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Iseltrail in 5 Tagen

Iseltrail in 5 Tagen
© Ramona Waldner

Von Katharina Altmayer-Girardi

Meine Familie und ich, inklusive unserer Hündin Lotta, durften als erste „Iselpioniere“ den einzigartigen Iseltrail von Lienz bis zum Ursprung des Gletscherflusses – dem Umbalkees – begehen. Wir packten Bergschuhe, Regenjacken, Fleece-pullis und Wanderhüte in unsere Rucksäcke und fuhren nach Lienz, wo wir im Hotel „Goldener Fisch“ schon von der Fotografin Ramona Waldner, die uns begleiten würde, erwartet wurden.

Ramona war uns auf Anhieb überaus sympathisch und wir fanden uns sozusagen auf „einer Wellenlänge“. Nach einer kurzen Besprechung darüber, wie der Trail ablaufen wird, genossen wir ein exzellentes Abendessen im Hotel und gingen rasch ins Bett, um uns am nächsten Tag frisch und munter in unser Abenteuer zu stürzen.

Tag 1: Lienz – St. Johann i.W.

Der Isel entlang, die sich durch Lienz schlängelt, kamen wir nach kurzem Marsch zum Schloss Bruck. Dort erwartete uns schon der „Schlossherr“ und selbsternannter Hofnarr Stefan Weis, der uns sein geschichtsträchtiges Gemäuer vorstellte. Voll motiviert verabschiedeten wir uns von Schloss und Schlossherr und wanderten weiter der Isel entlang.

Wir verließen Lienz und die Isel veränderte ihr Erscheinungsbild: sie wurde breiter und offenbarte viele kleine Buchten und Strände, wo unsere Hündin Lotta ausgiebig baden und spielen konnte. Leonardo und Oskar bauten mit viel Elan etliche „Stoanmandln“ am Flussufer. Ab hier wanderte Dr. Retter – ein Urgestein der Osttiroler Iselschützer – ein Stück mit uns.

Durch sein Wissen als Biologe konnte er uns vieles über die Bedeutsamkeit der Isel als naturbelassener Gletscherfluss erzählen. Diese Informationen waren für unsere Tochter Sara besonders interessant, studiert sie doch im dritten Semester Biologie. Dr. Retter begleitete uns noch hinauf bis zum wunderschönen Daberer Wasserfall. Dort angekommen wartete die nächste Überraschung auf uns, von der ich vorerst nicht genau wusste, wie ich ihr entgegentreten sollte: „Stoffl“ vom Adventurepark Osttirol saß in einem Rafting Boot, auf dem wir zurück nach Lienz fahren sollten. Nach dreimal „Vor!“ und zwei Stromschnellen weiter hatte uns das Rafting-Fieber aber gepackt. Wir paddelten flott in die Wellen, nahmen jede Hürde und hatten einen Riesenspaß. Nach eineinhalb Stunden purem Rafting-Vergnügen erreichten wir Lienz und beendeten den Tag im Hotel Goldener Fisch bei bei erneut vorzüglichem Abendessen. Der erste Tag war schon mal ein absolutes Highlight!

Iseltrail Rafting (c) Ramona Waldner
Rafting auf dem Gletscherfluss Isel

Tag 2: St. Johann i.W. – Matrei

Von St. Johann aus starteten wir nach einem reichhaltigen Frühstück in unsere zweite Etappe. Anfangs zeigte sich die Isel noch in gewohnt idyllischem Bild. Nach kurzem Marsch trafen wir auf Dr. Ortner, dem Obmann des Osttiroler Fischerei-Revierausschusses, der uns beim Michelbach die Kinderstube der Äschen erklärte. Vor allem meinen Sohn Leonardo – ein eingefleischter Tierschützer- interessierten die Äschen und die Schwierigkeiten in ihrem Lebenszyklus. Oskar entdeckte dann als Erster die 1 cm großen bzw. kleinen Fischlein. Es erklärte sich von selbst, dass unsere Hündin Lotta im Michelbach nicht baden durfte, um die kleinen Fische nicht zu stören!

Bald ging es weiter flussaufwärts, wo das Iseltal enger und die Isel stürmischer wurde. Bei Feld erwartete uns schon Alois Steiner in seinem Archehof und verwöhnte uns mit köstlichen Osttiroler Schlipfkrapfen. Alois erzählte unzählige Geschichten aus der Zeit vor seiner Zeit und dabei vergaßen wir selbst fast die Zeit. Nur ungern verabschiedeten wir uns von Alois und machten uns auf den Weg. Die Isel wurde nun immer wilder und zeigte sich immer öfter von ihrer ungestümen Seite. Über die Katarakte in Feld stürzen sich die Wassermassen ins Tal. Auch hier hinterließen wir unsere Spuren in Form von „Stoanmandln“. Wir wanderten weiter zu unserem nahen Ziel in Matrei, wo schon ein gut gelaunter Michael Obwexer vom Hotel Rauter mit einem exquisiten Abendessen á la Nouvelle Cuisine auf uns wartete. Doch vorher ließen wir uns einen Saunagang und einen Sprung in den beheizten Außenpool nicht entgehen.

Tag 3: Matrei – Prägraten a. Gr.

Immer noch hoch motiviert und kein bisschen müde starteten wir in Matrei – diesmal zusammen mit Evelin Gander: Eine wahnsinnig inspirierende und charismatische Frau, die einfach alles über die Gegend weiß und uns ihr Wissen nicht vorenthielt. Sie führte uns zur Kirche St. Nikolaus, wo sie uns zuerst auf die Fassade mit dem Hl. Christopherus aufmerksam machte. Ein Blick darauf sollte uns auf unserer weiteren Reise beschützen. Auch das Innere der Kirche birgt wahre Schätze: zahlreiche Fresken auf zwei Altären – einer über dem anderen gebaut – erzählen vom irdischen und vom himmlischen Leben. Für meinen Mann, der sich sehr für Kirchen und ihre Baustile interessiert, ein wahres Highlight der Etappe.

Evelin begleitete uns noch weiter bis zu Alois Unterrainer. Alois ist Kunstschmied von Beruf und seine Werkstatt in Matrei ein wahres Stillleben, das das Herz eines jeden Handwerkers höher schlagen lässt. Hier wird nicht nur Eisen geschmiedet, hier werden Visionen realisiert.

iseltrail-werkzeuge-c-altmayr-girardi

Wir verabschiedeten uns von Alois und Evelin, die zurück auf ihren Bauernhof musste und wanderten weiter. Durch kleine Wäldchen, vorbei an Waldschluchten und den Virgener Katarakten erreichten wir einen einzigartigen Skulpturen-Park mitten in der Natur. Im Park goss der coole Bildhauer Michael Lang gerade heißes Bronze. Während unseren Jungs der Mund offenstand, erklärte uns Michael wie alles entstand:

In Eigenregie haben sich hier 6 Bildhauer einen Traum erfüllt und sich ein Eldorado der Kunst erschaffen. Mit diesem wunderschönen Blick auf die umliegende Natur bei der täglichen Arbeit wird es an Inspiration sicher nie fehlen! Gemeinsam kann man alles schaffen und das wird hier sichtbar. Michael Lang ist auch Initiator des Kunstevents „Skulp-Tour“, welches jedes Jahr stattfindet und eines ist sicher: Nächstes Jahr lassen wir uns dieses Event sicher nicht entgehen!

Bildhauerwerkstatt (c) Ramona Waldner
Bildhauerwerkstatt und Skulpturenpark in Virgen

Tag 4: Prägraten – Clarahütte

Am 4. Tag starteten wir etwas später als sonst in den Tag, um die letzten Regentropfen abzuwarten. Schon nach kurzer Strecke zeigte sich die Isel voll in ihrem Element: Mit einem gewaltigen Rauschen stürzte sie sich stufenweise in die Schlucht hinab und hinterließ eine dichte Gischt. Unglaublich wie sich die idyllisch dahinplätschernde Isel in vier Tagen so verändern kann. Am eindrucksvollsten zeigt sich das in der dramatisch wirkenden Iselschlucht bei Bobojach in der Gemeinde Prägraten am Großvenediger. Iseltrailbesucher erleben das Naturschauspiel auf der spektakulären, 87 Meter langen Hängebrücke über der Schlucht im Virgental noch näher.

Hängebrücke Iseltrail

Wir gingen weiter bis zur Islitzer Mühle in Hinterbichl, über die uns der nette Michael einiges erzählen konnte. Vier Besitzer hatte die Mühle damals und jeder durfte an einem anderen Tag mahlen. Den ganzen Sommer lang wurde für den Winter vorgesorgt und die Kleie vom Mehl getrennt. Die alte Mühle ratterte dahin und auch heute noch mahlen er und sein Sohn zweimal das Korn zu Mehl und backen daraus köstliche Brote für ihr Gasthaus „Islitzer“. Ich konnte mich nur schwer von dieser Mühle trennen und begutachtete alles mit leuchtenden Augen.

Weiter ging es bis zur Islitzer Alm, wo wir wieder kulinarisch verwöhnt wurden. Diesmal trafen wir auf den Nationalpark-Ranger Andreas Rofner, der uns von hier aus bis zur Gletscherzunge begleiten wird.

Der NaturKraftWeg Umbalfälle ist gleichzeitig ein Wasserschaupfad mit einigen Aussichtsplattformen, von wo aus man die gewaltige Wucht der Wasserfälle sehen, hören und auch spüren kann. Der Pfad führte weiter nach oben und bald fanden wir uns inmitten einer Pflanzenpracht, die einzigartig für den Nationalpark Hohe Tauern ist. Als Pflanzenliebhaberin schlug mein Herz gleich höher und Andreas zeigte uns den gelben Eisenhut, Gletscher-Hahnenfuß, eine besondere Art von Steinbrech und sogar ein Edelweiß.

Aussichtsplattformen bei den Umbalfällen

Fast schon kitschig wanderten wir auf dem schmalen Pfad durch diese wunderschöne Landschaft. Bevor es anfing so richtig zu regnen, erblickten wir schon die Fahne der Clara-Hütte und kurz darauf die Hütte selbst. Die nassen Jacken und Hüte über dem Ofen aufgehängt, empfing uns die überaus freundliche und gut gelaunte Hüttenwirtin Karin. Karin strahlt eine Freundlichkeit und eine positive Energie aus, wie ich es selten, nein – noch nie, gesehen habe.

Nach köstlichem Abendessen und Hütten-Schnapersl, schnappte sich Karin die Gitarre und spielte französische Chansons. Dieser Tag konnte definitiv nicht noch besser werden. Wir genehmigten uns noch eine Flasche Wein und gingen dann bald ins Bett, um für die letzte Etappe gut ausgeruht zu sein.

Tag 5: Clarahütte – Umbalkees – Prägraten

Ausgerüstet mit warmen Fleece-Pullis, Regenjacken und festem Schuhwerk starteten wir in den Tag. Leicht diesiges Wetter verwandelte die Umgebung in eine wundervoll mystische Landschaft. Die Isel floss neben uns unter Schneefeldern hindurch, Murmeltiere verkündeten unsere Ankunft und warnten mit lauten Pfiffen ihre Familie. Schafe grasten in den Wiesen und beäugelten neugierig unsere Lotta, von der ganz sicher keine Bedrohung ausgeht, weil sie vor jedem Tier Angst hat, das größer ist als ein Eichhörnchen.

Wetterfeste Kleidung – im Hochgebirge immer mit dabei

Der Wind nahm zu, es wurde langsam steiler und Ranger Andreas hatte Zweifel, ob unsere Lotta die Steilstufen schaffen würde. Diese Steilstufen, die früher noch vom Gletscher bedeckt waren, sind heute mit Seilsicherungen ausgerüstet, an denen man hinaufsteigen kann. Wir alle sind begeisterte Kletterer und deshalb waren diese „Kletterpassagen“ kein Problem für uns – auch nicht für unsere Lotta! Andreas traute seinen Augen nicht, als er sah, wir Lotta die Wände erklomm. Diese Passagen waren Oskar´s und Leonardo´s Lieblingsteil der gesamten Wanderung.

iseltrail-gletscher-c-altmayr-girardi

Auf der letzten steilen Passage erwartete uns Schneeregen und und wir bekamen langsam kalte Hände. Im Nebel sahen wir schon die Pyramide, die das Ziel des Iseltrails verkündet und nach kurzem Anstieg hatten wir das Ziel erreicht. Es ging ein starker Wind, sodass wir den Moment nicht so lange genießen konnten, wie wir eigentlich wollten. Aber Andreas nahm sich trotzdem ein wenig Zeit, um uns interessante Fakten über die Gletscherzunge des Umbalkees näher zu bringen.

Trotz der Kälte standen wir noch einige Minuten andächtig und fast demütig vor diesem Naturschauspiel und spürten die Kraft, die von diesem Ort ausging. Der Geburtsort der Isel, die auf ihrem Weg nach Lienz so viele Landschaften bereichert und formt. Sie begeistert und inspiriert Menschen, ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen und darf als einer der wenigen Gletscherflüsse noch so fließen, wie sie will!

Überaus glücklich und stolz es geschafft zu haben, machten wir uns an den Abstieg. Dieser bereitete uns keine Probleme und auch die Wärme in den Fingern kam schnell zurück. Nach ca. 2 Stunden trafen wir wieder bei der Clarahütte ein, wo die fröhliche Karin auf uns wartete und uns gratulierte. Nur kurz den Durst gestillt, machten wir uns auf den Rückweg zur Islitzer Alm, bevor wir uns schweren Herzens von Andreas und Ramona verabschiedeten. Die Fotografin, die uns auf dem gesamten Trail begleitete und teilweise unter schwierigsten Bedingungen Fotos machte, konnte uns so viel über Osttirol erzählen und ist uns allen sehr ans Herz gewachsen.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich einen Teil meines Herzens an Osttirol verloren habe und da spreche ich nicht nur für mich, sondern auch für meinen Mann und meine Kinder. Alle Menschen, die wir getroffen haben, die uns auf unserem Weg als Iselpioniere erkannt und angesprochen haben, waren so freundlich, hilfsbereit und nett.

DANKE FÜR ALLES!!!

Am Ziel angelangt! (c) Ramona Waldner
Die Iselpioniere mit Nationalpark Ranger Andreas Rofner

Unser Tipp!

Sichere dir am besten gleich das Iseltrail-Starterpaket: Im Paket ist ein Iseltrail-T-Shirt, eine Iseltrail-Wasserflasche und der Iseltrail-Stempelpass enthalten. Das Paket kannst du um € 25,00 in den Tourismusinformationen Lienz, Virgen und Prägraten erwerben. Am Endpunkt einer jeden Etappe findest du einen Stempel, der im Stempelpass in das dafür vorgesehene Feld eingetragen werden kann. Hast du alle Stempel beisammen, erhältst du in der Tourismusinformation die Iseltrail Wandernadel. Alle Informationen zum Trail findet ihr unter: www.iseltrail.at.

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