Sehr empfehlenswert und ein bisschen weniger anstrengend ist diese Tour übrigens mit einem E-Mountainbike.
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