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Iseltrail in 5 Tagen

Iseltrail in 5 Tagen

Dank einer Ausschreibung des TVB Osttirols durften meine Familie und ich ,inklusive unserer Hündin Lotta, als erste „Iselpioniere“ den einzigartigen Iseltrail von Lienz bis zum Ursprung des Gletscherflusses – zum Umbalkees begehen.
Wir packten also am Sonntag, den 12. Juli Bergschuhe, Regenjacken, Fleece-pullis und Wanderhüte in unsere Rucksäcke und fuhren nach Lienz, wo wir im Hotel „Goldener Fisch“ schon von Gerhard Pirkner, Herausgeber und Chefredakteur von dolomitenstadt.at und von Ramona Waldner, der Fotografin, die uns begleiten würde, erwartet wurden.

Schon dort wurde uns klar, dass diese Wanderung ein wahres Vergnügen werden wird, denn sowohl Gerhard und insbesondere Ramona waren uns auf Anhieb überaus sympathisch und wir fanden uns sozusagen auf „einer Wellenlänge“. Nach einer kurzen Besprechung darüber, wie der Trail ablaufen wird, gingen wir nach einem exzellenten Abendessen im Hotel ins Bett, um uns am nächsten Tag frisch und munter in unser Abenteuer zu stürzen.

Tag 1:

Der Isel entlang, die sich durch Lienz schlängelt, kamen wir nach kurzem Marsch zum Schloss Bruck, wo uns „Schlossherr“ und selbsternannter Hofnarr Stefan Weis schon erwartete, um uns sein geschichtsträchtiges Gemäuer zu zeigen. Voll motiviert verabschiedeten wir uns von Schloss und Schlossherr und wanderten weiter der Isel entlang.

Wir verließen Lienz und die Isel veränderte ihr Erscheinungsbild: sie wurde breiter und offenbarte viele kleine Buchten und Strände, wo unsere Hündin Lotta ausgiebig baden und spielen konnte. Leonardo und Oskar bauten mit viel Elan etliche „Stoanamandln“, als Dr. Retter – ein Urgestein der Osttiroler Iselschützer – zu uns stieß und mit uns weiterwanderte.

Durch sein Wissen als Biologe konnte er uns vieles über die Bedeutsamkeit der Isel als naturbelassener Gletscherfluss erzählen. Informationen, die besonders unsere Tochter Sara interessierten, die bald im dritten Semester Biologie studiert. Dr. Retter begleitete uns noch hinauf bis zum wunderschönen Daberer Wasserfall. Dort angekommen, wartete eine Überraschung auf uns, von der ich vorerst nicht wusste, wie ich ihr entgegentreten sollte: „Stoffl“ vom Adventurepark Osttirol wartete in einem Rafting Boot auf uns, auf dem wir zurück nach Lienz fahren sollten. Während unsere Kinder Leonardo und Oskar Luftsprünge vor Freude machten, war ich erstmal zurückhaltend und zog nachdenklich Neoprenanzug und Helm an. Nach dreimal „Vor!“ und zwei Stromschnellen weiter war jede Angst verflogen und mich hat das Rafting-Fieber gepackt. Wir paddelten flott in die Wellen, nahmen jede Hürde und hatten einen Riesenspaß. Nach eineinhalb Stunden purem Rafting-Vergnügen erreichten wir Lienz. Oskar und Leonardo – und ganz ehrlich gesagt, auch ich – wären gerne noch weiter gepaddelt, aber im Hotel Goldener Fisch wartete schon ein vorzügliches Abendessen auf uns. Der erste Tag war schon mal ein absolutes Highlight!

Iseltrail Rafting (c) Ramona Waldner
Rafting auf dem Gletscherfluss Isel (c) Ramona Waldner

Tag 2:

Von unserem ersten Etappensieg in Sankt Johann starteten wir nach einem reichhaltigen Frühstück in unsere zweite Etappe.

Anfangs zeigte sich die Isel noch in gewohnt idyllischem Bild und schon bald trafen wir auf Dr. Ortner, dem Obmann des Osttiroler Fischerei-Revierausschusses, der uns beim Michelbach die Kinderstube der Äschen erklärte. Vor allem meinen Sohn Leonardo – ein eingefleischter Tierschützer- interessierten die Äschen und die Schwierigkeiten in ihrem Lebenszyklus. Oskar entdeckte dann als Erster die 1 cm großen bzw. kleinen Fischlein. Es erklärte sich von selbst, dass unsere Lotta im Michelbach nicht baden durfte, um die kleinen Fische nicht zu stören.

Bald ging es weiter flussaufwärts und das Iseltal wurde enger und die Isel stürmischer. Bei Feld erwartete uns Alois Steiner bei seinem Archehof und verwöhnte uns mit Osttiroler Schlipfkrapfen, die nach der Wanderung besonders gut schmeckten. Alois erzählte unzählige Geschichten aus der Zeit vor seiner Zeit und dabei vergaßen wir die Zeit. Nur ungern verabschiedeten wir uns von Alois, dem wir noch stundenlang hätten zuhören können und machten uns auf den Weg. Die Isel wurde immer wilder und zeigte sich immer öfter von ihrer ungestümen Seite. Über Katarakte in Feld stürzen sich die Wassermassen ins Tal und Lotta fand immer seltener ein Plätzchen, wo sie baden konnte. Auch hier hinterließen wir unsere Spuren in Form von „Stoanamandln“ – diesmal bauten wir sie schon höher und größer und begaben uns zu unserem Ziel nach Matrei, wo schon ein gut gelaunter Michael Obwexer vom Hotel Rauter auf uns wartete und uns auf ein exquisites Abendessen á la Nouvelle Cuisine einlud. Doch vorher ließen wir uns einen Saunagang und einen Sprung in den beheizten Außenpool nicht entgehen.

Tag 3:

Immer noch hoch motiviert und kein bisschen müde starteten wir in Matrei – diesmal zusammen mit Evelin Gander: Eine wahnsinnig inspirierende und charismatische Frau, die einfach alles über die Gegend weiß und uns ihr Wissen nicht vorenthielt. Sie führte uns zur Kirche St. Nikolaus, wo sie uns zuerst auf die Fassade mit dem Hl. Christopherus aufmerksam machte. Ein Blick darauf sollte uns auf unserer weiteren Reise beschützen. Auch das Innere der Kirche birgt wahre Schätze: zahlreiche Fresken auf zwei Altären – einer über dem anderen gebaut – erzählen vom irdischen und vom himmlischen Leben. Für meinen Mann, der sich sehr für Kirchen und ihre Baustile interessiert, ein wahres Highlight der Etappe.

Evelin begleitete uns noch weiter hinein ins Virgental bis zu Alois Unterrainer. Alois ist Kunstschmied von Beruf und seine Werkstatt ein wahres Stillleben, das das Herz eines jeden Handwerkers höher schlagen lässt. Hier wird nicht nur Eisen geschmiedet, hier werden Visionen realisiert.

iseltrail-werkzeuge-c-altmayr-girardi

Wir verabschiedeten uns nur ungern von Alois und Evelin, die zurück auf ihren Bauernhof musste und wanderten weiter. Durch kleine Wäldchen, vorbei an Waldschluchten und den Virgener Katarakten erreichten wir einen einzigartigen Skulpturen-Park mitten in der Natur und mitten drin den coolen Bildhauer Michael Lang, der gerade glühend heiße Bronze goss. Während unseren Jungs der Mund offenstand, erklärte uns Michael, wie alles entstand:

In Eigenregie haben sich hier 6 Bildhauer einen Traum erfüllt und sich ein Eldorado der Kunst erschaffen. Jeden Tag den Blick auf diese wunderschöne Natur wird es nie an Inspiration fehlen! Gemeinsam schafft man alles und das wird hier sichtbar. Michael Lang ist auch Initiator des Kunstevents „Skulp-Tour“, welches jedes Jahr stattfindet und eines ist sicher: Nächstes Jahr lassen wir uns dieses Event sicher nicht entgehen.

Bildhauerwerkstatt (c) Ramona Waldner
Bildhauerwerkstatt (c) Ramona Waldner

TAG 4:

Am 4. Tag starteten wir etwas später als sonst in den Tag, um die letzten Regentropfen abzuwarten. Schon nach kurzer Strecke zeigte sich die Isel in ihrem Element: Mit einem gewaltigen Rauschen stürzte sie sich stufenweise hinab in die Schlucht und hinterließ eine dichte Gischt. Unglaublich, wie sich die idyllisch dahinplätschernde Isel in vier Tagen so verändern kann. Wir gingen weiter bis zur Islitzer Mühle in Hinterbichl, die uns der nette Michael erklärte. Vier Besitzer hatte die Mühle damals und jeder durfte an einem anderen Tag mahlen, den ganzen Sommer lang wurde für den Winter vorgesorgt und die Kleie vom Mehl getrennt. Die alte Mühle ratterte dahin und auch heute noch mahlen er und sein Sohn zweimal das Korn zu Mehl und backen daraus köstliche Brote und Kuchen für ihr Gasthaus „Islitzer“. Ich konnte mich nur schwer von dieser Mühle trennen und begutachtete alles mit leuchtenden Augen. Bei mir daheim steht nur eine Mühle in Kleinformat, denn auch ich bin begeisterte Bäckerin und habe gerne frisch gemahlenes Mehl, insofern haben diese alte Mühle und der liebe Michael mein Herz erwärmt.

iseltrail-wasserfall-c-altmayr-girardi

Weiter ging es bis zur Islitzer Alm, wo wir wieder kulinarisch verwöhnt wurden. Diesmal trafen wir auf den Nationalpark-Ranger Andreas, der uns von hier aus bis zur Gletscherzunge begleiten wird.

Aussichtsplattformen (c) Ramona Waldner

Der Weg ist gleichzeitig ein Wasserschaupfad mit einigen Aussichtsplattformen, von wo aus man die gewaltige Wucht der Wasserfälle sehen, hören und auch spüren kann. Bei einem monströsen Felsbrocken, mitten in der Isel, blieb Andreas stehen und erzählte uns, dass dieser Brocken in den 80er Jahren durch eine Lawinenaufstauung etliche Meter weiter oben abgebrochen war und nun hier sein Andenken genießt. Unvorstellbar, dass Wasser so einen Felsen hinabdrücken kann. Der Pfad führte weiter nach oben und bald fanden wir uns inmitten einer Pflanzenpracht, die einzigartig für den Nationalpark Hohe Tauern ist. Als Pflanzenliebhaberin schlug mein Herz höher und Andreas zeigte uns den gelben Eisenhut, Gletscher-Hahnenfuß, eine besondere Art von Steinbrech und sogar ein Edelweiß.

Fast schon kitschig wanderten wir auf dem schmalen Pfad durch diese wunderschöne Landschaft und bevor es anfing, richtig zu regnen, erblickten wir schon die Fahne der Clara-Hütte und kurz darauf die Hütte selbst. Die nassen Jacken und Hüte über dem Ofen aufgehängt, empfing uns die überaus freundliche und gut gelaunte Hüttenwirtin Karin, von der ich mir nicht vorstellen kann, dass sie auch nur irgendwann mal schlechte Laune hat. Karin strahlt eine Freundlichkeit und eine positive Energie aus, wie ich es selten, nein – noch nie, gesehen habe.

Um 18:00 Uhr gab es ein köstliches Abendessen und nach einem Schnapserl schnappte sich Karin die Gitarre und spielte französische Chansons. Dieser Tag konnte definitiv nicht noch besser werden. Nach einer Flasche Wein gingen wir in unsere Betten, um für die letzte Etappe gut ausgeruht zu sein.

TAG 5:

Ausgerüstet mit warmen Fleece-Pullis, Regenjacken und festem Schuhwerk starteten wir in den Tag und die Landschaft zeigte sich von ihrer besten Seite. Leicht diesiges Wetter verwandelte die Umgebung in eine wundervoll mystische Landschaft. Die Isel floss neben uns unter Schneefeldern hindurch, Murmeltiere verkündeten unsere Ankunft und warnten mit lauten Pfiffen ihre Familie. Schafe grasten in den Wiesen und beäugelten neugierig unsere Lotta, von der ganz sicher keine Bedrohung ausgeht, weil sie vor jedem Tier Angst hat, das größer ist als ein Eichhörnchen.

Wetterfeste Kleidung (c) Ramona Waldner

Der Wind nahm zu, es wurde langsam steiler und Ranger Andreas hatte Zweifel, ob unsere Lotta die Steilstufen schaffen würde. Diese Steilstufen, die früher noch vom Gletscher bedeckt waren, sind mit Seilsicherungen ausgerüstet, an denen man hinaufklettern kann. Wir alle sind begeisterte Kletterer und deshalb waren diese „Kletterpassagen“ kein Problem für uns und unsere Lotta mag ja ein Angsthase sein, aber klettern kann sie! Andreas traute seinen Augen nicht, als er sah, wir Lotta die Wände erklomm.

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Diese Passagen waren Oskar´s und Leonardo´s Lieblingsteil der gesamten Wanderung. Ab hier musste man aufpassen, wo man hintritt, denn überall tränkt die Isel die Umgebung und setzt das satte Grün unter Wasser. Am besten springt man von Stein zu Stein und balanciert über kleine Bächlein.

Auf der letzten steilen Passage erwartete uns Schneeregen und und wir bekamen langsam kalte Hände. Im Nebel sahen wir schon die Pyramide, die das Ziel des Iseltrails verkündet und nach kurzem Anstieg hatten wir das Ziel erreicht. Es ging ein starker Wind, sodass wir den Moment nicht so lange genießen konnten, wie wir eigentlich wollten. Aber Andreas nahm sich trotzdem ein wenig Zeit, um uns interessante Fakten über die Gletscherzunge des Umbalkees näher zu bringen .

Trotz der Kälte standen wir noch einige Minuten andächtig und fast demütig vor diesem Naturschauspiel und spürten die Kraft, die von diesem Ort ausging, vom Geburtsort der Isel, die auf ihrem Weg nach Lienz so viele Landschaften bereichert und formt, Menschen begeistert und inspiriert, Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist und als einer der wenigen Gletscherflüsse noch so fließen darf, wie sie will.

Überaus glücklich und stolz, es geschafft zu haben, machten wir uns an den Abstieg, der uns keine Probleme bereitete und bald schon unsere Finger wieder aufwärmte. Wieder meisterten wir, inklusive Lotta, die steilen Kletterpassagen hinab ins Tal und kamen nach 2 Stunden bei der Clarahütte an, wo die fröhliche Karin auf uns wartete und uns gratulierte. Nur kurz den Durst gestillt, machten wir uns auf den Rückweg zur Islitzer Alm, bei der wir uns ein ausgiebiges Mittagessen gönnten, bevor wir uns von Andreas und schweren Herzens von Ramona verabschiedeten – der Fotografin, die uns auf dem gesamten Trail begleitete und teilweise unter schwierigsten Bedingungen Fotos machte.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich einen Teil meines Herzens an Osttirol verloren habe, und da spreche ich nicht nur für mich, sondern auch für meinen Mann und meine Kinder.

Alle Menschen, die wir getroffen haben, die uns auf unserem Weg als Iselpioniere erkannt und angesprochen haben, waren so freundlich und nett. Jeder Kellner, jede Kellnerin, die Taxifahrerin vom Großvenediger, die Menschen, die wir unterwegs getroffen haben, waren alle hilfsbereit und freundlich.

Ich möchte mich noch bei Gerhard Pirkner und Franz Theurl bedanken, die es überhaupt erst ermöglichten, dass wir diese einzigartige Erfahrung machen durften. Ganz besonders möchte ich mich bei Klaudia Zanon bedanken, mit der ich eine absolut unproblematische Mail-Korrespondenz hatte. Sie hatte stets eine Antwort auf jede Frage parat und war immer so hilfsbereit.

Ein ganz besonderes Dankeschön aus tiefstem Herzen aber gilt Ramona Waldner, die uns 5 Tage lang von Früh bis Abend begleitet, die alle Pausen und Stopps organisiert und uns so viel über Osttirol erzählt hat. Ramona ist uns allen sehr ans Herz gewachsen und ein Wiedersehen in naher Zukunft ist schon geplant.

DANKE FÜR ALLES!!!

Am Ziel angelangt! (c) Ramona Waldner
Die Iselpioniere mit Nationalpark Ranger Andreas Rofner
(c) Ramona Waldner

Katharina & Simone mit
Sara, Leonardo, Oskar und Lotta

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