Wie es um die Gletscher im Nationalpark Hohe Tauern bzw. im gesamten Alpenraum steht, ist wohl kein großes Geheimnis. Noch nie gab es einen größeren Gletscherrückgang als im letzten Gletscherjahr. Bei der Rangertour „Ins ewige Eis – kalte Riesen in heißen Zeiten“ kann man die Gletschermassen noch hautnah erleben.
Unterwegs mit Nationalpark-Ranger
Bei dieser Rangerwanderung am Gletscherlehrweg Innergschlöß geht es nicht ausschließlich darum, so schnell wie möglich zum Gletscher zu gelangen und vor den Eismassen zu stehen. Nein. Viel mehr ist es das Gesamterlebnis. Der Weg dorthin. Die vom Gletscher geformten Landschaften, die aufgeschütteten Moränen, erste Pioniervegetation die es schafft sich am kargen Gletschervorfeld zu entwickeln – das und noch vieles mehr erfährt man vom Nationalpark-Ranger.






Die Rangertour startet im Almdorf Innergschlöss beim Gasthof Venedigerhaus Ca. 15-20 Minuten (perfekt zum Aufwärmen) geht es flach über einen Forstweg bis zum Talschluss und zum offiziellen Einstieg des Gletscherlehrweges. Bereits hier hört man links und rechts Murmeltiere pfeifen und sogar die ein oder andere botanische Besonderheit lässt sich dort erblicken.

Am Talschluss informiert eine Informationstafel über den Gletscherlehrweg und zeigt auch Bilder aus vergangenen Zeiten. Wärst du vor ca. 160-170 Jahren hier gestanden, dann wäre unsere heutige Tour schon beendet, denn genau bis hier ging der Gletscher (das Schlatenkees) noch zur letzten kleinen Eiszeit (ca. 1850). Auch vom Nebental, dem Viltragental ging zu dieser Zeit ein Gletscher bis hinaus auf den Talboden. Die beiden Gletscher hingen so weit in die Talsohle, dass sie sich dort gerade nicht berührten. (Schlatenkees und Viltragenkees). Daran erinnern die Moränen, welche auch heute noch sichtbar sind.

550 Höhenmeter und 4 Kilometer
Heute jedoch liegen ca. 550 Höhenmeter und 4 Kilometer zwischen uns und dem Gletscher. Doch der Weg dorthin ist nicht nur anspruchsvoll, sondern auch lohnend. Zugegebenermaßen ist der Weg bis hoch zu den Salzböden (etwas mehr als 1 Stunde Fußmarsch) und dem Salzbodensee ein wenig fordernd. Doch es lohnt sich, denn ab den Salzböden beginnt jedoch die absolute Genussphase. Hoch oben erstreckt sich ein wunderbares, wasserreiches Plateau. Am Salzbodensee wird gejausnet, verschnauft und das Panorama genossen.

Noch ein Fotospot
Kurz nach dem Salzbodensee erwartet uns mit dem Auge Gottes schon ein weiterer Leckerbissen und Fotospot dieser Tour.

Am Auge Gottes trennen uns noch ca. 45 Minuten von der Gletscherzunge. Ist die nächste Moräne und der Schlatenbachsteg überwunden, stehen wir schon direkt vor den „Keespalfen“, wo vor wenigen Jahren noch Gletscher lag. Ab jetzt geht es über diese „Keespalfen“ in Richtung Gletscher. Und dieser Weg wird für die Besucher des Gletscherlehrwegs jedes Jahr etwas länger – da sich der Gletscher, insbesondere das Schlatenkees sehr schnell zurückzieht.

„Der Weg wird alle Jahre länger und meine Knie alle Jahre schlechter“
Nationalpark-Ranger, schmunzelnd
Direkt an den ewigen Eismassen – oder von dem, was noch übrig ist – angekommen überwiegt zuerst das Staunen. Doch allmählich wird einem klar, dass man selbst ein wenig mitverantwortlich ist, für die aktuelle Lage unserer Gletscher. Eine ganz eigene Stimmung eben, ein ganz eigenes Gefühl, das man nur verstehen kann, wenn man selbst dort oben steht und einige Minuten innehält.

Bilderreise:
Das Schlatenkees in den letzten 160 Jahren









Das Schlatenkees war auch im letzten Gletscherjahr (2021/2022) wieder ein trauriger Gewinner. Mit einem Längenverlust von 89,5 Meter war das Schlatenkees der österreichische Gletscher mit dem höchsten Längenverlust.
Quelle und weitere Informationen zu den österreichischen Gletschern: Gletscherbericht Alpenverein
Zukunft?!
Wie die Gegend, wo jetzt noch Gletscher liegt, in Zukunft genau ausschauen wird – das weiß niemand so genau. Entsteht ein See? Bleibt nur Gestein zurück? Die nahe Zukunft wird es zeigen. Was jedoch passieren wird ist, dass das Eisband welches Zehrgebiet und Nährgebiet miteinander verbindet (das Band, welches in der obigen Fotoserie immer dünner wird) schon in naher Zukunft reißen wird. Per definition hat man dann an der Talsohle einen sogenannten Toteis-Körper. Und dieser Toteis-Körper wird schon sehr bald ganz verschwunden sein. Es ist eine ganz eigene Geschichte mit den Gletschern, in der Nostalgie, Staunen und Hoffnung mitschwingt. Diese Riesen aus einer anderen Zeit sind vieles: Geschichtszeugen, Mahnmal und vor allem sind sie wunderschön. Mein Appell ist daher ganz klar: Gemma Gletscher schaugen, so longe er no do isch…
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Vor ein paar Tagen war ich am Glockner und was soll ich sagen, der Zustand der Gletscher ist angsterregend schlecht, ja katastrophal. Noch vor 2 Jahren war es viel besser.
Lieber Walter, als erstes: Berg-Heil! Auch wir blicken mit wachsamen Augen auf unseren höchsten Gipfel.
Eindrucksvolle Bilder, einfühlsamer Bericht, große Melancholie…sehr gut gemacht ! Danke dafür !
Lieber Thomas, auch wir blicken mit großer Melancholie auf die schwindenden Riesen und sind dankbar, dass wir unseren Teil zum Naturschutz beitragen können und dass es Menschen gibt, die unsere Philosophie teilen und leben.