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„KultTour“ mit dem MTB im Villgratental

„KultTour“ mit dem MTB im Villgratental
© Projekt V

Es muss ja nicht gleich die Tour de France sein. Rundwege auf dem Rad haben aber ihren Reiz. Immer gibt es etwas Neues zu entdecken. Wie auf dem Bergradlweg in Innervillgraten. Neben den hohen Bergen, kühlen Bächen und einzigartigen Ausblicken erfährt man viel über Land und Leute. Auf KultTour mit dem Mountainbike in meiner Heimat.

Keine Ahnung wie oft ich diese Runde schon gefahren bin. Ich habe es nicht gezählt. Das ist auch völlig egal. Langweilig ist es nie auf meiner Hausstrecke, die auf etwa 1.400 m mitten in Innervillgraten vor dem Tourismusbüro beginnt. Heute einmal mit Begleiterin folge ich bergan dem Weg Richtung Norden und Taletalm. Nach wenigen Minuten herrscht in Beinen, Armen und Rumpf Betriebstemperatur. Einige hundert Meter bevor die Taletalm in Sichtweite kommt, macht der Weg eine scharfe Linkskurve und führt uns zu den Berglet-Höfen. Sie liegen auf ca. 1.700 m. Damit gehören die in einzigartiger Holzbauweise errichteten Häuser (Stall und Heuboden sind in einem Haus zu finden) zu den höchstgelegenen bewirtschafteten Höfen in ganz Tirol. Inklusive Tiefblick ins Dorf. Die alten Bauernhäuser stehen hier an ziemlich steilen Hängen. So steil, dass sie bis heute größtenteils händisch bearbeitet werden müssen, etwa bei der schweißtreibenden Heuernte.

Zum Almhüttendorf Oberstalleralm

Für eine lange Rast ist es noch zu früh, wir sind ja gerade einmal eine halbe Stunde im Sattel. Also weiter rollen auf der Asphaltstraße. Über den Hochberg bis zur Unterstalleralm. Dort findet man eine von zwei Jausenstationen auf dieser Tour. Vielleicht auf dem Rückweg, denke ich mir und wir strampeln weiter. Hinauf zur Oberstalleralm. Die Villgrater Berge im Blick bzw. im Rücken, je nach Fahrtrichtung.

Kurz vor der Unterstalleralm

Dieser Abschnitt ist vielleicht der steilste der Rundtour, aber gut zu bewältigen. Am Ende des Weges wartet schließlich eine Belohnung. Kein Bier, kein Strudel, keine Jause – sondern ein Almhüttendorf, wie es nur wenige in Osttirol, ja vielleicht im ganzen Alpenraum zu bestaunen gibt. Ein gutes Dutzend alter Holzhäuser gruppieren sich um die kleine Kapelle und den Brunnen. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Gut, wer hier 5G-Internet erwartet, wird enttäuscht. Mit Glück hat man hier bestenfalls ein Telefonnetz. Aber dafür bekommt der Besucher ein anschauliches Gefühl dafür, was das Tal jahrhundertelang zumindest im Sommer geprägt hat: harte Arbeit an den steilen Hängen und ein wenig luxuriöses, dafür aber ein selbstbestimmtes Leben. Freiheit hat ihren Preis. Die gute alte Zeit gab es nicht. Aber hätte es sie gegeben, so hat sie vermutlich in etwa so ausgesehen. Zumindest wenn die bäuerlichen Großfamilien jener Zeit im Sommer hier lebten, wohnten und arbeiteten. Heute können interessierte Gäste die geschichtsträchtigen Häuser für ihren Urlaub mieten. Die Einnahmen daraus helfen, die Bauwerke zu erhalten. Auf jeden Fall gilt: Das Ambiente verzaubert.

Almhüttendorf Oberstalleralm
Kurze Rast bei der Kapelle auf der Oberstalleralm

Kulturstationen am Bergradlweg: Sinkersee und Wegelate Säge

Und wir fahren weiter. Es gibt noch mehr zu entdecken. Wieder hinunter zur Unterstalleralm, immer am rauschenden Bach entlang zurück Richtung Innervillgraten. Vorbei am Naturdenkmal Sinkersee und am Freilichtmuseum Wegelate Säge. Wer möchte, kann sich hier ansehen, wie wichtig einst Mühlen und Sägewerke im Tal waren.

Wir biegen aber ab zu den nächsten Bauernhäusern. Am Schönegghof hat man die vielleicht schönste Aussicht über das gesamte hintere Villgratental – Talblick vom Feinsten sozusagen. Auf die gemähten grünen Wiesen, die alten Bauernhäuser und so manches Marterl. Das erinnert mich daran, dass nun der letzte Anstieg wartet. Etwa 200 Höhenmeter sind zu absolvieren. Nicht besonders steil, aber eben stetig.

Talblick Innervillgraten

Von Weitem leuchtet schon der spitze Turm der hübschen Wallfahrtskirche Maria Schnee. Das Zentrum des Weilers Kalkstein. Für viele scheint das das Ende der Welt zu sein. Tatsächlich aber beginnt die Welt genau hier, scherzen wir Villgrater. Alles eine Frage der Perspektive. Apropos Sicht. In der vollverglasten Badl-Alm hat man nicht nur einen fantastischen Rundum-Blick, sondern man kann sich mit regionalen Spezialitäten für den Heimweg stärken. Keine Sorge: Von Kalkstein aus geht es fast nur noch bergab. Wieder zum Ausgangsort nach Innervillgraten. Am Ende ist man zwar nur knapp 25 Kilometer geradelt und hat lediglich 700 Höhenmeter absolviert. Die gesammelten Eindrücke aber können locker mit denen einer großen Rundfahrt mithalten. Es muss eben nicht immer die Tour de France sein.

Ausblicke in der verglasten Badl-Alm

Nebenbei bemerkt eignet sich der Bergradlweg auch perfekt für ein E-Mountainbike und wer die sanfte Entwicklung von Innervillgraten in Bildern bestaunen möchte kann das in diesem Blogbeitrag tun.

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Reinhold Wölger
Reinhold Wölger
13. Oktober 2022 20:00

👏 👏 👏 👏

Osttirol Redaktion
Osttirol Redaktion
Antwort an  Reinhold Wölger
17. Oktober 2022 12:05

Lieber Reinhold! Wir grüßen dich herzlichst, dein Osttirol Team. 😉