Einer meiner absoluten Favoriten, wenn es um einen atemberaubenden Sonnenaufgang geht, ist das bekannte Böse Weibl in Kals. Nicht zu verwechseln mit dem Bösen Weibele (2521m) am Lienzer Hochstein. Mit seinen 3119m gehört das Böse Weibl zu einem der höheren Gipfeln in der Schobergruppe. Es wird auch als einer der leichtesten Dreitausender betitelt. Ein atemberaubender Ausblick auf den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner, ist garantiert. Sowohl im Sommer, als auch im Winter ist das Böse Weibl ein beliebtes Ziel für viele Bergenthusiasten.
Der Name Böses Weibl kommt wohl von den verschiedensten Mythen und Legenden, welche sich um den Berg tummeln. Aus meiner Sicht die plausibelste und einleuchtendste Erklärung für den Namen ist jene, die sich auf das Wetter in diesem Gebiet bezieht. In dem Buch „Sagen aus Tirol“ von Ingnaz v. Zingerle, 1850 wird die Sage „Die fünf Weiblein von Kals „ von J. G. Seidl behandelt. Im 10 zeiligen Stück geht es darum, wie der Berg Einfluss auf das Geschehen im Dorf nimmt und wie sich die Dorfbewohner im 18 Jht. solche Gestalten, welche das Wetter beeinflussen, vorstellen. Dadurch entstand auch der Name Böses Weibl.
Der frühe Vogel fängt die ersten Sonnenstrahlen
In einer sternenklaren Nacht treffe ich mich mit meiner alten Hauptschulfreundin (Carmen Wischounig) um 02:45 Uhr früh morgens am kleinen Parkplatz an der letzten Kehre vor dem Lucknerhaus (1910m). Mit Stirnlampen ausgerüstet und mit einem klaren Ziel vor Augen, nämlich vor den ersten Sonnenstrahlen am Gipfel des Bösen Weibl zu sein, folgen wir dem Wegweiser „Peischlach Törl- Böses Weibl“. Der kurze Weg auf der Schotterstraße Richtung Nigglalm auf 2010m dient als Eingewöhnungsphase für den Kreislauf, der ja um diese Uhrzeit eigentlich in seiner nächtlichen Ruhephase wäre.
Fernblick auf das umliegende Bergpanorama Die ersten Sonnenstrahlen erreichen uns um 05:00 Uhr morgens. Sonnenaufgang mit Fernblick.
Nun folgen Bergwiesen, Feldwege und ein gut markierter Steig in Richtung Peichlachtörl auf 2484m, wo wir eine kurze Rast einlegen, um die morgendliche Stille im Peischlachtal zu genießen. Das Licht unserer Stirnlampen leuchtet nicht nur unseren Weg Richtung Gipfel aus, sondern lockt auch neugierige Almbewohner, wie Rinder und Bergschafe der Kalser Bauern an. „Dei wern wohl amol schaugen, wer do in oller Herrgottfria unterwegs isch“, so ich zu meiner Bergkollegin.
Das Böse Weibl im Blickfeld
Nach unseren Begegnungen mit Schaf und Rind folgen wir der Beschilderung „Böses Weibl“, welche uns auf direktem Weg Richtung Gipfel führt. Charakteristisch, wie es sich für Berge in der Schobergruppe gehört, wandern wir über Blockwerke, Felsbrocken und verschieden abgestuftes Gelände bis hoch zur Abzweigung „Böses Weibl – Tschadinhorn“.
Im Schatten des Großglockners geht es hoch zum Gipfel. Im Osten geht schon die Sonne auf. Fernblick in die Glocknergruppe. Eine alte Bauernregel besagt: Morgenrot Schönwetterbot.
Die Dämmerungsphase leitet auch unseren letzten Anstieg hoch zum Gipfel ein. Der Himmel beginnt sich bereits leicht zu färben. Die Silhouetten des umliegenden Bergpanoramas, einschließlich des Großglockners, sind bereits leicht zu erkennen. Über den mit Felsbrocken übersäten Westhang gelangen wir nach kurzer Zeit auf den Verbindungsgrat, der uns direkt zum Gipfelkreuz des Bösen Weibl führt.
Aufstieg zum Gipfel. Das letzte Schneefeld hält sich hartnäckig in den Mulden. Vorfreude kurz vor den ersten Sonnenstrahlen. Do kummt die Sun. Der Eintrag ins Geipfelbuch darf natürlich nicht fehlen.
Gipfelsieg am Kalser Bösen Weibl
Um 05:00 Uhr früh morgens und auf 3119m Seehöhe heißt es für uns einmal genießen, genießen und nochmals genießen. Sonnenaufgangstouren, wie diese auf das Kalser Bösen Weibl, gehören absolut zu meinem Geheimtipp, wenn es darum geht, Bergmomente zu spüren. Der atemberaubende Blick auf die umliegenden Berge, wie Hochschober, Glödis, Figerhorn und auch auf den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner sind kaum in Worte zu fassen.
Ein Bergmoment wie dieser Sonnenaufgang auf dem Kalser Bösen Weibl gehören zu den „must have“ eines Jahres. Mit einer Aufstiegszeit von 04:30h und 1250hm ist die Strecke auf das Böse Weibl zwar etwas länger, zahlt sich jedoch zu 1000 Prozent aus.
Carmen auf dem Weg Richtung Ziel. Das vorgenommene Ziel wurde erfolgreich erledigt. Kurz vor Sonnenaufgang. Sonnenaufgang am Bösen Weibl.
Bevor wir an den Abstieg denken, um im Alpengasthof Lucknerhaus einzukehren, ergänzen wir unsere Tour auf das Böse Weibl um einen weiteren Gipfel – das Tschadinhorn auf 3017m. Das Tschadinhorn ist ein einsamer, etwas abseits gelegener Dreitausender mit einem großartigen Fernblick in das umliegende Kalsertal mit seinen bekannten Bergriesen.
Blick vom Tschadinhorn auf den Talboden von Kals. Blick auf den höchsten Berg Österreichs. Auch der Sonnenuntergang im Westen kann sich am Bösen Weibl sehen lassen.
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