Sind es Bären? Sind es Katzen? Oder sind es gar Affen? Richtig. Die Rede ist natürlich vom Murmeltier. Bär, Katze und Affe sind lediglich die Bezeichnungen der Geschlechter und der Jungtiere. In der Fachsprache wird Papa Murmeltier Bär, Mama Murmeltier Katze und ihre Kinder Affen genannt.
Steinadler, Steinbock, Bartgeier, Gams und Murmeltier – das sind die BIG FIVE, die großen Fünf, des Nationalpark Hohe Tauern. Wir verraten euch, wo und wie ihr den Tieren begegnen könnt. Heute holen wir das Murmeltier vor den Vorhang. Es ist ohne Frage das am häufigsten zu beobachtende Tier der BIG Five.
Mus montis – die Bergmaus
Das Murmeltier steht in keiner Verbindung mit der Murmel. Der Name leitet sich aus dem lateinischen „mus montis“ ab – was nichts anderes bedeutet als die Bergmaus oder die Alpenmaus. Da das Murmeltierfett in der Medizin früher so beliebt war, kam es zu einer starken Dezimierung der Murmeltierbevölkerung. Berichten zufolge soll es um 1800 nur noch wenige der kleinen Nager in den Hohen Tauern gegeben haben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Nagetiere wieder angesiedelt. Heute ist die Murmeltierpopulation in den Hohen Tauern stabil und die Tiere sind wieder sehr verbreitet. Alpine Rasen- und Blockfelder, von der Baumgrenze bis hinauf auf ca. 2.700 Meter, sind der Hauptsiedlungsraum des Alpenmurmeltieres.
10 Hard Facts über das Alpenmurmeltier
- Zähne wachsen zeitlebens – durch das Nagen werden die Zähne geschliffen und geschärft
- Winterschlaf von Anfang Oktober bis Mitte April
- „verschläft“ ca. 80% seines Lebens
- pfeifen um andere Murmeltiere vor Gefahr zu warnen
- werden bis zu 85 cm lang inkl. Schwanz (Rute)
- werden ca. 3,5-5,5 kg schwer
- ernährt sich ausschließlich von Pflanzen
- werden durchschnittlich 3 Jahre und maximal 12 Jahre alt
- Hauptfeinde: Steinadler, Uhu, Fuchs
- nach Biber und Stachelschwein das drittgrößte Nagetier Europas
- haben 4 Zehen an den Vorderfüßen und 5 Zehen an den Hinterfüßen
Pfeifen?
Natürlich erinnert der Laut des Murmeltiers an einen Pfiff und auch im Volksmund spricht jeder von „Murmeltierpfiffen“. Nimmt man es genau, sind die Geräusche keine Pfiffe. Es handelt sich dabei ganz einfach um Schreie, welche im Kehlkopf der Tiere erzeugt werden. Wer das nicht glaubt, der soll mal versuchen mit offenem Mund zu pfeifen. Somit versteht man sofort, dass die „Murmelen“ wirklich schreien und nicht pfeifen. Oder?
Achtung, der Feind naht!
Mithilfe dieser Pfiffe bzw. Schreie kommunizieren die pelzigen Nationalparkbewohner untereinander. Mit den lauten, kaum überhörbaren Tönen, warnen sie ihre Familienmitglieder vor Feinden. Hört man einen langgezogenen Laut, bedeutet das in der Murmeltiersprache: Gefahr von oben! Pfeifserien, ja wahre Pfeifkonzerte hingegen signalisieren Gefahr vom Boden! Hört man also einen einzigen langgezogenen Murmeltierpfiff, ein guter Tipp: Blick nach oben, denn die Chance einen großen Vogel zu erspähen ist sehr hoch.
Doch wo und wie wohnen die felligen Alpenbewohner?
Murmeltiere, Mankei, Murmelen, Alpenmäuse oder gar Munggen, wie sie von den Schweizern liebevoll genannt werden, leben als Familie in komplexen Tunnelsystemen. Die Tiere graben lange Gangsysteme, wo einzelne Tunnel bis zu 70 Meter lang werden können. Im Bau, welcher bis zu 7 Meter tief unter die Erde reichen kann, halten die Murmeltiere ihren Winterschlaf, ziehen Junge groß und verstecken sich vor Feinden.
Murmeltiere beobachten
Murmeltiere kann man grundsätzlich in allen Tälern des Nationalpark Hohe Tauern beobachten. Eine Murmeltiergarantie kann man für das Kalser Ködnitztal und die Greiwiesen am Fuße des Figerhorns abgeben. Im Infocenter Glocknerwinkel in Kals am Großglockner, direkt beim Parkplatz Lucknerhaus, ist von Juni bis Ende September ein Nationalpark-Ranger mit Spektiv vor Ort. Dieser erzählt gerne noch mehr über die Tiere und lädt zum Spektiv-Schauen ein – von dort aus lassen sich auch die pelzigen Nationalparkbewohner bestens beobachten.
Das Jahr des Murmeltiers
Seit ca. Mitte April hört man sie wieder regelmäßig in den Tälern des Nationalpark Hohe Tauern – das Jahr des Murmeltiers beginnt. Die Murmeltierfamilie erwacht von ihrem Winterschlaf. Bis Ende Mai dreht sich bei den gerade Erwachten alles nur noch ums Fressen und Fortpflanzen. Hat dies geklappt, bringen die Weibchen (Katzen) nach ca. 5 Wochen, im Mai/Juni, 2-4 Junge zur Welt. Frischgeborene Murmeltiere sehen nichts, hören nichts und bringen nur wenige Gramm auf die Waage. Auch ihr markantes Fell wächst erst im Laufe der nächsten Wochen. Ab Mitte Juli verlassen die Murmeltierbabys, die Affen, das erste Mal ihren Bau. Jetzt heißt es für die ganze Familie „fressen, fressen, fressen“ um genügend Fettreserven für den Winterschlaf zu speichern.
Je kürzer die Tage und je kälter die Temperaturen, desto dicker und vollgefressener werden die Nagetiere. Immer weniger Murmeltiere lassen sich dann blicken – bis schließlich auch das letzte Murmeltier seine Augen schließt und der Winterschlaf beginnt.
Wildtierbeobachtung mit Nationalpark-Ranger
Wer noch mehr über das Murmeltier erfahren möchte, der sollte unbedingt bei einer geführten Wanderung mit einem Nationalpark-Ranger teilnehmen. Ausgerüstet mit Fernglas und Spektiv, wandert man am Fuße des Großglockners Richtung Lucknerhütte – auf der Suche nach Wildtieren. Die diplomierten Nationalpark-Ranger wissen haargenau, wie sich die Tiere verhalten, wo sie sich verstecken und wie man sie am besten beobachtet.
In der neuen Reihe „ein Tier vor dem Vorhang“ stellen wir euch die „BIG FIVE“ des Nationalpark Hohe Tauern vor und verraten dabei, wo und wie ihr den Tieren begegnen könnt. Meldet euch für unseren Blog Newsletter an, damit ihr keine Folge der Nationalpark Big Five verpasst: https://blog.osttirol.com/newsletter-anmeldung
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