Die Rauhnächte sind eine mystische Zeit zwischen Weihnachten und dem Heiligen 3 König Tag, den 6. Januar. Viele Bräuche und Riten gibt es in dieser Zeit in Osttirol und ein besonders lieb gewonnener Brauch ist das Räuchern.
Auch bei der Familie Defregger am Straganzhof in Iselsberg wird noch geräuchert.

In eine Pfanne oder einem anderen Behälter wird Glut aus dem Herd gegeben. Auf diese Glut legt man Weihrauch, Teile des am Palmsonntag geweihten Palmbesens, des geweihten Frauenbuschen’s (15. August) oder andere geweihte Kräuter. Unter Gebet zieht man dann mit der Pfanne durch Haus und Hof. Hinter dem Vorbeter, mit der Rauchpfanne in der Haund, segnet eine zweite Person mit Weihwasser jedes Zimmer.




Das Räuchern dient zum Schutz von Haus und Hof und allen, die darin wohnen. Es bedeutete Unglück oder den Tod, wenn ein Familienmitglied beim Räuchern fehlte. Die Glutreste wurden üblicherweise ins Feuer geworfen. Dann wurde zum Abschluss ein Rosenkranz gebetet.


Nun erzähle ich euch aber, wie sich das für mich als Kind angefühlt hat!
Schon am Heiligen Abend war ich sehr nervös. Das „Christkindl“ sollte uns Geschenke bringen. Bevor es zur Bescherung kam, wurden bei uns zu Hause immer die gleichen Bräuche vollzogen. Am Heiligen Abend mittags kam der „Blattlstock“ auf den Tisch. Jeder konnte sich nehmen soviel er wollte. Für mich war das nicht so toll, da ich ein „Fleischtiger“ war. Schon jetzt freute ich mich auf das selbstgemachte Würstl mit Sauerkraut, das es am Abend immer gab.
„Rauhnächte“ oder wie ich sie liebevoll nenne „Rauchnächte“
Aber ich wusste ganz genau, dass das noch dauern würde, denn wir gingen immer in den Rauhnächten das Haus „ausräuchern“. Es wurde in einer kleinen Pfanne Weihrauch mit Holz, Fichtenzweigen, ein wenig vom Palmbesen (Palmen, die zu Ostern geweiht wurden) und Glut aus dem Ofen entzündet. Gleich fing der Inhalt der ganzen Pfanne an zu rauchen. Der Geruch von Weihrauch durchströmte das ganze Haus.

Feierlich ging das Oberhaupt der Familie mit der Räucherpfanne voraus. Hinter ihm folgten wir – Mama hatte immer den „Weichbrunnkessel“ (Schüssel mit geweihtem Wasser) in der Hand. Oma hielt einen Rosenkranz und betete vor.
Nun gingen alle Bewohner des Hauses in Form einer Prozession durch alle Räume – auch durch den Stall und die Holzhütte. Es wurde dabei der Rosenkranz gebetet, in jeden Raum Rauch hineingetragen und auch mit Weihwasser der Raum gesegnet. Ich hatte immer ein ganz komisches Gefühl dabei…. es war irgendwie gruselig. Mama erzählte uns auch, dass in den Rauhnächten die Tiere sprechen können. Voll gespannt ging ich auch in den Stall. Spricht eine Kuh mit mir? Was will sie mir sagen? Noch heute warte ich auf eine Antwort! 😉

Nachdem das ganze Haus ausgeräuchert und gesegnet war, konnte das Christkind endlich die lang ersehnten Geschenke bringen. Die Freude war riesengroß! Leider muss ich gestehen, dass ich dem Christkind auch noch nicht selber begegnet bin 😉 Die Tradition des „Räucherns“ wurde bei uns zu Hause an folgenden Tagen gemacht: am 24. + 31. Dezember und am 5. Jänner.
Ja, es gibt so manche Erinnerungen aus der Kindheit, die man vergisst – jedoch das Mystische der Rauhnächte, das Warten auf das „Reden können mit den Tieren“ bleibt einem ein Leben lang in Erinnerung.
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Danke für euch eine schöne Weihnachtszeit und ein gesundes neues Jahr.🎄🌟✨🐿️
Liebe Marita, schön wenn dir unser Blog gefällt – so soll es sein. 🤗
Ich könnte es nicht anders schildern. Meine Erinnerung ist dieselbe.
Liebe Anita! Schön, wenn wir bei dir ein paar schöne Erinnerungen hervorgerufen haben! 🥰 Genieß die Feiertage, liebe Grüße, dein Osttirol Team