Dass der Großglockner (3798 m) in Osttirol eine ganz schöne Zicke sein kann, hat Petra Rapp am eigenen Leib erfahren dürfen. Mit der Absicht, mal den Nachbarn auf das Dach zu steigen, begab sie sich also in Richtung des Diven-Berges. Bereits am Beginn ihres Aufstieges wurde sie von schlechtem Wetter begleitet. Belohnt wurde ihre Mühe jedoch mit dem Aufenthalt in der bestens bewirtschafteten Stüdlhütte auf 2803 Höhenmetern.
Aber genug der langen Worte. Lassen wir am besten Petra Rapp selbst über ihre Erlebnisse in Osttirol berichten.
Am Freitag, wo wir um 6 Uhr morgens zum ersten Gipfelsturm ansetzen, pfeift uns selbiger mit bis zu 100 Stundenkilometern gewaltig um die Ohren, dazu minus 13 Grad und kaum Sicht. Abbruch nach einer Stunde Aufstieg. Einfach so wieder von dannen ziehen, obwohl die Wetterprognose für den Samstag zumindest Sonne und gute Sicht verspricht? Wir organisieren ein bisschen um und verlängern, zumal unser Bergführer Toni Riepler (www.bergfuehrer-kals.at) nochmal mit zwei neuen Gästen raufkommt und wir uns anschließen können. Toni (40) kommt aus Unterpeischlach, einem Ortsteil von Kals, der sich durch die höchste Bergführerdichte eines Ortes überhaupt auszeichnet (sprich zehn Häuser mit neun Bergführern) und lebt seinen Job mit einer Leidenschaft und Ruhe, die seinesgleichen sucht. Nur wenige waren so oft wie er am Großglockner. Beruhigend.
Der amerikanische Alpinist Steve House hängt auch in der Stüdlhütte rum, am Abend kommen auch noch Bergsteigerlegende Peter Habeler und einige Bergführerkoriphäen – der Berg zieht an. Und der Wind bläst nach kurzer Pause am Nachmittag wieder weiter. Es stürmt und tobt die ganze Nacht und am Samstagmorgen ein ähnlich trister Blick hinaus ins weiße Nichts. Na wunderbar! Wir brechen trotzdem auf, jetzt zu Viert samt Toni, der seine ganze Glocknererfahrung, die er sich in den unzähligen Besteigungen angeeignet hat, geschickt einsetzt. Mit einer eigenen Spur lässt er die vor uns gestarteten Gipfelstürmer im letzten Anstieg mit Ski stehen. Wir wechseln so als erstes Team in die Steigeisen und gehen den langen, zum Teil ausgesetzten Weg hinauf an.
Den Nebel frühmorgens haben wir unten gelassen, die Sonne zeigt uns jetzt endlich das grandiose Panorama hier oben, aber der Wind macht uns weiterhin schwer zu schaffen. Oben auf dem Plateau am sogenannten „Bahnhof“ weht es mich fast um. Jeder Schritt wird zum Kampf und die Luft immer dünner. Aber auch die Männer hinter mir kämpfen – ein kleiner Trost. Oben im letzten Drittel kriechen wir zum Teil auf allen Vieren durch den tiefen Schnee, dann wird es immer ausgesetzter und Toni nimmt uns ans Seil. Das ist er also, der berühmte Glockner-Grat – und ich hoffe nur, der Wind bläst mich nicht hinunter. Aber hier oben geht es besser, es ist ein bisschen windgeschützter. Das wunderschöne Gipfelkreuz ist in Sichtweite und die Euphorie steigt. Nach 3.45 Stunden Aufstieg sind wir oben, als erste an diesem Tag, an dem noch einige Seilschaften unseren Spuren folgen werden. Und wir sind verdammt happy!
Beim Abstieg treffen wir am Grat Peter Habeler mit seiner Begleitung, die als zweite Seilschaft den Gipfel an diesem Tag ersteigen. Unglaublich, wie fit er mit 72 noch ist! Eine kurze Rast an der Erzherzog-Johann-Hütte (3454 m), noch einmal den famosen Ausblick genießen und jede Sekunde einsaugen, die letzten steilen Meter konzentriert am Seil abwärts zum Skidepot und hinunter auf den Brettern ins Tal – um ein grandioses Bergerlebnis reicher. Petra Rapp

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