Am Berg bist du nie allein
Bei Sonnenschein kurzärmlig auf einer Hüttenterrasse sitzen und ein kühles Bier genießen. Im Schneegestöber auf Schneeschuhen über unberührte Hänge im Nationalpark Hohe Tauern wandern. Bei nebligen Verhältnissen die letzten Schwünge ins Tal ziehen oder auf Tourenski die letzten Höhenmeter bewältigen, bevor man die kalten Finger wieder an einer heißen Tasse Tee wärmen kann. Wir Menschen schalten im Winter gerne einen Gang zurück, halten quasi auch Winterruhe. Wir genießen die Stille und lassen den oftmals stressigen Alltag in der malerischer Winterlandschaft für ein paar Stunden in Vergessenheit geraten. Das sind die Momente, welche das Herz eines jeden Naturliebhabers höher schlagen lassen.
Wer den Winter im Nationalpark Hohe Tauern schon einmal kennengelernt hat, der kommt immer wieder. Denn wo könnte man die „menschliche Winterruhe“ besser verbringen als im tiefverschneiten Osttirol? Der Winter im Osttiroler Hochgebirge hat also viele Gesichter. Jedes Einzelne davon macht den Winter zu dem was er ist. Eines haben jedoch alle Gesichter gemeinsam. Egal bei welchem Wetter und welchen Verhältnissen: Wir Naturliebhaber sind nicht alleine in dieser Winterlandschaft unterwegs!
Über 15.000 verschiedene Tierarten konnten im Nationalpark Hohe Tauern bereits nachgewiesen werden. So ganz einsam sind wir in der unberührten Natur also nie. Auch wenn wir die Wildtiere nicht immer sehen – hier sind sie trotzdem. Steinbock, Gams & Co. können sich an frostigen und windigen Wintertagen jedoch nicht gemütlich in einer Hütte aufwärmen. Deshalb gilt es auf die tierischen Nationalparkbewohner und ihren Lebensraum Rücksicht zu nehmen.
Winterruhe: Das Leben ist hart in den Bergen – vor allem für Wildtiere im Winter
Im Winter leben Wildtiere primär von Energiereserven. Sie leben quasi auf „Sparflamme“, wenn man so möchte. Werden sie durch Störungen zu kräfteraubenden Fluchten gezwungen, sind die Reserven, welche eigentlich für den gesamten Winter gedacht waren, schnell aufgebraucht. Muss zum Beispiel ein Steinbock oder eine Gämse im Schnee panikartig fliehen, kann der Energieverbrauch schon mal um das 60-fache steigen.
Störungen durch unachtsame Skitourengeher, Skifahrer, Schneeschuhwanderer usw. können somit schnell zum Verhängnis für die heimischen Tiere werden.
10 Verhaltenstipps für dein naturverträgliches Wintererlebnis
- Nutze im Wald die Wege für den Aufstieg und die Abfahrt bzw. den Abstieg. Achte dabei auf ausgewiesene Sperrflächen.
- Durchquere die Kampfwaldzone bergauf und bergab auf dem kürzesten Weg und meide dabei Baumgruppen, Sträucher und Einzelbäume.
- Unternimm keine Nachtskitouren abseits von Pisten.
- Meide Gipfel, Rücken und Grate vor 10 Uhr und nach 15 Uhr (Hauptaktivität der Birkhühner).
- Verursache keinen unnötigen Lärm.
- Nähere dich den Wildtieren nicht. Sollte ein Ausweichen mal nicht möglich sein, mache auf dich aufmerksam.
- Nutze zur Abfahrt bzw. zum Abstieg unstrukturiertes Gelände. Bedenke, dass überraschendes Auftauchen panikartige Fluchten auslösen kann.
- Meide bei der Abfahrt bzw. beim Abstieg Jungwuchsflächen und Jungwaldbestände.
- Beachte die ausgewiesenen Schutzzonen.
- Lass deinen Hund nicht frei laufen. Er bewegt sich anders und könnte dadurch Fluchtverhalten bei Wildtieren auslösen.
Bergwelt Miteinander
Das Programm „Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben“ will zwischen Natur und Naturnutzern vermitteln und hat bereits einige lokale Projekte ins Leben gerufen. Auch gemeinsam mit dem Nationalpark Hohe Tauern wurden bestimmte Ruhezonen vereinbart, welche von Wintersportlern freiwillig gemieden werden sollten. Diese Schutzgüter und Schutzzonen sind an mehreren Ausgangspunkten für Winteraktivitäten an Hinweistafeln ersichtlich.
Wir alle lieben den Winter
Wie schön sind die Wintertage in der einzigartigen, verschneiten Natur und wie sehr freuen wir uns über unerwartete Begegnungen mit Steinbock, Gams oder manchmal sogar Raufußhühnern. Damit dies so bleibt und wir alle diese schönen Erlebnisse und Eindrücke auch in den nächsten Jahrzehnten noch genießen können, müssen wir an einem Strang ziehen. Wenn sich jeder von uns an die Regeln hält und wir aufeinander, aber natürlich auch auf die sagenhafte Tierwelt im Nationalpark Hohe Tauern Rücksicht nehmen, werden wir uns noch lange an der heimischen Tierwelt erfreuen.
WILDe Überlebenskünstler in Kals am Großglockner
Wenn du noch mehr über die Wildtiere, ihre Überlebensstrategien im Winter und die Winterruhe erfahren willst, solltest du unbedingt bei einer geführten Schneeschuhwanderung mit einem Nationalpark-Ranger teilnehmen! Am Fuße des Großglockners stapfst du auf Schneeschuhen gemeinsam mit Nationalpark-Ranger durch den knirschenden Schnee und machst dich auf die Suche nach Wildtieren. So manche Begegnung mit Rehen, Steinadlern, Steinböcken u.v.m. bleiben dir ein Leben lang in Erinnerung! Mehr über die Big Five, also die großen Fünf des Nationalparks Hohe Tauern, gibt es am hier am Osttirol Blog zu lesen.
tolle Landschaft, sehr schöne Erinnerungen.