Eine Wandertour mit grandiosen Ausblicken und sagenumwobenen Geschichten
Wer die 5 Etappen der Herz-Ass Villgratental Wanderung macht, findet neben einer einzigartiger Natur- und Kulturlandschaft, sowie den grandiosen Ausblicken auf dem Hochbelvedere der Alpen, auch mystische Sagen und Geschichten. Jene sind mündliche Überlieferungen, ähnlich der Legenden, die auf Ereignisse der Vergangenheit basieren und oft die Wirklichkeit übersteigen.
Verfasser und Ursprung sind meistens unbekannt, doch da sie mit realen Begebenheiten, Personen und Orten verbunden sind bleibt bis heute das Geheimnis aufrecht. Ob die Sagen der Herz-Ass-Tour nicht doch mehr oder weniger Wahrheitsgehalt haben, wird man wohl nie herausfinden? In diesem Blogbeitrag stelle ich euch die zwei Sagen zu den Etappen eins und fünf vor:
Sage zur Etappe 1 – der Riese Haunold:
Die Tour der 5-tägigen Herz-Ass-Wandertour beginnt in Außervillgraten, vom Dorfzentrum geht es über neun Almen in luftige Höhen und von dort weiter zur Reiterstube. Am Anfang durch dunkle Fichtenwälder, passiert man etwas später lichte Lärchenwälder und von dort weiter über die Waldgrenze bis hin zu herrlich blühenden Almrosenwiesen. Allein schon für den traumhaften Blick auf die Sextener Dolomiten hat sich die Wanderung gelohnt. Zu den Dolomiten gehört auch der mächtige Berg Haunold, der König der Haunoldgruppe. Massiv und stark sticht dieser Gipfel hervor, im Volksmund wird die Sage vom Riesen Haunold erzählt, die auch etwas mit dem Villgratental zu tun hat:
Haunold war der Sohn eines römischen Feldhauptmannes, dessen Vater im Kampf gegen die Hunnen starb. Durch eine List konnte die Amme von Haunold mit dem Bub fliehen ins hinterste Villgratental. Dort traf sie die Hexe „Lottermoidl“, welche der Frau den Rat gab sich bei einer nah gelegenen Quelle „Admirabus“ zu verstecken. Das Wasser dieser Quelle sollte anscheindend besonders sein – man sagt „wundertätig“ – da Haunold zu einem starken riesengroßen Mann heranwuchs. Während Haunold heranwuchs errichteten die Hunnen die Burg „Heinfels“ und herrschten in schrecklicher Art über das Pustertal. Als Herzog Tassilo in diese Gegend kam und bei St. Oswald lagerte, besuchten ihn Bauern aus der Region und flehten ihn um Hilfe an, die Herrschaft der Hunnen zu beenden. Er versuchte der Bitte nachzukommen, belagerte die Hunnenburg, scheiterte doch mehrmals dabei Heinfels zu erobern. Auf der anderen Seite gelang es dem Hunnenfürst nicht, Herzog Tassilo zu schlagen, sodass sie übereinkamen die Entscheidung der Schlacht im Zweikampf zu fällen. Der Hunnenfürst war von so mächtiger Gestalt, dass sich niemand ihm entgegenstellen wollte. Der Herzog hatte von Haunold gehört und schickte einen Boten zur Quelle Admirabus, um den Riesen um Beistand zu bitten. Dieser willigte ein und an der Mündung des Sextenerbaches in die Drau kam es zum Kampf zwischen dem Hunnenfürst und Haunold. Der Riese überwand den Hunnen und riss ihm eine Rippe heraus, welche noch heute über dem Tor des Innichner Domes hängt. Zum Dank für die Beendigung der grausamen Hunnenherrschaft, errichtete Herzog Tassilo das Kloster Innichen. Auch beim Bau des Klosters wirkte Haunold tatkräftig mit, wofür er als Entlohnung eine tägliche Mahlzeit verlangte: Ein Kalb, drei Scheffel Bohnen und ein Fass Wein – und zwar auf Lebenszeit! So wurden die Innicher den Riesen auch nach der Fertigstellung der Stiftskirche nicht mehr los und die Mahlzeiten kamen ihnen teuer zu stehen. Durch Intriegen schafften sie es schließlich Haunold loszuwerden, worauf er sich enttäuscht als Einsiedler zurückzog. Noch heute schläft er im gleichnamigen Berg „Haunold“ und wartet auf den Anbruch der verheißenen Zeit – heißt es in der Sage.
Sage zur Etappe 5 – der Thurntaler Urban:
Grenzlandweg nennt sich die 5. Etappe der Herz-Ass Villgratental Wanderung welcher vom Weiler Kalkstein über blumenübersäte Mäher empor auf den Bonner Höhenweg führt und von dort weiter in Richtung Thurntaler. Der Blick zu den berühmten „Drei Zinnen“ der Sextener Dolomiten sind eines der Highlights dieser Strecke. Bei diesem eindrucksvollen Anblick vergisst man beinahe, dass hier einst tobende Grenzkämpfe ausgefochten wurden. Bis heute findet man dort unübersehbare und mahnende Reste in der Landschaft. Bevor man an der Abzweigung den Abstieg nach Innervillgraten, Außervillgraten oder Sillian wählt, erreicht man den Thurntaler See. Dieser Bergsee ist eng mit der Sage des Thurntaler Urban verbunden.
Der Thurntaler Urban war ein armer Tagwerken in Unterwalden in Außervillgraten, der mit seinem Weib Urschl ein kümmerliches Leben fristete. Um nebenbei noch dazu zu verdienen, sammelten sie in den Bergen Heilkräuter, und versuchten diese auf dem Markt in Sillian zu verkaufen. Doch das Geschäft lief von Tag zu Tag schlechter, da alle lieber bei den fremden Kräuterkrämern einkauften. Auch der Versuch mit der Ware von Hof zu Hof zu hausieren scheiterte kläglich. Überall wurde das Paar bei Tür und Tor hinausgeworfen. Urban packte der reine Zorn und er schwor Rache. Auf dem Heimweg fluchte er so lange und laut bis der leibhaftige Teufel vor ihm erschien. Urban schrie: „Mir kannst du auch nicht helfen, schwarzer Teufel! Mach dich fort!“. Der Teufel rief darauf: „Was immer du willst, alles sollst du haben, wenn du mir als Gegendienst deine Seele verschreibst!“ Ohne nachzudenken willigte Urban den Handel ein und unterschrieb mit seinem Blut. Ab diesem Zeitpunkt hatten alle Bauern arg zu leiden denen Urban etwas heimzuzahlen hatte. Durch seine verliehene Teufelsmacht schadete er jedem, wo und wie er nur konnte. Viele kamen durch ihn um Haus und Hof, Hab und Gut. Die Leute jedoch merkten wer der Täter unnd für alles Übel verantwortlich war, und verjagten ihn. Urban und Urschl flüchteten zum Thurntaler See, wo sie fortan in einem Felsloch hausten. Doch auch dort frönte er seiner Rache: Wenn er mit seinem Stecken Wellen ins dunkeltiefe Wasser schlug, zog schnell ein wildes Unwetter auf das in der ganzen Gegend großen Schaden anrichtete. Immer wenn Blitz und Donner am Himmel tobten, fuhren Urban und sein Weib in einer hölzernen Milchschüssel durch die Lüfte. Der Höllische selbst ritt zeitweilen sogar mit ihnen mit. Eines Tages nahm Urban Pickel und Schaufel zur Hand, und begann das Ufer abzugraben, um den Thurntaler See auszulassen, damit ganz Sillian überschwemmt und verschüttet würde. Ein zufällig vorbeikommender Hirtenbub sah dies und schlug Alarm. Das Volk eilte zur Kirche, flüchtete sich ins Gebet und läutete die Glocken der „Großen Löfflerin“. Urban hörte das Geläut wodurch seine höllische Kraft gebrochen war. Gequält schrie er auf: „Weil ich den Stier in Sillian brüllen hörte, kann ich nicht mehr weiter!“ Voller Wut war er die Schaufel weit von sich. Noch heute wächst dort wo sie niederfiel nichts mehr und ist seither ein schwarzen Flecken. Doch Urban gab nicht auf und trieb weitere Stücke, bis eines Tages der Arm der Gerechtigkeit ihn und Urschl ergriff und sie beide in ein Loch steckte. Zuletzt wurde er gehängt und sie geköpft bevor die Leichen verbrannt wurden und ihre Asche anschließend in alle vier Winde verstreute.
Um die vielen Sagen und Geschichten rund um die Herz-Ass Villgratental Route hautnah zu erleben, muss man die mittelschwierige Weitwandertour wohl selbst erwandern!
Tipps für die Tourenplanung:
Die Herz-Ass Tour auf der interaktiven Karte Osttirol ansehen
Herz-Ass Wandertour jeden Dienstag von Ende Juni bis Mitte September
Zum Autor:
Mit LEISESPUREN.at führt der Autor Menschen an ganz besondere Plätze abseits ausgetretener Touristenpfade. Im dazugehörigen Blog findet ihr die restlichen Sagen zu den verbleibenden Etappen.
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